Magendrehung - mehrere Mahlzeiten???
26. Februar 2000 14:33

Hallo

Kein Problem, aber eine Frage, die mich interessiert:
Es wird immer wieder vor den Gefahren einer Magendrehung gewarnt und ich habe bisher auch immer darauf geachtet, meinen Hund nach dem Füttern nicht toben zu lassen. In "Das deutsche Hundemagazin" habe ich jetzt die Empfehlung gefunden, dem Hund nicht einmal eine große, sondern besser mehrmals täglich kleine Portionen zu füttern, damit der Magen nie zu voll ist.
Mir scheint das sehr übertrieben zu sein. Beim Wolf als Stammvater des Hundes ist es - nach allem, was ich gelesen habe - doch so, daß er sich in größeren Zeitabständen und nach einer anstrengenden Jagd den Bauch richtig vollschlägt und anschließend ruht. In der Zwischenzeit frißt er eher Kleingetier, das nicht ganz so mühsam zu kriegen ist (allerdings auch kaum sättigt).

Jetzt aber meine Frage: Ist es nicht artgerechter, dem Hund nach einem anstrengenden Spaziergang seine Futterportion als ganzes zu geben und ihn danach ruhen zu lassen (was er dann höchstwahrscheinlich sowieso tut), als alles in 2, 3 oder gar 4 Portionen, je nach Hundegröße, aufzuteilen.

Was meint ihr dazu?

Tschüsi, Barbli und Pina, der schwarze Zwergwolf


P.S.: So betrachtet ist die "Technik" unterwegs Trainingseinheiten einzulegen und diese mit Futter bzw. Leckerbissen zu belohnen doch eigentlich ganz natürlich, nur daß der Wolf die Belohnung (Käfer, Maus o.ä.) für geschickte Jagdtechniken erhält, der Hund für Platz und andere Verhaltensweisen, die unter Umständen eher jagdfern sind (es sei denn, man bildet ihn zum Fährtensuchen aus).

26. Februar 2000 21:17

Hallo Barbli,

: Mir scheint das sehr übertrieben zu sein. Beim Wolf als Stammvater des Hundes ist es - nach allem, was ich gelesen habe - doch so, daß er sich in größeren Zeitabständen und nach einer anstrengenden Jagd den Bauch richtig vollschlägt und anschließend ruht.

Das ist nicht übertrieben, da unser Haushund eben seit tausenden von Jahren kein Wolf mehr ist.
Zudem sind meist auch nur die größeren Rassen betroffen und es spielen bei einer Magendrehung eine Bindegewebsschwäche und ein antrainierter überdehnter Magen auch noch eine gewichtige Rolle.

: Jetzt aber meine Frage: Ist es nicht artgerechter, dem Hund nach einem anstrengenden Spaziergang seine Futterportion als ganzes zu geben und ihn danach ruhen zu lassen (was er dann höchstwahrscheinlich sowieso tut), als alles in 2, 3 oder gar 4 Portionen, je nach Hundegröße, aufzuteilen.

Artgerecht in Bezug auf wen ? Im Gegensatz zu einem Wolf, der sich wenn es schlecht kommt nur einmal in der Woche den Bauch vollschlagen kann, sind unsere Haushunde überernährt und müssen dafür nicht mal was tun.
Ich glaube wirklich nicht, daß man Wolf und Haushund so vergleichen sollte. Die Lebensweise ist so unterschiedlich. So passiert es Wölfen nach einem Schlemmermahl wohl seltener, daß sie gestört werden, was bei unseren Hunden doch alle Nase lang geschiet.
Ich hätte auch keine Lust bei meinen Hunden auf die natürliche Auslese zu "warten". Lieber treffe ich in Bezug auf Magendrehung einige Vorsichtsmaßnahmen und gut ist.
Aber Du kannst es ja mal probieren ;o). Nein, solltest Du lieber nicht.

Viele Grüße

BM-Susi

27. Februar 2000 00:53

Hey Barbli,
:
mehrmals täglich kleine Portionen zu füttern, damit der Magen nie zu voll ist.

Ich habe die Portionen für meine hündin auf zwei Tagesrationen aufgeteilt. Eine bekommt sie morgens nach dem Spaziergang und die andere abends nach dem Spaziergang. Ich denke, da ist man immer auf der sicheren Seite. Eine noch größere oder schwerere Rasse würde ich bestenfalls 3 - 4 mal täglich füttern. Die Magendrehung ist nicht zu verkennen. Ich selber kenne solch einen Fall, aber er hat gottseidank aufgrund der richtigen Diagnose meiner "Kollegin" überlebt.

: Mir scheint das sehr übertrieben zu sein.

Nein, ich denke, nicht!

Beim Wolf als Stammvater des Hundes ist es - nach allem, was ich gelesen habe - doch so, daß er sich in größeren Zeitabständen und nach einer anstrengenden Jagd den Bauch richtig vollschlägt und anschließend ruht.

Ach Barbli, was früher einmal war .... 1. Weißt Du das genau, daß nicht auch da letztendlich einer an einer Magendrehung verendet ist und 2. gab es die ganzen Krankheiten, mit denen wir uns heute rumschlagen (HD, PRA, ED, Spondylose usw.) auch früher schon? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich die Wölfe von alleine 15 Monate geschont haben, um ein vernünftiges Knochengerüst zu bekommen. Und was ist heute? Wir stopfen (angeblich) die beste Ernährung in unseren Hund, früher haben gerade Welpen und Junghunde zuletzt das Futter bekommen und somit das, was übrig blieb und das war sicherlich nicht das beste. Sieh doch auch mal da den Unterschied!
:
: Jetzt aber meine Frage: Ist es nicht artgerechter, dem Hund nach einem anstrengenden Spaziergang seine Futterportion als ganzes zu geben und ihn danach ruhen zu lassen (was er dann höchstwahrscheinlich sowieso tut), als alles in 2, 3 oder gar 4 Portionen, je nach Hundegröße, aufzuteilen.

