Hallo Daniela,
: Ja, Du hast schon recht, ein bißchen natürliche Auswahl wäre sicherlich gesund...aber, als ich den Verdacht hegte, meine Hündin sei trächtig, habe ich mir auch einen kopf gemacht, wie ich reagiere, wenn ein Welpe bei der Geburt Hilfe braucht. Allerdings bin ich auch kein guter Züchter, ich hätte keinen welpen weggeben können...grins...
Wenn Du zwölf 8 Wochen alte Welpen hast, von denen jeder vor Unternehmungsgeist nur so strotzt, bist Du ganz froh, wenn es irgendwann so nach und nach weniger werden. Aber schwer ist es trotzdem, bei mir wurden an einem Tag mal 5 Stück im Laufe eines Morgens abgeholt, das war echt schlimm, alles so leer und ruhig auf einmal... Man freut sich aber, wenn man hört und/oder sieht, daß es den Kleinen gut geht, und außerdem ist es wichtig, daß sie in dieser Phase in ihr neues Zuhause kommen.
Man sollte allen seinen Welpen auch helfen, so gut es geht, oftmals haben sie während der Geburt ja nur etwas Fruchtwasser geschluckt oder sie haben einen Sauerstoffmangel, da hilft kaltes Wasser oft Wunder. Aber was da heute an künstlicher Ernährung usw. betrieben wird schadet meiner Meinung nach der Gesundheit der Rassen. Wenn ein Welpe keinen Saugreflex hat, würde er in der Natur zu Grunde gehen, die Hündin würde sich bereits nach einem halben Tag nicht mehr um ihn kümmern. So einen Welpen per Magenschlundsonde zu ernähren, bis erst Tage oder Wochen später seine Lebensgeister so richtig erwachen, naja, ich habe bisher noch nie vor solchen Problemen gestanden, aber ich habe mir geschworen, daß ich so etwas nie machen werden. Ich glaube, meine alte Jagdhündin, vielfache und gute Mutter, hätte mich auch für verrückt erklärt.
Im übrigen ist es recht lustig, wenn man von seinem Tierarzt erfährt, welche Züchter die sind, die lebensschwache Welpen am meisten päppeln; es sind nämlich fast ausnahmslos diejenigen, die nach außen hin immer lautstark verkünden, daß zum Wohle der Rasse kräftig "gemerzt" werden muß... *megagrins*
: Du, bei Schäferhunden gibt es aber auch viele tiere mit Gendefekten, oder sehe ich das falsch? Ich kenne unglaublich viele mit zT schwerer HD und Unberechenbarkeit, fällt mir das nur auf, weil es so viele Schäferhunde gibt (zumindest bei uns) oder ist das wirklich ein Problem einer überzüchteten Rasse?
Das mit der HD bekommen wir jetzt hoffentlich besser in den Griff; seit diesem Jahr gibt es die Zuchtwertschätzung, bei der nur noch unterdurchschnittlich erbmäßig belastete Tiere miteinander verpaart werden dürfen. Bisher wurden ja nur die phänotypmäßig belasteten Tiere ausgeschlossen; es gibt aber natürlich auch Tiere, welche zwar selbst eine gute Hüfte haben, die aber erbmäßig überproportional belastet sind und HD vererben. Bisher war eine gute Hüfte eine gute Hüfte. Heute gibt es für jedes Tier einen Zuchtwert (de rsich alle 3 Monate ändert), der, ganz grob gesehen, je zu einem Drittel aus dem Zustand der eigenen Hüfte, aus der Vererbungskraft der Elterntiere in Bezug auf HD und aus dem Zustand der Hüften der Nachkommen besteht. Laut den Erfahrungen mit Zuchtwertschätzungen in der Nutztierzucht müßte sich das HD-Problem beim DSH innerhalb der nächsten 10 Jahre stark zum besseren wenden.
Beim DSH können viele gesundheitliche Probleme auftreten. Dazu muß man aber drei Sachenbedenken:
Es gibt eine Schau- und eine Leistungspopulation beim DSH. Der Schauhund ist größer und schwerer, bei seiner Zucht spielen Ausstellungserfolge die erste Geige. Auf Prüfungen wird er nur geführt, bis er die zur Zucht und für das Deckgeschäft nötigen Prüfungen abgelegt hat.
Der Leistungshund hingegen ist oftmals kleiner und leichter, nicht so stark überwinkelt und wird in erster Linie auf Leistung selektiert. Die kann er aber nur bringen, wenn er gesund ist. Auf die Schau geht er i.d.R. nur einmal, um die für die Zuchtzulassung erforderliche Schubewertung zu bekommen. Durch die Selektion auf Leistung ist ein recht "harter", belastbarer und triebstarker Hund entstanden.
Während im Schaubereich viele gesundheitliche Probleme längere Zeit kaschiert werden können, ist der Leistungshund ein Hochleistungssportler, bei dem gesundheitliche Probleme schnell auffallen. So können auf der einen Seite Erbkrankheiten oftmals mehrere Generationen "mitgeschleppt" werden, bevor sie zum so großen Problem werden, daß sie wirklich auffallen (Bauchspeicheldrüse, Bluterkrankheit, Demodex usw.), während auf der anderen Seite z.B. Bauchspeicheldrüsenprobleme sofort auffallen, weil der Hund im Verlauf der Ausbildung häufig mit Streß konfrontiert wird. Es ist wie bei den Menschen: Tennisspielen wir Boris Becker kann man nur, wenn man kerngesund ist.
Wir haben also beim DSH einerseits das Problem (welches fast alle Rassen haben), daß in der Schaupopulation mangels härterer Selektion Erbkrankheiten verschleppt werden können, während auf der anderen Seite Hunde aus dem Leistungssport als krank "aussortiert" werden, die unter normalen Haltungsbedingungen aber ohne Symptome steinalt werden können. Hinzu kommt als Drittes, daß es nun mal wahnsinnig viele DSH''s gibt und in fast jeder Tierarztpraxis schon mal ein DSH mit fast jeder Krankheit war.
Das mit den Wesensmängeln (ängstliche DSH's usw.) resultiert meiner Meinung nach hauptsächlich daraus, daß in der Schaulinie nicht genügend auf die Arbeitsfähigkeit der Zuchttiere Wert gelegt wird. Normalerweise hat ein guter Arbeitshund auch ein festes Wesen.
Viele Grüße
Antje