Rauferei + Sozialisation
23. Juli 2003 07:05

Hallo Vorredner - ich kann mich allen Ausführungen nur aus ganzem Herzen anschließen! Ich hab einen dreijährigen - gut sozialisierten - Rüden, der sich mit den meisten Rüden, wenn man die Begegnung am Anfang vernünftig macht (genügend Platz, Besitzer in entfernung, Hunde eine ordentliche Begegnung machen lassen) gut versteht. Wenn diese Bedingungen mal nicht so optimal sind, gibts aber halt schon mal Gebrumme, und im schlimmsten Fall ein kurzes Kommentkämpfchen mit null Verletzungen. Er drückt dabei eben auch mal einen Welpen oder kleineren Hund runter, aber ohne ihm wehzutun. Dass er, bzw. gleich wir beide schief angesehen werden, stinkt mir allmählich auch gewaltig. Glücklicherweise kennen wir genügend vernünftige Rüdenbesitzer, so dass er auch weiterhin genügend "Männerfreundschaften" pflegen kann!
Schade, dass die doofen Menschen so wenig Vertrauen in die Hunde haben - die könnten das alles wesentlich besser regeln als wir, wenn wir sie artgerecht agieren ließen!!
Gruß Francis


23. Juli 2003 10:38

Tschau Jettie,

Die Frage ist was man unter sozialisiert versteht? Wenn Du unter sozialisiert verstehst, der Hund verhält sich in einem Rudel normal, verteidigt seine Stellung, hat ein natürliches Verhalten, dann kann das so sein. Dann frage ich mich aber, wieso man dieses natürliche Verhalten, mit einer unnatürlichen Kastration verändern wollte. Anscheinend muss er ein Verhalten haben, dass Dir nicht passt, sonst würdest Du nicht schreiben:

:mit der Geschlechtsreife fing seine Rauflust an, die auch durch eine
:Kastration nicht besser wurde.

Wenn dein Trainer mit sozialisiert versteht, dass dein Hund sich sicher in der heutigen Umgebung bewegen kann, so dass er keinen Anstoss gibt, dann hat er eine andere Sicht.

Ich meine dein Hund wäre sozialisiert, aber es könnte sein, dass er zu wenig Respekt vor Dir hat und sich Freiheiten heraus nimmt, die andere stören. Respekt bekommt man mit dem Kastrieren halt nicht, so wie Du das selber bemerkt hast.

Wenn dein Hund Raufereien anfängt, so mag das für ihn natürlich sein. Für mich wäre natürlich, dass ich in einem solchen Fall eingreife und deinem Hund eines salben würde. Ich stehe vor meinem Rudel und bin in der Verpflichtung es zu verteidigen. Nun mit seinem Benehmen, das er ahnscheinend so im Griff hat, dass er sich nicht steigert, stört er andere Rudel extrem. Er kann bei anderen Hunden nachhaltige Schäden hinterlassen, die danach vielleicht ausklinken, wenn sich wieder eine ähnliche Situation ergibt. Deshalb wäre es von Nöten, dass man einen solchen Hund korrigiert, den es geht nicht nur um den Kampf selber, sondern auch um die Probleme die er mit diesem bei anderen Hunden auslöst. Hätte eben jeder die Einstellung, soll der Hund machen was er will, dann ergeben sich grössere Probleme und es ist durchaus auch nicht unnatürlich, dass Blut fliesst. In dem Sinn, dass wir alle wollen, dass man in 10 Jahren auch noch Hunde halten darf, ist Dein Hund für die Gesellschaft nicht sozialisiert, da er eine Stellung in seinem Rudel übernommen hat, in der er nicht kontrollierbar ist.


:Kann mir das jemand näher erklären?

Ich kann’s versuchen. Dein Hund lernte sehr gut, wie er sich verhalten muss.

: bei denen er immer viel Lärm macht, sich aufplustert und dann auch sofort ablässt und
:ganz ruhig wird.

: mag auch einige Rüden, wenn sie nicht allzu gross sind und Hündinnen tut er überhaupt
:niemals etwas.

Das alles wäre normales Verhalten, das er aufgrund seinen vielen Hundekontakte erlernt hat. Er hat ein gutes Wesen und der Hunds wäre soweit korrekt.

