Lieber Geppo und Joshy
Was die Erziehung von Menschen anbelangt, hab ich mir auch schon viele Gedanken gemacht. Eine Schule dafür gibt es meines Wissens nicht, aber manchmal kriegt man doch Tipps von anderen Hunden. Ich mache vieles mit meinem Charme, was für Euch Macker-Rüden vielleicht etwas schwieriger ist. Das allerwichtigste ist die richtige Kommunikation mit den Menschen. Man muss so mit ihnen umgehen, dass sie es verstehen können: Liebevoll aber konsequent. Mit meinen wunderschönen Augen kann ich den bittenden Blick aufsetzen, der jedes nicht ganz versteinerte Menschenherz zum Schmelzen bringt. Ich kann problemlos auch Fremde auf der Strasse dazu bringen, mir den Bauch zu kraulen oder mir zu sagen, dass ich die Beste und Schönste bin. Ich wedle dann mit dem Schwanz, ich quitsche vor Wonne, und gleich fühlen die Menschen sich geschmeichelt (sie wissen ja nicht, dass ich diesen Trick immer anwende). Aeusserst gerne lasse ich mich auch füttern, aber dann wird Ursula ganz böse - hier glaub ich, hat meine Erziehung versagt. Immerhin hab ich sie schon soweit gebracht, dass sie bei Begegnungen mit Kindern diesen ein paar Leckerbissen in die Hand drückt - für mich natürlich. Relativ einfach ist es, den Menschen das Ballspielen beizubringen. Ich brauche nie lange, bis ich jemand gefunden habe, der mir Bälle (im Winter auch Schneebälle) wirft. Manchmal muss ich dann noch etwas nacherziehen, bis sie wirklich verstanden haben, dass ich die Bälle ins Wasser haben will, nicht irgendwo sonst. Aber mit den meisten Menschen klappt's recht gut. Ursula habe ich jetzt soweit, dass ich unterwegs im Wald den Ball hinlegen kann, ich warte dann im Gebüsch, und sie wirft ihn, wenn sie endlich beim Ball angelangt ist (Menschen sind ja so langsam! Zum Glück konnte ich ihr beibringen, mit dem dem Fahrrad oder mit dem Schlitten unterwegs zu sein). Bloss im Dunkeln klappt das nicht, ich kapiere nicht, warum sie im Dunkeln die Bälle nicht nehmen und werfen will. Dabei üben wir dauernd, aber hier sind wohl die Grenzen ihrer Intelligenz erreicht. Ein anderes mühsames Thema ist das Fuss-Laufen. Ich habe ja schon gesagt, dass Menschen sehr langsam sind. Und wenn wir zusammen Fuss-Laufen wollen, dann schafft sie es einfach nicht, mein Tempo zu halten, es ist so nervenzehrend. Nun, hund muss nachsichtig mit den Menschen sein, sie haben ja auch ihre Stärken. Ich wüsste beispielsweise nicht, was ich machen würde, wenn mir der Ball unters Bett rollt und ich nicht einen Menschen holen könnte, der dann zu Hilfe kommt, wenn ich ihm sage, was passiert ist. Ehrlich gesagt, finde ich Hunde manchmal fast etwas langweilig neben diesen vielen tollen Menschen. V.a. grosse, dominante Rüden, die nichts anderes im Kopf haben, als den Spuren von Weibchen hinterherzuschnüffeln bis sie bei deren Hinterteil angelangt sind, finde ich so ätzend, dass ich meine Zähne blecken muss. Auch hier braucht es Erziehung - aber ich sage Euch, im Gegensatz zu vielen Menschen, sind Rüden doch eher schwer erziehbar.
Nun ihr Lieben, es ist Zeit, dass ich noch schnell mit Ursula rausgehe, sie kann besser schlafen, wenn ich ihr abends noch etwas frische Luft verschaffe, ich wünsche Euch eine gute Nacht und viel Spass mit Euren Menschen und anderen Haustieren. Liebe Grüsse, Sappho