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Rauferei + Sozialisation

geschrieben von Jettie(YCH) 
Rauferei + Sozialisation
22. Juli 2003 21:11

Hallo,

der Thread um den Welpen, der "hinten" schnüffelt und dann abgewehrt wird, hat mir wieder einige Fragen aufgeworfen, denn darin heisst es dem nach Sinn nach:

"Ein gut sozialisierter Hund wird bei nichtgewünschten Verhalten eines anderen Hundes verwarnen aber keine ernsthaften Attentate starten."

Ich habe von einem Hundeübungsleiter zu hören bekommen, dass mein achtjähriger Rüde nicht sozialisiert wäre, weil er zu Raufereien neigt. Es stimmt, er neigt dazu, kurze Raufereien anzuzetteln, die aber niemals blutig oder mit Verletzungen ausgegangen sind, sondern bei denen er immer viel Lärm macht, sich aufplustert und dann auch sofort ablässt und ganz ruhig wird. Er macht das auch nicht mit jedem Hund, mag auch einige Rüden, wenn sie nicht allzu gross sind und Hündinnen tut er überhaupt niemals etwas.

Ist es nun wirklich so, dass unser Rüde nicht sozialisiert ist? Unsere Junghündin (6 Monate) liebt er nicht wirklich, aber er tut ihr auch nichts, ein Brummeln und im Höchstfall mal ein kurzes Wegrempeln, aber wirklich Schnappen oder Beissen, nein, das macht er nicht.

Unser Rüde hatte übrigens immer Kontakt zu anderen Hunden, erst mit der Geschlechtsreife fing seine Rauflust an, die auch durch eine Kastration nicht besser wurde.

Kann mir das jemand näher erklären?

Liebe Grüsse,

Jettie




22. Juli 2003 21:38

hallo jettie,

ich halte es absolut nicht für "unnormal", aber leider in der heutigen Zeit für unerwünscht, wo jeder Hund nur noch das Verhalten eines Steifftieres zeigen darf, da er ansonsten direkt als böse, gefährlich und schlecht sozialisiert gilt. Gut sozialisiert heißt, dass dein Hund die "Spielregeln" kennt auf hundliche Art kommunikativ ist. Mal gehen Begnungen "gut" aus und mal kanns in einer Rauferei enden. Entscheidend ist, dass ich den Hund aus solchen Situationen herausholen kann, wenn ich merke es wird brenzlig. Da viele Hundehalter schon nen Herzkasper kriegen wenn mal geknurrt und gebellt hat meiner nur noch Kontakt zu "ausgesuchten" Hunden (und natürlich ihren ´Haltern).

Grüsse Doris

22. Juli 2003 21:44

Hallo Doris,

du sprichst mir aus der Seele. Das kennen wir auch. Ein Beispiel: Mein Rüde begegnet einem anderen Rüden. Sie kennen sich nicht. Die übliche steife Zeremonie, alles scheint in Ordnung zu sein, da knurrt der andere Rüde meinen leise an. Meiner bellt lauthals und empört zurück. Weiter geschieht nichts, aber der Besitzer des fremden Rüden schaute mich vorwurfsvoll an und meinte, dass seiner ja ein gaaaanz liiieber sei und doch überhaupt nichts getan hätte und wieso meiner denn auf einmal so "aggressiv" gebellt habe usw. usw......

Da bin ich rasch weitergegangen, denn für das Anknurren hatten Kid und ich nun mal keine Zeugen *g*

Liebe Grüße
von Petra und Kid dem Wäller!

