DSH am Aussterben?
14. Mai 2007 09:20
Hallo alle zusammen

Auch ich habe so oft mit "Möchtegernhundehalter" zu tun, die ihren Hund einfach nicht abrufen können - und sich dann paradoxerweise aber fast ins Hemd machen, wenn, wie Antje so richtig sagt, ihr Schatziii mobbend auf meinen losstürzt, nur weil meiner zufälligerweise noch die Farbe vom DSH hat. Ansonsten ist bei ihm äusserlich echt nicht allzuviel DSH dran, besonders nicht am Kopf und dennoch wird er so oft von allen möglichen "Experten" für einen reinrassigen DSH gehalten...
Oder ich kriege zu hören, wenn deren völlig verkanntes Tier hysterisch an meinem herumzwickt, ihn ankläfft, fixiert und permanent Attacken startet: "Ja, Schatziii benimmt sich so, weil er mal von einem Schäferhund gebissen wurde als er klein war - jetzt checkt der eben ab..."
Egal was ist, es ist eben immer: "Ja, das ist halt, weil Ihrer ein Schäferhund ist..."
Ich bewundere in solchen Situationen meinen Hund, der mit einer unendlichen Gelassenheit das Ganze über sich ergehen lässt, bzw. sich hinter mich verzieht wenns ihm doch zu blöd wird. Das habe ich so mit ihm trainiert. Dann allerdings greife ich ein - schliesslich muss ich meinen Teil des Abkommens auch erfüllen.
Sanft, aber bestimmt frage ich, ob wir die Hunde nicht anleinen können und wenn das nichts hilft, hindere ich den fremden Hund ebenso sanft, aber genau so bestimmt, sich meinem zu nähern, denn irgendwann, auch wenn ich es bisher nie so weit kommen liess, wirds dann meinem Hund ebenfalls zu viel und es gibt Krach. Und wie Antje gesagt hat: der Grosse, wahlweise der Schäferhund ist immer schuld, egal ob der Kleine bzw. der Nicht-Schäferhund vorher schon eine Viertelstunde an ihm herumgehangen und ihn permanent belästigt hat.
Nicht, dass alle Schäferhunde Engel wären, das ist mir durchaus klar, aber mich ärgern die Leute, die ihre Hunde erstens nicht unter Kontrolle halten und zweitens nicht richtig lesen können. Und m.E. braucht es nicht besonders viel Hundeverstand um zu sehen, wann ein Hund penetrant einen anderen herausfordert.
Wäre ich mein Hund, wäre mir schon ein paar Mal der Kragen geplatzt...
Den einzigen minimalen Vorteil den ich diesen unerzogenen Hunden und deren inkompetente Halter für mich haben, ist der, dass ich dann wenigstens zeigen kann, dass mein Hund gehorcht. Meiner weiss wenigstens, dass "Komm" auch "Komm" ist und "Sitz" halt eben "Sitz", wenn ein anderer Hund an ihm herumhängt... Die Gesichter der Leute sind oft fotografierenswert, wenn ihr Schatziii an meinem hängt und meiner sich in stoischer Ruhe hinsetzt und auf neue Kommandos wartet... Dann, aber meist erst dann merken sie, dass ihr Hund evtl. stört... Doch die Frage stellt sich mir schon oft um welchen Preis das sein soll - denn obwohl ich versuche meine Abneigung gegen solche Menschen und ihre in Mitleidenschaft gezogenen Hunde vor meinem eigenen Hund zu verbergen, so wird er es wohl irgendwann merken und dann dementsprechend handeln... was ich wirklich nicht möchte, weil es dann eben noch ein Schäferhund war, der... Und eigentlich erziehe ich meinen Hund nicht, um die Verantwortungslosigkeit anderer in Kontrolle zu halten. Dafür ist mir mein Hund wirklich zu schade.
Wenn man den Hund anleinen möchte und den anderen Halter ebenfalls (freundlich!) dazu auffordert, kriegt man nicht selten zu hören, "dertutnix". Ich muss keinen Grund angeben, wieso ich meinen Hund nicht mit anderen laufen lassen möchte. Und dennoch: ich bin noch niemandem begegnet, der mich nicht gefragt hätte: "Warum?" Und was sagt man dann? "Ich sehe Ihnen von weitem an, dass Sie als Hundehalter völlig überfordert und absolut unfähig sind, weshalb ich Ihnen und Ihrem Hund nicht traue?" Wäre wohl ehrlich, würde aber böses Blut schaffen... Man kann auch auch nicht sagen: "Ja, Ihrer tut vielleicht nichts, aber eben meiner...", weil wir dann wieder beim Thema vom bösen Schäferhund wären. So bleibt als einziges: "Meiner hat eine ansteckende Hautkrankheit..." und auch das wirkt nicht wirklich, weil die Halter dann zwar entsetzt und hysterisch den Schatziii rufen, der sich aber, wie immer, keinen Deut darum schert und sich trotzdem nähert...
Insofern hat Antje gar nicht so unrecht, sich etwas abseits von den Hundebesitzern zu halten, die es normal finden, wenn ihr Hund permanent auf andere losstürzt...