: Unser Rüde hatte übrigens immer Kontakt zu anderen Hunden,

Da könnte ein Fehler passiert sein, bei den vielen Kontakten, wurde nicht festgestellt, als es darum ging einen anderen zu drücken. Ich nehme mal an, dass er, vor der Geschlechtsreife, von älteren Hunden überlastet wurde und sie den Hund in eine Position drückten, in der es ihm nicht wohl war. Mit der Geschlechtsreife, wollte er eben in eine höhere Position, in der er drücken konnte. Er ist fast übersozialisiert. Das hätte man unterbinden sollen, als er klein war, dass er nicht gedrückt wird, als er grösser war, dass er nicht drücken darf. Das hätte man relativ einfach machen können, mit anleinen und Spiel beenden, wenn der Kontakt nicht sauber läuft. Nun hat er sich verselbstständigt und eben, wie schon beschrieben, nimmt er nun aufgaben im Rudel wahr, die er nicht sollte. Dazu kommt noch, dass für ihn die Rangordnung im Rudel nicht klar ist, er hat Schlupflöcher gefunden, die er nun ausnutzt. Auch ein Verhalten was normal ist, einen Hund sogar auszeichnet, trotzdem sollte man diese Schlupflöcher dem Hund nicht gewähren.

Ich sage immer, lieber einen Hundekontakt weniger, als zuviel. Denn Negativ-Kontakte können einen Hund prägen. Es ist wichtig, dass die Qualität der Kontakte hoch ist, also nur mit Hunden, die nicht drücken. Nun sollte bei solchen Kontakten dem Hund klar gemacht werden, dass gewisse Spielregeln eingehalten werden, z.B. das eben nicht gerauft wird. Das fängt beim Welpen an, dass längere Zeit über einem anderen steht und Macht ausübt. Später das selbe, es darf nicht toleriert werden. Meine Aufgabe besteht darin, Hundekontakt zu zulassen, die nichts mit Dominanzspiele zu tun haben, ihn von solchen Situationen zu befreien, oder es zu beenden. Anders sieht es aus, wenn Du selber mehrere Hund hast, im eigenen Rudel darf er seine Stellung finden, bei fremden Rudels wird solches Verhalten unterdrückt, weil ich das nicht zulasse.

Gruss P.H


23. Juli 2003 09:39

Woher kenn ich das nur?!

Gipfel unserer *Rüdenbegegnungen* (obwohl mein Hund bei weitem nicht gut sozialisiert ist - es aber auch noch nie ernsthafte Probleme gab ...) :

Wir gehen spatzieren - so ein gleich grosser, jüngerer Rüde kommt mit einem Kamm auf uns zu: Felix lässt sich nicht auf das Spielchen ein und ignoriert den Jungen. Der Besitzer lächelt mich nett an und ich denk mir *einfach weitergehn* - der Hund verfolgt uns und legt Felix dann auch noch den Kopf übers Genick - das hat sich meiner nicht gefallen lassen und los ging ein kurzes *LAAAASS MICH IN RUHE* Ich hab Felix abgerufen und der andere Hund ging dann wieder auf meinen los! Der Besitzer stand da und schrie: *NEHMEN SIE IHREN HUND AN DIE LEINE!!*

Ist das zu toppen? *g* (Übrigens kann ich Bücher mit solchen Begegnungen füllen winking smiley )

LG Julia

Im Übrigen ist das Verhalten deines Rüden vollkommen normal! Keine Sorge ...

23. Juli 2003 09:56

ohh, ein hab ich auch noch:

Grizzly an der Leine, kam ein Golden ganz forsch auf sie zugetrabt, keine Calming signals zu erkennen, der Ruf der Besitzer verhallt im Nirwana.
Grizzly stellt sich quer vor mich und knurrt. Golden ziemlich unbeindruckt, steht wir fest gewachsen. Endlich die Besitzer des Golden da, schauen mich erschreckt an: "die knurrt ja" . Natürlich knurrt sie, soll sie Lapaloma pfeiffen ??? Er packt seinen Hund ganz vorsichtig am Halsband, fühlte sich wohl von den Äusserungen meiner Grizzly angesprochen, der Golden fühlte sich nun wohl was stärker und geht noch einen Schritt vor.
Grizzly dann mit lautem Getöse und Gekeife, muss mir dann noch den Kommentar anhören: ist ja nur, weil ihre geknurrt hat.
"Ja, ich wünsche ihnen auch noch nen schönen Tag !"

Wenn es sie davon abhält ihren "dertutnix=derhörtauchnicht" demnächst einfach zu mir zu lassen, soll es mir recht sein.

LG
Astrid & Grizzly

23. Juli 2003 10:13

looool

na so ein buch wäre sicher ein 750 seiten bestseller tongue sticking out smiley

das merkwürde verhalten hundebesitzer, deren hunde NIE was tun, dass hat er jeztt aber zum ersten Mal gemacht, sowas!



23. Juli 2003 10:19

:
: Hallo Jettie,

: Dein Hund ist sicher normal, er muss ja nicht jeden mögen. Auch wenn es von vielen Hundehaltern erwartet wird.

eben kann mich nur der Meinung von Yvonne anschließen. Sehe ich genauso.
Warum MUSS/SOLL ein Hund sich mit jedem vertragen müssen?? Wir Menschen
können ja auch nicht jeden "riechen".
:
: Gruss, Sam