Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Groll - die Geschichte eines Bullis

geschrieben von Anja Sticher(YCH) 
Groll - die Geschichte eines Bullis
23. April 2000 16:41


Groll hockte an einer Raststätte an einer vielbefahrenen Straße irgendwo in New York.
Er war ein Bullterrrier mit stählernden Muskeln.
Sein weißes Fell glitzerte in der Sonne, seine dreieckigen braunen Augen funkelten.
Er saß nun schon mehr als drei Stunden dort, doch es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, da seine Familie ihn hier zurück gelassen hatte.
Es dämmerte schon und die Angst vor der Dunkelheit ließ ihn erzittern. Ein Schauer rann ihm über den kräftigen Rücken.
Ein Frau kam vorbei - blond und groß. Sie roch nach Blumen - Maiglöckchen vielleicht.
Er hob die Nase in den Wind, witterte. Guter Geruch!
Er sprang nach vorne, auf die Dame zu, doch die Leine um seinen Hals, die seine Besitzer um eine Mülltonne geschlungen hatten, schleuderte ihn zurück. Er blieb liegen.
Die Frau wich ihm aus. Ein Bullterrier!
Die Furcht lähmte sie für kurze Zeit, mit angsterfüllten Augen starrte sie zu Groll hinüber.
Er hatte Zähne, Dolche, stark genug, die Knöcheln einer menschlichen Hand zu brechen.
Groll hatte noch nie davon Gebrauch gemacht, selbst nicht in Zeiten, in denen ihm die Welpen seiner Herrn an Ohren und Schwanz gezogen hatten. Er war ein solch gütiger Hund!
Die Frau konnte das natürlich nicht wissen und - wer weiß - wahrscheinlich hätte es sie wenig interessiert.
Sie lief weiter, schnell, verschwand in ihrem Auto und Groll sah ihr noch lange nach.
Dann seufzte er, ließ sich ins warme Gras plumpsen, und bettete den Kopf auf die Vorderpfoten.
Seine Hoffnung war noch nicht erloschen, war noch da und würde immer da sein. Und wenn seine Menschen nach Jahren wieder kämen, so würde er zu ihnen rennen, voller Freude, und ihnen schwanzwedelnd und wimmernd zu verstehen geben, dass er sie noch immer liebte, trotz allem.
Wenn ein Hund einen Menschen liebt, dann tut er dies bedingungslos und für alle Ewigkeit!