Gruss,

Mortisha

14. Mai 2007 10:51
Hallo Nina,

bei der ganzen Sache muß man auch sehen, daß Hundesportler nicht selten an fünf bis sieben Tagen in der Woche mit ihren Hunden trainieren, neben den Spaziergängen bzw. dem Konditionstraining. Bei mir geht dafür mind. der halbe Sammstag und dreiviertel Sonntag drauf, dann noch drei Abende in der Woche ab ca. sechs Uhr, oft mehr. Fährtenarbeit wird meist noch außerhalb dieser Zeiten erledingt. Da hat man zu geselleschaftlichen Kontakten, die nicht mit Hundesport oder dem engsten Familienkreis zu tun haben, einfach weder Zeit noch Muße. Wenn andere am Samstag Abend mit ihrem Hund ins Restaurant oder die Kneipe gehen, sitze ich nach getaner Arbeit mit meinen Hunden im Kreis meiner Vereinskollegen wahrscheinlich am Hundeplatz um den Grill herum. Da stört es niemanden, wenn die Hunde dabei sind, schmecken tut's auch, billiger als im Restaurant ist es, man muß sich nicht umziehen sondern man die Hundeklamotten anbehalten und kann sich unterhalten.

Wenn man ein so zeit- und arbeitsintensives Hobby bereibt, hat man z.B. für Stadtbummel, Kneipenbesuche oder den Besuch von Volksfesten etc. keine Zeit mehr und nur wenig Interesse. Ich bin froh, wenn ich z.B. den Sonntag Nachmittag alleine für mich und die Hunde habe. Bevor ich da mit ihnen einen Stadtbummel machen würde, lauf ich mit ihnen lieber dort wo ich niemanden treffe, setze mich irgendwo ins Gras und beobachte die Greifvögel, suche noch mal ein Stück Fährte mit einem der Hunde, geh irgendwo mit ihnen hin wo sie schwimmen können, gehe mit ihnen Nordic Walken, Fahrradfahren o.ä. Ein Gang, egal ob mit oder ohne Hund, in die Stadt unter Leute würde für mich keinen Erholungsfaktor besitzen. Und den meisten meiner Sportkollegen geht das genau so. Deswegen sieht man die meist nicht mit ihren Hunden irgendwo im gesellschaftlichen Getümmel. Ohne aber auch nicht...

Grüße

Antje

14. Mai 2007 12:48
Hallo!
Der Schäferhund stirbt wohl nicht alleine aus! yawning smiley
Siehe hier:
[www.hr-online.de]
Auch den Spitz sieht man kaum noch! Wo ist der alte Hofhüter?
Viele Grüsse
Petra und Django

14. Mai 2007 16:14
Huhu Antje,

ich denke es geht nicht um die wirklichen Hundesportler zu denen du z.B. gehörst. Aber da ich z.B. zwei DSH als Nachbarn habe und diese wirklich immer im Zwinger sind und nur zum Grundstück bewachen da sind, kann ich schon sagen, dass es eben auch andere gibt. Dann kenne ich genug, von denen ich weiss, dass sie ihre Hunde nicht von der Leine lassen, weil sie einfach hochgradig gefährlich sind. (Der eine kam über den Zaun aus dem Grundstück und vebiss sich sofort in meinen Hund).

Von daher können meine Vorurteile kaum abgebaut werden. Ich kann ja verstehen, wenn du und andere versuchen anderen Hundehaltern aus dem weg zu gehen, ich würde das manchmal auch gern. Aber Sozialkontakte kann ich leider nur über normale Hundebegegnungen auf den Spaziergängen einrichten und ich mein zu 90% geht das gut. Nachvollziehen kann deine Argumentation also so gut wie jeder hier, ich denke, jedem ist schonmal sowas blödes mit anderen Hundehaltern passiert.
Und jedem kann auch mal was in der Richtung passieren, denn Hunde sind nunmal keine Maschinen.

