Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Ein Labradorschicksal

geschrieben von Kerstin mit Rakker(YCH) 
Ein Labradorschicksal
16. Mai 2002 16:37

Heute war es dann soweit, ich hörte, was ich schon länger erwartet hatte. Ich wurde ganz traurig und der ganze Tag war irgendwie versaut. Aber von vorne:
Anfang Dezember erzählte mir die Mutter eines Klassenkameraden meiner Kinder, dass sie sich auch einen Hund anschaffen wollen. Einen Labrador, Rüde, Schokobraun. Ich meinte: schön, aber pass auf, dass du einen gesunden erwischt. Jaja, sie wollte sich im Internet informieren. Das tat ich auch, beim Labradorzuchtverein Holland: 7mon Wartezeit für einen Rüden, 9 bis 11 für eine Hündin in der Farbe. Gut, dachte ich, dann hat sie ja noch Zeit, sich die Sache zu überlegen. Denn mein Eindruck von den Leuten ist, dass sie nicht so unbedingt zuverlässig sind und auch kein Typ für ein Haustier, das einige Jährchen Verantwortung verlangt.
Anfang Januar war der Hund dann da (4 Wochen später). Eigentlich etwas zu früh, die Abgabezeit passte meiner Bekannten nicht so gut, in den Ferien der Kinder... Wuffi bekam eine Halsentzündung und eine Packung Antibiotika. Dann noch eine und schließlich die dritte. Er bekam kahle Flecken auf der Schulter, wurde aber endlich gesund. Der Züchter meinte nur "ich habe Ihnen einen gesunden Hund mitgegeben"
Dann wurde er dick und rund gefüttert, durfte spielen und ging zum Welpenkurs. Im März meinte Frauchen zum ersten Mal: er läuft vorne so komisch. Er durfte nur noch 20min pro mal raus, wurde schlanker und entwickelte sich endlich zu einem netten Hund. Aber jetzt, im Mai, kommt er nicht mehr aus seinem Körbchen, spielt kaum noch und verweigert manchmal einfach den Weg nach Hause.
Heute war er zum Röntgen: ED. Die Ärztin hätte gleich gesagt, das würde wohl Einschläfern bedeuten. Und wisst ihr, was das Schlimmste daran ist? Ich habe das Gefühl, es würde der Familie ganz gut passen! Natürlich sind sie traurig und es ist ja auch schlimm, dass die Kinder ihr Herz so an den Hund gehängt haben usw. Aber es wird nichts gemacht, kein Orthopäde gefragt, keine OP in Betracht gezogen. Jetzt haben sie einen Grund, noch vor den Sommerferien von ihrem Hund abzukommen.
ED ist doch operabel, oder irre ich mich da? Und wie sind die Aussichten danach, bleibt der Hund Zeit seines Lebens anfällig?
Irgendwie war alles von Anfang an so vorhersehbar, es ist so schade um den Hund und so gemein von diesem Züchter. Der hat nämlich immer noch keinen Kaufvertrag zugeschickt (er hatte im Moment des Kaufs gerade keine Kopie) und als er darauf angesprochen wurde, fragte er erstmal nach der Gesundheit des Hundes ("und läuft er vorne gut?"winking smiley
Möglicherweise ist die Hündin schon wieder gedeckt, schließlich hat sie die Modefarbe.
frustrierte Grüße
Kerstin mit Rakker (gesund!)


