Für LILLI
22. August 2000 20:00

Das Mädchen und ihre Begleiter schenkten den skeptischen Blicken des Tierheimmitarbeiters keine Aufmerksamkeit. Leute wie sie waren in der
kleinen Stadt in Norddeutschland nicht sehr beliebt.
Das Mädchen hatte nur Augen für den schwarzen Welpen, der sich ängstlich
an die Betonwand des Zwingers drückte. Seine Geschwister tollten munter
umher und ließen sich bereitwillig kraulen. Keine Frage! Das Häuflein
Elend an der Wand sollte es sein!
Ein Vertrag wurde ausgefüllt: Schäferhundmischling, weiblich, 40 DM !!!
Dem Mädchen verschlug es die Sprache. 40 DM !!!! Ein Vermögen, wenn die
monatlichen Einkünfte gerade mal 300 DM betragen. Ein Leben ohne diesen
kleinen Hund erschschien jedoch sinnlos. Die Begleiter des Mädchens sahen das genauso und halfen mit etwas Geld aus.
Erst dann wurde der Zwinger geöffnet und die " Übergabe " konnte statt-
finden.
Das Mädchen war außer sich vor Glück !!! Dieses kleine, weiche Hunde -
mädchen sollte von nun an zu ihr gehören. LILLI soll sie heißen. Das passt zu ihr! LILLI, was für ein Name!!!
Das Mädchen hatte auch kein Geld für Halsband und Hundeleine. Kein Problem, kleine Hunde kann man auch unter den Arm klemmen.
Zwischen lauter bunten Menschen mit gefärbten Haaren und Nietenbesetzten Lederjacken wurde aus LILLI ein großer, schöner Hund.
Ihre Lebensaufgabe schien schien darin zu bestehen, das Mädchen nicht aus den Augen zu lassen. Die Leine, irgendwann doch noch angeschafft,
wurde kaum benutzt, da LILLI sich nur auf die Schritte des Mädchens konzentrierte, oder ihren Worten lauschte.
Wie bereits erwähnt, waren viele Einwohner der kleinen Stadt Menschen mit anderer Lebensart nicht gerade wohlgesonnen. Das galt auch für Hunde, die ohne Leine laufen durften. Es hieß sogar:" Schäferhunde sind
von Natur aus bissig!"
Nix wie weg! Berlin sollte es sein!
Die anfänglichen Sorgen, ob ein Hund vom Land die große Stadt verkraften wird, waren unnötig. LILLI lebte sich sofort ein und tollte
in den zahlreichen Grünanlagen herum. Welch ein Lebensgefühl!!! In Berlin gehörte es damals zum guten Ton, die Hunde frei laufen zu lassen. Cafe`s, Kneipen... kein Problem. Überall freundliche Hunde und
dazwischen LILLI, immer darauf bedacht auf das Mädchen zu achten.
LILLI war 7 Jahre alt, als sie das erste Mal ernsthaft krank wurde.
Die Diagnose des Arztes lautete : Scheinschwangerschaft. Routine für den Arzt... Seltsam nur, weil das Mädchen zu dieser Zeit ein Kind erwartete.
Das Mädchen brachte einen Jungen zur Welt.Etwas zu zart für diese Welt,
weil etwas zu früh gebohren. Sein Name sollte Vincent sein. Vincent, der Sieger!! Ein schöner Name! Niemals hat sich ein Hund so sehr über
ein winziges Baby gefreut wie LILLI!
LILLI, die draußen so gerne vorauslief, trabte von nun an ganz langsam
neben dem Kinderwagen und schnupperte immer mal wieder in Richtung
Kindergesicht, um nach dem Rechten zu sehen.
Sobald Vincent anfing zu krabbeln, war kein Krümel Frolic vor ihm sicher. LILLI hat ihn immer zu erst essen lassen...
Die ersten tapsigen Schritte hat sie aufgeregt wedelnd begleitet. Die
Tränen der mißglückten Gehversuche wurden sorgfältig abgeleckt.
LIILI war immer schneller als das Mädchen!
Viele Menschen behaupten, dass die Jahre mit einem Kind wie im Fluge
vergehen. Sie haben Recht!
LILLI wurde älter. LILLI, die Sprinterin, hatte keine Lust mehr Stöckchen zu jagen. LILLI, die Wachsame, überhörte die Türklingel.
LILLI, die Schöne, bekam ein stumpfes Fell. LILLI, die Fröhliche zog sich zurück. LILLI, die Aufmerksame wurde müde.
Die Diagnose des Tierarztes lautete " Krebs ".
Altersbedingt, machen sie sich keine Sorgen, sie müßen doch nicht weinen. Rufen sie mich an, wenn es schlimmer wird. Alles Routine..
LILLI war 14 Jahre alt, als sie nicht mehr leben konnte. Sie starb mit
Hilfe des Arztes, zu Hause in meinen Armen.
Die Zeit stand still.