Ich kann eben nur sagen, dass ich noch nie einen DSH in der Welpengruppe, Spielstunde oder Ähnlichem gesehen habe und ich war schon in 3 verschiedenen Hundeschulen. Für mich ist das einfach eigenartig. Ich mein klar, Ausnahmen gibt es immer, aber es ist eben sehr selten.

bye Frieda

14. Mai 2007 19:30
Hallo Frieda,

mir geht es in meiner Argumentation nicht darum, daß alle DSHs lieb und sozialverträglich sind. Sind sie nicht. Es gibt solche und solche.

Es ging eingangs um die Frage, warum man relativ wenige DSHs in den üblichen Auslaufgebieten etc. sieht, wo diese Rasse zahlenmäßig doch stark gezüchtet wird. Und da ist es nun mal so, daß viele der in Deutschland gezüchteten Welpen ins Ausland gehen und von den anderen sehr viele in der Hand von Hundesportlern, Diensthundeführern etc. stehen. Und diese Leute trifft man, egal mit welcher Rasse sie letztendlich arbeiten, nicht wirklich häufig dort, wo sich andere Hundehalter tummeln.

Quote :
Original geschrieben von Frieda
Ich kann eben nur sagen, dass ich noch nie einen DSH in der Welpengruppe, Spielstunde oder Ähnlichem gesehen habe und ich war schon in 3 verschiedenen Hundeschulen. Für mich ist das einfach eigenartig. Ich mein klar, Ausnahmen gibt es immer, aber es ist eben sehr selten.

Vielleicht weil die Leute bei Züchtern kaufen, welche die gleiche Einstellung zu solchen Einrichtungen besitzen wie ich? Ich rate meinen Welpenkäufern nämlich dringend davon ab, mit ihrem Welpen Welpenspielgruppen etc. zu besuchen. grinning smiley Sorry, aber in Deutschland habe ich noch keine eine Welpengruppe etc. gesehen, die fachkundig geleitet wird. Wirklich überall waren mobbende Jung- oder sogar Althunde mit dabei, die Gruppen nicht klar eingeteilt bezüglich der mentalen Entwicklungsstufen der Welpen usw. Alle Hunde, die ich kenne und die mit solchen Einrichtungen konfrontiert worden sind, zeigten sich anschließend im Umgang mit anderen Hunden reaktiv.

Wirklich gute Prägungstage habe ich nur in der Schweiz gesehen. Die liefen aber ganz anders ab als das übliche Touwabou hierzulande.

Grüße

Antje

14. Mai 2007 20:12
Hallo Antje,
Quote :
dazu ist anzumerken, daß es beim DSH relativ viele Züchter gibt, die dieses Schönheitsideal nicht anstreben, sondern rein auf Leistungsfähigkeit züchten. Und im Gegensatz zu sehr vielen anderen Rassen kannst Du beim DSH auch mit Hunden züchten, welche nur die Zuchtbewertung "gut" erhalten, also vom "Ideal" relativ weit abweichen. Diese züchterische Entscheidungsfreiheit hast Du bei vielen anderen Rassen nicht.

Gut, dass das erwähnt wird. Davon bekomme ich als Nicht-DSH-Eingeweihter kaum etwas mit.
Quote :
Der von Dir zitierte "Altdeutsche" ist und bleibt ein langstockhariger DSH und keine eigene Rasse, die von einigen Zuchtverbänden in der "Dissidenz" unter falschem Namen vermarktet wird.

Ich hab irgendwo gelesen, dass sich Züchter der Altdeutschen SH mit dem Züchterverband zerstritten haben, weil sie mit den gesundheitlichen Aspekten der Zucht (Umgang mit HD, etc. ) nicht einverstanden waren - ich bin da aber nicht so involviert, geb ich zu.

Quote :
Pauschal vom DSH ab- und zum Belgier anzuraten halte ich für gefährlich! Wer wesensmäßig mit einem durchschnittlichen DSH nicht hin kommt, wird das auch bei einem durchschnittlichen Vertreter der belgischen Schäferhundrassen nicht können.
Das ist ja eh klar, beide sind anspruchsvoll. Ich rate auch nicht jedem zu einem Belgier. Wollte damit nur ausdrücken, dass ich das Gefühl habe, dass es für einen Hundekäufer beim DSH wesentlich einfacher ist, einen Fehlgriff zu tun. Sprich: ich glaube, es gibt mehr DSH-Vermehrer als bei vielen anderen Rassen (ausgenommen vielleicht Goldies)

Quote :
Zum zweiten: WO kaufe ich? Da muß man sehr genau recherchieren, daß die Zuchtziele des ausgewählen Züchters mit dem, was man als Hund haben möchte, überein stimmen. Und für den Laien ist es schwierig, einen wirklich gut veranlagten Welpen zu bekommen.
genau das meinte ich