17. Mai 2002 07:49

Hallo Kerstin!
Das ist ja wirklich eine traurige Geschichte, aber auch wieder typisch für unsere Konsumgesellschaft, was nicht funktioniert oder langweilt kommt weg. Ich möchte nicht wissen, wieviele Leute ihre Kinder umtauschen würden, wenn es ginge...
Kann Dir nur eine ähnliche Geschichte, aber mit gutem Ausgang erzählen. Vor ca. 1,5 Jahren ging meine Freundin mit ihrem Hund zum TA, sie arbeitete damals auch im TH. Beim TA wurde sie gleich in ein Nebenzimmer gerufen, in dem eine Familie mit einem Bernersenn-Welpen saß, der in eienem erbärmlichen Zustand war. Die Familie hatte den Hund eine knappe Woche und jetzt wollten sie ihn nicht mehr, weil er so viel Dreck machte und nur apathisch rumlag und nicht mit den Kindern spielen wollte. Bei der Untersuchung kam raus,daß der Hund auch noch krank war und die Kosten wollten sie auch nicht übernehmen. Meine Freundin nahm den kleinen zum aufpäppeln mit nach Hause und wollte ihn dann vermitteln. Aber es kam eine Krankheit nach der anderen und er war auch sehr ängstlich und sie mußte viel Arbeit investieren , um ihn zu "resozialisieren". Als er fast ein Jahr alt war, bekam er auch noch ED, er wollte fast gar nicht mehr laufen, legte sich alle paar Schritte hin. Sie ließ ihn bei einem Spezialisten operieren, was zwar schweineteuer war, aber jetzt, nach einem guten halben Jahr ist er wieder topfit. Er ist ein wunderschöner Hund geworden, mit einem tollen Charakter, der super hört, und um den meine Freundin oft beneidet wird. Übrigens vermittelt wird er nicht mehr...
Siehste, Glück muß der Hund haben, ist aber leider selten so!
Liebe Grüße
Tina mit Tassi und Ronja (mit denen ich bis ans Ende der Welt fahren würde, wenn ihnen was wäre)

27. Mai 2002 19:28

Hallo Kerstin,

leider sind Hunde zu wegwerfartikel geworden. Vor 6 Monaten kauften wir eine Dobermannhündin voneinem jungen Paar. Sie hatten keine Interesse mehr an dem Hund und brauchten dringend Geld. Die Dobermannhündin wurde nur angeschafft um mit ihr anzugeben. Sie ist braun. Sie kam zu uns mit einer gräußlichen Augenentzündung und Magen-/Darmproblemen. Nach 5Monaten hatten wir alle gesundheitlichen Probleme im Griff. Manchmal waren wir kurz vor dem Verzweifeln. Jetzt haben wir eine sehr treue Hündin und immer wenn ich sie anschaue weiss ich das wir das richtige getan haben. Trotz der Tierarztkosten und der Medikamentenkosten. Jeder beneidet uns jetzt um unseren Hund und sage nur hätte ihr das alles mitgemacht? Oft kommt nur ein verständnisloser Blick. Ich hoffe nur der Labrador findet auch noch ein gutes zuhause mit Menschen die seine gesundheitsprobleme in Ordnung bringen lassen.

Viele Grüße Dorothee und lysi (heute gesund)


27. Mai 2002 20:26

Hallo Kerstin

Das ist wirklich eine traurige Geschichte, die wieder einmal zeigt, wie wichtig es ist, sich vor dem Kauf über "Züchter" und Elterntiere gewissenhaft zu erkundigen (Hundehändler werden beim Kauf eines solch kranken Hundes auch noch unterstützt!). Plötzlich steht man dann mit seinem Hund, den man unterdessen so lieb gewonnen hat, da, und muss mit ansehen, wie der leidet. Ich bin Deiner Meinung: wenn man die Krankheit therapieren kann, sollte man dies unbedingt tun. Wenn es aber keine Möglichkeit gibt, dem Hund seine Schmerzen auf Dauer zu nehmen, bin ich dafür, dass man einen solchen Hund einschläfert, so schmerzlich die Entscheidung auch ist. Ich glaube nicht, dass man seinem besten Freund einen Gefallen tut, wenn ihm ein Leben unter Qualen "schenkt".






28. Mai 2002 08:10

Hallo,
mittlerweile ist die Familie etwas weiter und es ist nicht ganz so schlimm, wie es sich erst anhörte. Der Hund spielt und läuft mittlerweile mit Schmerzmitteln ganz gut. Sie sind zu einem Orthopäden gegangen und der hat gesagt, dass es operabel ist. Jetzt wollen sie sich noch informieren, wie die Aussichten auf ein völlig schmerzfreies Leben sind. Ich werde für sie sicher demnächst noch ein Posting schreiben, denn sie will mir die genaue Diagnose aufschreben. 6Monate Leine ist aber auf jeden Fall angesagt. Vielleicht darf er ja doch leben bleiben.
Viele Grüße
Kerstin