Hallo,
nachdem Barf hier im Forum immer wieder ein Thema ist, habe ich mich im Netz ein wenig zum Thema umgeschaut. Als erstes fällt mit auf, dass es immer wieder dieselben wenigen Artikel sind, die gebetsmühlenartig auf jeder "Barfer-Seite" wiederholt werden. Diese sind z.B. die Artikel von Silvia Dierauer (Die artgerechte Ernährung des Hundes) oder S. Simon (Zur Ernährung des Hundes).
Die Art und Weise, wie hier für Barf plädiert wird, ist mir zutiefst suspekt. Es werden Behauptungen in den Raum gestellt, jedoch keine Beweise - sprich nachprüfbare wissenschaftliche Untersuchungen - oder sonstige Quellenangaben gemacht. Ausnahme: ein über 60 Jahre alter Versuch an Katzen wird immer wieder gerne zitiert. Aber auch hierbei werden Aussagen gemacht, die mir in ihrer Absolutheit zweifelhaft erscheinen.
Hier einige Aussagen der Barfer, die mir besonders aufstossen:
1) Gekochte Nahrungsmittel sind völlig tot. Vitamine, Mineralien, Enzyme und Aminosäuren werden zerstört oder in einen unbrauchbaren Zustand
verändert. (S.Simon)
Meine Frage dazu:Wie konnten ganze Generationen von Hunden mit Fefu Überleben? Wenn gekochte Nahrung absolut null Nährwert hat? Nach diesem Argument müsste jedes Lebewesen nach einigen Monaten Fefu gestorben sein.
2) Um sich auf Fertigfutter umzustellen hatte der Hund ca. 60 Jahre. In diesen 60 Jahren hat sich der allgemeine Gesundheitszustand unserer Hunde drastisch verschlechtert. Dieses hängt UNBEDINGT mit der schlechten Ernährung zusammen. (S: Simon)
Meine Frage: Beweise für diese These? Glaubwürdige wissenschaftliche Untersuchungen? Kann es nicht sein, dass der Gesundheitzustand der Hunde sich gar nicht verschlechtert hat, sondern ihm statt dessen mehr Aufmerksamkeit zuteil wird? Welcher Bauer gingvor 60 Jahren wegen anhaltenden Durchfalls seines Hundes monatelang zum Tierarzt (Ausnahmen bestätigen sicherlich die Regel)? Entweder der gewöhnliche Strassen-/Hofhund hats überlebt oder eben nicht.
3)10 Jahre (1932-1942) prüfte Dr. Francis Pottenger in einem Experiment
mit 900 Katzen die Notwendigkeit von roher Nahrung für Tiere. Er fand
einen beträchtlichen Unterschied hinsichtlich Gesundheit von den
Katzen, die mit ausschließlich gekochter Nahrung ernährt wurden und
jenen, die rohe Nahrungsmittel bekamen. Die Katzen mit roher Nahrung
gediehen prächtig und konnte gesunde Nachkommen zeugen. Die
Katzen mit ausschließlich gekochter Nahrung zeigten immer stärkere
Krankheitssymptome bis sie schließlich in der 3. Generation keine
Nachkommen mehr produzieren konnten. (S.Dierauer)
Meine Frage: Welche Nahrung wurde gegeben? Wenn ich 10 Jahre Katzengruppe 1 mit rohem Fleisch ernähre und Gruppe 2 mit gekochten Karotten kann ich mir vorstellen, dass Gruppe 1 gesünder ist. Kurz gesagt: unter welchen Bedingungen wurde dieses Experiment durchgeführt?
Wie aussagefähig ist es?
Auch hier wieder der Verweis auf Generationen von Katzen, die ausschließlich mit (gekochtem)DoFu ernährt werden und sich prächtig vermehren (fragt mal im nächsten Tierheim nach, ob wir uns über die Vermehrungsfähigkeiten bei Katzen Sorgen machen müssen).
4)In den USA sehen sich die Gesundheitsbehörden jedes Jahr mit 80 Mio. Fällen von Nahrungsmittelvergiftung konfrontiert, von denen 9000 tödlich verlaufen! Ein guter Teil dieser Vergiftungen rührt von den Hamburgern her, die gefährliche Salmonellenerkrankungen verursachen können. Die Herkunft dieser tödlichen Epidemien wird wie folgt erklärt. Hühnerkot, der als Protein-Lieferant in der Ernährung der Rinder, deren Fleisch für die Herstellung der Hamburger dienen soll, verwendet wird. (S.Dierauer)
Meine Frage: Was hat denn das mit Hundefutter zu tun? Besonders, wo doch Hunde nach Aussagen der Barfer für Salmonellen überhaupt nicht anfällig sind? Und wer bestätigt die Anzahl von 8o Millionen (!) Nahrungsmittelvergiftungen? Bei 255,16 Mio. Einwohnern (Brockhaus, 1998) wäre somit jählich jeder dritte Einwohner (genauer: jeder 3,1895te)von einer Nahrungsmittelvergiftung befallen. Man sagt ja, die USA wären das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber diese Möglichkeit kann ich mir nur schwer vorstellen.
5) In Amerika, die seit 60 Jahren Fertigfutter kennen, ist Krebs die Todesursache Nr. 1 bei Hunden. (S.Dierauer)
Meine Frage: "Eine hohe Sterblichkeit an Krebs ist keine Schande für ein Land und sein Gesundheitswesen, sie ist eher als ein Kompliment zu sehen - je mehr Menschen in einer Gegend dieser Erde an Krebs sterben, desto besser ist dort in aller Regel die Umwelt und die medizinische Versorgung. ...... Und je höher die Lebenserwartung, desto höher auch die Krebsmortalität."
Zitiert aus: Lexikon der populären Irrtümer von Walter Krämer und Götz Trenkler; Piper Verlag München, 7.Auflage 1999, S. 217 f
Dort wird auch ausführlich erklärt und dargelegt, warum das so ist. Eigentlich logisch, aber wem es nicht einleuchtet, der kann es gerne nachlesen.
Ich könnte also in Bezug auf Fefu genau andersrum als die Barfer argumentieren: Mit Fefu ernährt man seinen Hund so gesund, dass er nicht mit 5 Jahren an Mangelerscheinungen stirbt, sondern gute Chancen hat, recht alt zu werden und als Folge dessen evtl. an Krebs zu sterben. - Das war jetzt allerdings nicht ganz ernst gemeint, sondern es war die gleiche, platte "Arumentation", die hinter den Aussagen der Barf-Befürworter steht.
Ich möchte hier niemandem zum Nicht-Barfen bekehren; es soll jeder seinen Hund ernähren, wie er es für richtig hält. Ich lehne Barf auch nicht prinzipiell ab, dazu kenne ich es zu wenig. Aber ich lehne die Art und Weise ab, mit der für Barf plädiert wird: nämlich mit pauschalen Behauptungen, die unbewiesen in den Raum gestellt werden.
Wenn jemand unter Euch Fakten, Zahlen, Statistiken, ordnungsgemäße wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Barf hat: immer her damit. Denn wie ich im Titel dieses threads angedeutet habe, habe ich bei den Barfer-Seiten nichts dergleichen gefunden. Einzelfalldarlegungen nach dem Motto "Das Fell/die Zähne meines Hundes ist jetzt viel schöner", etc. sind übrigens keine wissenschaftlich fundierten Beweise.
Liebe Barfer, fühlt Euch nicht auf den Schlips getreten, sondern herausgefordert, mich mit Fakten zu informieren.
Viele Grüße,
Kerstin Hk