Was verstehst Du unter artgerecht? Ich denke, Du verkennst die Zeit. Heute ist eben heute und früher war früher. Wenn man einem Risiko aus dem Weg gehen kann, dann würde ich das tun und es ist eben die Realität (leider).

Viele Grüße
Bianca


03. März 2000 10:48

Hallo Susi

Also, erstmal daß wir uns nicht mißverstehen: ich wünsche keinem Hund eine Magendrehung und würde das auch nie provozieren wollen.
Ich wollte auch niemanden davon abhalten, seinen Hund mehrmals am Tag zu füttern, es ging mir eher um die Frage, ob das der einzige Weg ist. Dabei bin ich wohl etwas über's Ziel hinausgeschossen.

: Das ist nicht übertrieben, da unser Haushund eben seit tausenden von Jahren kein Wolf mehr ist.
: Zudem sind meist auch nur die größeren Rassen betroffen und es spielen bei einer Magendrehung eine Bindegewebsschwäche und ein antrainierter überdehnter Magen auch noch eine gewichtige Rolle.

Da hast du sicher recht, das habe ich übersehen. Bei der Zuchtauslese des Hundes ist natürlich auf alles mögliche geachtet worden, nur nicht darauf ob er eine Neigung zu Magendrehungen hat (wie auch, es bekommt ja nicht jeder Hund mit Neigung dazu auch gleich eine Magendrehung und kann dann von der Zucht ausgeschlossen werden). Beim Wolf dagegen ist die Zucht (Auslese) um einiges härter und auch ausschließlich auf Merkmale beschränkt, die das Überleben fördern. Insofern muß man natürlich beim Hund berücksichtigen, daß er da in einigen Dingen empfindlicher ist.

: Artgerecht in Bezug auf wen ? Im Gegensatz zu einem Wolf, der sich wenn es schlecht kommt nur einmal in der Woche den Bauch vollschlagen kann, sind unsere Haushunde überernährt und müssen dafür nicht mal was tun.

Da hast du recht.
Was ich mit artgerecht meine ist folgendes: Wenn es mir möglich ist, würde ich verstärkt darauf achten, diese - meiner Ansicht nach - natürliche Reihenfolge (Anstrengung, Essen, Schlaf) einzuhalten. Erst wenn mir das nicht möglich ist, würde ich mir über die stärkere Streuung der Mahlzeiten über den Tag Gedanken machen. Allerdings habe ich einen eher kleinen Hund (14 kg), bei einem großen würde ich das wahrscheinlich auch anders machen.

: Ich hätte auch keine Lust bei meinen Hunden auf die natürliche Auslese zu "warten".

Um Gotteswillen, bloß nicht, siehe ganz oben

Im Übrigen bekommt auch Pina selten eine komplette Portion auf einmal, das liegt aber daran, daß ich einen Teil ihres Futters immer unterwegs dabei habe und ihr bei Übungen als Belohnung gebe (abwechselnd mit "richtigen" Leckerchen). Normalerweise ist das etwa ein Drittel bis die Hälfte ihrer Ration, manchmal sogar mehr, und das bekommt sie dann über einen Zeitraum von bis zu 2 Stunden verteilt.

Also, uns allen eine magendrehungsfreie Zukunft, egal auf welchem Wege
wünschen Barbli und Pina


04. März 2000 00:14

Hallo Barbli & Pina,

:Bei der Zuchtauslese des Hundes ist natürlich auf alles mögliche geachtet worden, nur nicht darauf ob er eine Neigung zu Magendrehungen hat (wie auch, es bekommt ja nicht jeder Hund mit Neigung dazu auch gleich eine Magendrehung und kann dann von der Zucht ausgeschlossen werden).

Die Zucht der großen Hunde hat es schon in sich. Der Magen ist, um es mal sehr vereinfacht auszudrücken, nur an zwei Stellen "befestigt" und baumelt voll oder leer im Bauchraum des Hundes. Da große Hunde meist eine tiefe Brust haben, im Gegensatz zu einem Wolf die eher flachbrüstig sind, ist die Schwingfläche für den Magen natürlich groß. Die meisten großwüchsigen Rassen neigen zudem zu einer allgemeinen Bindegewebsschwäche (laberige Magenaufhängung und schnell überdehnbarer Magen)und das begünstigt eine Drehung auch noch. Dann kommt noch ein Problem dazu, das Überfüttern. Es wird ja immer angenommen, daß ein großer Hund sehr viel zu fressen braucht und nur ein rundlicher Hund auch ein glücklicher Hund ist. Und wenn man dann nicht richtig aufpaßt, kann es ernst werden.
Wir füttern unsere Hunde (Lab, Bullmastiff) zweimal am Tag, jeweils nach den großen Spaziergängen und danach ist Ruhe angesagt. Wir weisen auch Besucher darauf hin und befehlen die Hunde auch schonmal ins Platz.
Meiner Meinung nach ist das ausreichend aber Vorsicht ist bekanntlicherweise besser als heilen ;o).

Viele Wochenendgrüße

Susi, Baxter & Duke


04. März 2000 10:02

Hallo Susi, Baxter und Duke

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, das war sehr informativ.

Schönes Wochenende wünschen Barbli und Pina