Hallo Franziska
Ich rate dir sehr von einem Windhund ab, ok, eigentlich von allen Hunderassen, denn ich glaube echt nicht, dass es einem Hund, egal welcher Rasse, bei diesen Leuten wohl ist.
Aber zurück zum Windhund. Jaja, immer denken die Leute, einen Windhund muss und kann man nicht erziehen. Ein Windhund will nur ein wenig herumrennen und auf dem Sofa schlafen und damit hat es sich. Vergiss es. Ich kenne mehrere Barsois, Afghanen, Greys, Salukis und Whippets, und all diese sind sehr schwierige Hunde.
Fangen wir beim Barsoi an: Er ist sehr zurückhaltend fremden gegenüber, kann kaum alleine bleiben, auch mit viel Training bleibt keiner von diesen Barsois alleine zuhause. Meiner bleibt nicht mal bei meinem Freund, mit dem er auch schon sein ganzes Leben verbringt alleine. Er ist ein Einmann resp. Einfrauhund, und wenn man viel trainiert kann man ihn mal im Auto, falls es die Temperatur zulässt alleine lassen. Aber Zuhause... ohne Frauchen? Also meine und die anderen die ich kenne, bleiben nur sehr ungern und häufig mit einem lauten Geheul alleine. So laut, dass die Polizei schnell auf der Matte steht. Auch wenn jetzt einige vielleicht denken, das sei Erziehungssache.... Es kommt auch immer auf den Dickschädel drauf an, ich hatte mit meinen 3 Hunden (einzeln und zu zweit) nie Probleme mit dem alleine lassen, aber ein barsoi gibt nicht so schnell auf. Dazu ist er unberechenbar und beisst schnell zu, ohne grosse Vorwarnung. Also heisst es auch hier, bestimmte Erziehung, aber auf keinen Fall mit Gewalt oder Geschrei. Dazu muss er beschäftigt werden, er will nicht nur herumrennen, sonst jagt er kleine Hunde, Kaninchen usw. Wird er aber nicht nur körperlich beschäftigt, ist er ein super Hund, der alles für einen macht. Aber eben, nur für eine Person. Dazu hasst er Temperaturen über 20 Grad und leidet dann hechelnd und übel gelaunt vor sich hin und möchte nur im see herumschwimmen und herumliegen.
Afghanen: Freilassen... ist ein riesen Problem. Sie sind sehr unabhängig, freiheitsliebend, und "brauchen" den Menschen nicht so sehr. Sie sind nicht anhänglich und ohne Leine spazieren zu gehen ist schwierig. Dazu ist auch bei den Afghanen der Jagdtrieb enorm. Erziehung ist bei denen eine riesige Herausforderung. Wie sie auf warme Temperaturen reagieren, weiss ich nicht, aber die Fellpflege bei diesen wunderschönen Tieren darf man nicht vergessen... Die geht lange, ist für den Hund auch nicht immer angenehm, und das sollte man schon beim Welpen trainieren, dass er ruhig dabei ist.
Saluki. Absolut ein Familienhund, aber sich von fremden Hunden anfassen lassen... Vergiss es, sie gehen sehr ihren eigenen Weg, Erziehung ist auch hier sehr aufwendig, da reichen wie bei den anderen, 3 mal in der Woche nie aus. Jagdtrieb ist nicht so extrem wie beim Afghanen, aber immer noch genügen. Brauchen wie alle anderen Windhunde genügen Auslauf und vor allem, auch sie kann man nicht lange alleine lassen. Da wird es schon ein Problem, den Hund bei den Bediensteten zu lassen, denn er möchte bei seiner Familien sein, resp. bei seiner Bezugsperson.
Greys und Whippets. Sind eher "offen" gegenüber Fremden, aber auch hier ist der Jagdinstinkt nicht unerheblich und auch diese 2 Rassen brauchen einiges an Erziehung, damit sie nicht allem hinterher jagen. Aber auch sie sind einfamilien Hunde, ich meine nicht Einzelhaltung, sondern dass,. wenn man solch einen Hund hat, ihn nicht mehr hergeben kann, denn aus meiner Erfahrung leiden Windhunde noch mehr als andere Rassen wenn sie den Platz wechseln müssen. (Das heisst jetzt nicht, dass die anderen nicht leiden)
Dazu bewegt sich kein Hund, egal welcher Rasse, einfach so auf einem grossen Grundstück. Er muss raus, man muss spazieren gehen, er muss sozialen Kontakt haben, möglichst viel, dass er von Anfang lernt, dass kleinere Hunde nicht zum jagen sind. Auch wenn man 2 hat, ist das Problem nicht gelöst. 2 Hunde geben mehr arbeitet$$ als ein Hund mal 2. Mehr Erziehung, mehr Gedult, mehr Nerven. Und ein grobes Wort, und sie vergessen es nie mehr. Sie nehmen es sogar persönlich, wenn man nur ungeduldig mit ihnen redet und nicht gerade in Heitersonnenschein Stimmung.
Ach ja, einen Podenco kenne ich noch, er ist nun 7 Jahre alt, herrlich in rennen zu sehen, diese Eleganz, diese Leichtfüssigkeit... Aber: er springt aus dem Stand locker über 2 Meter Zäune, und das ist auch von einigen Podencos das Hobby, rennen, springen, jagen. Nicht einfach damit umzugehen. Den den ich kenne, liebt es, Mäusespuren aufzunehmen und dann auf lange Zeit mal weg zu sein, und nach Lust und Laune zurückzukommen.
Bewusst musst du dir auch sein, wenn du bei diesen Leuten eine Coursingbahn aufstellen möchtest: wo bleibt die Konkurrenz. Beim Coursing rennen die Hunde immer zu zweit, alleine zu rennen macht ja auch nicht halb so viel Spass. Dazu kann man den Hund nicht einfach rennen lassen und dann denken, jetzt hat er genug Bewegung gehabt, sonst schaue die mal die armen Hunde auf den diversen Spanischen Hunden in Not websiten mal an...
Und wenn er so jagen darf... Viel spass draussen, denn es ist nicht eine einfach Herausforderung, den Hund dazu zu bringen, dass er nur auf der Bahn rennen darf.
Also ich hoffe, ich konnte dir das mit den WIndhunden ausreden... Hm, irgendwo hätte ich sicher noch Plüschtier, dass ich abgeben könnte.
Ne im Ernst, es kann gewaltig in die Hosen geben, wenn die falschen Leute einen Windhund haben, denn er ist nicht dumm, wie zu viele Leute denken, sondern zu schlau, als dass er alles macht. Es braucht so viel Geduld und Nerven... Ich glaube kaum, dass diese Leute die haben... und wie bei jedem Hund brauchen auch sie enorm viel Liebe.
Gruss
Claudia