22. Juli 2003 21:50


Hallo Jettie

Ich halte es wie Doris, mein Hund hat nur noch Kontakt zu ausgesuchten Hunden, da wir viel Hundesport betreiben und mein Mann und ich noch zusätzlich 3x die Woche mit befreundeten Hunden spazieren gehen, sehe ich es nicht ein warum mein Hund sich mit fremden Hunden rumschlagen muss. Mein Hund knurrt auch und lässt sich auch nicht anmachen, was ich auch durchaus normal finde, aber viele eben nicht und denen jedesmal zu erklären, dass mein Hund, auch wenn sie ein Retriever ist, sich nicht alles gefallen zu lassen braucht, stinkt mir ehrlich. Das stresst mich. Also wird bei fremden Hunden Abstand gehalten oder angeleint.
Dein Hund ist sicher normal, er muss ja nicht jeden mögen. Auch wenn es von vielen Hundehaltern erwartet wird.

Grüsse
Yvonne und Luna

23. Juli 2003 05:10

Von manchen wird ein Bericht von 'Bissen' oder 'Raufereien' stets damit unterbrochen, dass sie fragen: 'Hat es geblutet?' und dann 'Wer hat genäht werden müssen?'

Hunde haben nun mal nur ihr Maul zu Greifen. Da sollte man ihnen schon zugestehen, dass sie zumeist genau wissen, was sie damit tun und bewirken. Wenn ein Hund also nicht Hautverletzend beißt, nehmen wir mal an, er hätte das auch nicht beabsichtigt.

Zu auf diese oder jene Weise zu reagieren, wenn einem im sozialen Kontext jemand begegnet, der sich so oder anders verhält, damit dieser seinerseits sein Verhalten darauf einrichten kann, bedeutet vor allem einmal 'Kommunikation'sich miteinandere verständigen, nichts weiter.

Ob diese Kommunikation unter Hunden dann erfolgreich verläuft? Meist schon, wenn wir uns anschauen, wie wenig eigentlich passiert dabei!

Das auch Hundekinder lernen, nicht jedem ungefragt 'unter den Rock' zu greifen, sondern bestimmte Spielregeln einzuhalten bei Begegnungen mit anderen Hunden, kann ihnen eigentlich im zukünftigen Leben als erwachsener, sozial kompetenter Hund nur nützen.

Dauernd fremden Hunden zu begegnen, mit denen die Rangordnung nicht geklärt ist, auch bei flüchtigen Begegnungen gar nicht geklärt werden kann (und soll und darf), damit zu leben und diplomatisch zurecht zu kommen, ist eine Sache, die Hunden in unserer heutigen Zivilisation abverlangt wird. Wenn sie ihre Ressourcen, zu denen neben den Calming Signals und dem Ausweichen auch 'Drohdisplays' - das Zuschaustellen von Mimik und Gestik - einsetzen, wenn ihnen solche Begegnungen zuviel werden, spricht eigentlich ja gerade für eine gute Sozialisation, die sie befähigt, kritische Situationen zu klären, ohne dass dabei jemand verletzt wird.

Wieviel Nähe toleriert wird im Einzelfall von einem Hund, ist u.a. abhängig von seinen Vorerfahrungen und seinem Training in dieser Hinsicht. Das kann in unterschiedlichen Situationen ganz unterschiedlich aussehen: auch meiner Meinung nach muss nicht jeder jeden 'lieben'... und Freiheit ist, sich überall aufhalten zu können, außer nun mal gerade auf den Zehen von jemand anderen, nicht wahr?

Mögen immer mehr Hundebesitzer mehr über die Ausdrucksmittel der Hundesprache lernen und immer mehr vom normalen Hundeverhalten begreifen (oder zum Nutzen aller lieber auf besagte Tiere mit dem Knopf im Ohr wechseln!)

Pascal

23. Juli 2003 04:58

Hallo Petra und Kid,

ihr sprecht mir aus der Seele. Manche Leute sind wirklich oberempfindlich. Gipfel aller Erlebnisse war ein Hundebesitzer mit seinem viermonatigen Welpen der meine Hündin relativ nervig bedrängte (der Hund nicht der Hundebesitzer *g). Als ihn diese dann mit zwei kurzen Bellern ein paar Meter entfernt wegjagte wurde der Herr sofort hysterisch und sagte "Laß uns weitergehen, beißen lassen müssen wir uns ja nicht." Solche Hunde können einem nur leid tun.

Gruß