Burnell, Teubner und Simpson haben schon 1974 anhand verschiedener Parameter aufgezeigt, was bei Hunden passiert, wenn dem Futter Kalium entzogen wird: während einer kaliumfreien Diät sinkt im Plasma die HCO3--Konzentration, weil nach dem Verschwinden der Säuren ins Zellinnere diese Base verstärkt ausgeschieden wird. Im Urin sinkt die Netto-Säure-Exkretion und der pH steigt.
Interessant wird das Geschehen aber erst, nachdem dem Futter wieder Kalium zugesetzt wurde: die Säure-Exkretion steigt rapide an und der Urin-pH sinkt tief in saure Bereiche.
Das zeigt deutlich, daß die sauren Valenzen im Körper versteckt waren und durch die Kaliumzufuhr wieder aus ihrem Versteck vertrieben und der renalen Elimination preisgegeben wurden. Eine wirksame "Entsäuerung" setzt also zwingend Kalium voraus.
Getreide säuert nicht, es entsäuert
Damit entpuppt sich aber eine weitere in naturheilkundlichen Kreisen weit verbreitete These als Irrtum, nämlich daß Getreide säuern würde. Das ist auch in sich nicht sonderlich logisch.
Schon die Ärzte im alten Arabien wußten, daß Pflanzenasche = al kali (lateinisch/englisch Potassium = Pottasche) etwas für den Stoffwechsel bedeutsames enthält. Und jeder Vegetarier weiß heute, daß die pflanzliche Ernährung den Urin alkalisch macht, eine Folge des reichen Kaliumgehaltes der Pflanzen.
Warum sollte Getreide sich anders verhalten ?
Der obige Tierversuch, unwissentlich vieltausendfach an Menschen wiederholt, macht deutlich, wie diese These entstanden ist. Wenn intrazellulär übersäuerte Kaliummangel-Patienten auf Getreide-Ernährung umgestellt werden, dann wird die Säure ausgetrieben. Der Urin wird sauer, aber nicht etwa weil Getreide säuert, sondern weil es entsäuert. So schnell ziehen wir falsche Schlüsse aus richtigen Beobachtungen.
Allenfalls stark eiweißhaltiges Getreide - z.B. Soja oder Hafer - kann vom Eiweißgehalt her die Säurebilanz steigen lassen.