22. August 2000 20:10

Liebe Stefanie, Lilli war für Dich bestimmt und Dein Leben hätte NIE diesen Lauf genommen, wenn Du nicht Lilli gehabt hättest!
Es ist für Dich sehr traurig, ich kann es halbwegs, durch eigene Erfahrungen, nachvollziehen, aber sei auch froh darüber, dass sie Dich gehabt hat! Zum einen für das schöne Leben, dass Du ihr gegeben hast und zum anderen gehört zur Liebe auch der Tod!!!
Danke, dass Du von Lilli erzählt hast!
Anja und Arthos

22. August 2000 20:07

Hallo Stefanie,
Ist das deine erfahrende Geschichte.
Oder hast Du dies ausgedacht?
Es ist wunderschön!
Grüße Simona
:
:


22. August 2000 20:38

Liebe Stefanie,
Ich möchte Dir sagen,wie sehr ich Dich verstehe.
Vor 9Jahren habe ich das ähliche erlebt,aber mit einem Pferd.Ich habe dieses vom Händler übernommen und aufgepeppelt.Wir haben uns verstanden,ohne die selbe Sprach zu sprechen.Als ich mit 16Jahren schwanger wurde,und in der Kriese steckte,habe ich eine Hilfe von diesem Tier erfahren,die kann man nicht in Worte fassen.
1991 ist er in den Armen meines Mannes eingeschläfert worden.Ich habe den Tod des Pferdes noch heute nicht überwunden,aber mir hilft es,denn ich weiß das er nah bei mir ist,Irgendwo!
Und wenn ich die Hände meines Mannes streichle,stereichle ich den letzten Athem des Pferdes mit.
Ich möchte Die zum Trost schreiben:Glaube fest daran,das Du Deine Hündin irgendwann wiedersiehst.
Und lebe deine Trauer,um sie verarbeiten zu können,damit in deinem Herzen die Fantasie aufleben kann.
Ich drücke Dich herzlich unbekannterweise.
Johanna aus Berlin
:


23. August 2000 09:42

Liebe Stefanie,

ich weiß, wie Du Dich jetzt fühlst. Keine Worte der Welt können Dir Deinen Schmerz nehmen. Dieses Gefühl der Leere wird immer bleiben.
Aber vergiß bitte nicht, bei Dir hatte Lilli 14 wunderschöne Jahre und sie hat in dieser langen Zeit Dein Leben bereichert. Das kann Dir niemand nehmen. Du wirst sie wiedersehen, auch wenn es noch lange dauert. Ein Abschied ist mit Schmerz verbunden, das können wir leider nicht ändern. Diese Lücke kannst Du nur mit einem neuen Hund füllen, der Dir zwar nie Lilli ersetzen kann, aber ein Stück des Schmerzes lindert.
Lilli wohnt in Deinem Herzen und wird immer in Deiner Nähe sein, egal wo Du auch bist.

Ich drücke Dich,
Heike

23. August 2000 11:35

Hallo Stefanie,
jetzt sitzt ich hier im Büro und heule.
Das tut mir leid mit Lilli.
Du hast die Geschichte sehr schön geschrieben.
Ruth