Quote nina u. Nico:
Hallo Liesel
ja klar, die Käufer sind an allem schuld *augenroll*....
es gibt nicht wenige Besitzer, die für ihren Hund ALLES tun, ihm jede Operation ermöglichen usw., die Kredite aufnehmen und und und. Von einem Käufer kann man ja nun wohl nicht erwarten, daß er "natürlich selektiert" und seinen Hund einfach so über die Wupper gehen läßt. Ein Käufer ist ja nunmal angewiesen auf den Züchter. Ist allerdings die Frage aus welcher "Zucht" er gekauft hat.... da sollte eben auch jeder acht geben. Ein paar Euro beim Welpenkauf gespart und hinterher hat man dann die Leidensgeschichte mit Operationen die mal eben ein paar tausend euro kosten, lange Krankheiten, Schmerzen und und und...
Hi Nina,
so ist es nun mal: das Kaufverhalten prägt den Markt. Gut, zugegeben, das Marketing des SV tut das Übrige dazu. In der Sendung gestern fehlte mir auch die eindeutige Differenzierung der beiden Zuchtlinien im SV. Bei der Behauptung, die Siegerzuchtschau sei die wichtigste Veranstaltung im Jahr und sie sei eine Art Weltmeisterschaft, ist mir fast der Kragen geplatzt...
Zum anderen: auch ich investiere jede medizinische Hilfe in meine Hunde, trotzdem ich züchte, und lasse keinen Hund über die Wupper gehen, sondern ziehe, um es mal ganz radikal zu formulieren, jeden "nutzlosen Fresser" mit. Was ich nicht tue, ist die nutzlosen Fresser anderer Leute aus Mitleid zu mir zu nehmen, aber auch das sind Tiere, mit Seele und unschuldig, und ich habe Respekt vor den Leuten, die sich ihrer annehmen. So wie ich diese Leute niemals missionieren würde, sich einen "Gebrauchshund" zu holen und "etwas Sinnvolles" damit zu tun, möchte ich genauso wenig von ihnen missioniert werden, das Züchten guter Gebrauchshunde und den Sport mit ihnen aufzugeben, um Tierheime zu leeren und deren Insassen zu resozialisieren.
Das was ich anspreche ist die Tatsache, dass Welpen gepäppelt werden, die die Natur aus guten Gründen selektieren würde, und daher kommen die Leidenswege mancher Hunde. Und das tun in erster Linie die kleinen, sentimentalen Hobbyzüchter. Auch mir blutet das Herz und ich weine um jeden dieser Knubbel, die während oder kurz nach einer Geburt über die Regenbogenbrücke gehen, aber ich pfusche nicht der Natur ins Handwerk. Und vor allem sorge ich dafür, dass ein Hund nach medizinischer Manipulation nicht noch zur Fortpflanzung kommt!
Quote nina u. Nico:
Ja, kann sein daß es die Triebstärke ist, mit der ich Typ Hundehalter nichts anfangen kann. Ich mag eher den Typ knuddeliger Sofa- Rex *g*, der zwar auch aktiv ist, aber Hundeplatz, da hab ich keine Lust zu. Und so richtig verstehe ich auch nicht die vielen Leute, die auf dem Platz "Polizei spielen", denen voll was abgeht, wenn sie ihren triebstarken Hund rumkommandieren können, er "gehorcht". Vielleicht sollte manch einer lieber zum Psychologen gehen, als seinen Hund zu schickanieren...
Idioten gibt es genug im Hundesport, ohne Frage, aber wo gibt es nicht diese Profilneurotiker, Choleriker oder Hanswürste, die nix zu melden haben und daher ein hilfloses Wesen kommandieren. Das ist jedoch mittlerweile eine Gruppe, die immer mehr schwindet und sich langsam zur Minderheit wandelt.
Du gibst offen und ehrlich zu, dass du von diesem Sport nichts verstehst und dir das Interesse daran abgeht, also werde ich mich mit Missionierungsversuchen zurückhalten. Sinn und Zweck ist die Selektion bestimmter Gebrauchshundeeigenschaften für die Zucht über den Sport, damit aus dieser Nachkommenschaft für den Dienst geeignete Hunde entstehen. Diensthunde selbst gehen eher ausnahmsweise in die Zucht (nur wenige Deckrüden sind Diensthunde, Hündinnen im Dienst werden so gut wie gar nicht beurlaubt, um sich fortzupflanzen), deshalb ist zum Erhalt eines breiten Genpools die Selektion der Sporthunde zu Zuchthunden unerlässlich.
Das ist die schöne Theorie, die graue Praxis sieht leider etwas anders aus, aber das ist hier nicht das Thema.
Quote nina u. Nico:
oft sind es die Männer, Frauen in Schäferhundegruppen find ich gar nicht sooo schlecht. aber es gibt leider immer noch diese hardcore- ausbilder, die sterben leider immer noch nicht aus. und die typen die mit ihrer Bierfahne samstags nachmittags zum Platz fahren und den dicken Max makieren. Und den rest der Woche verschwindet Hundi in der Versenktung, daß er nur ja keine Menschen und Hunde sieht, oder schlimmstenfalls Kontakt zu ihnen hat, weil dann wäre er womöglich nicht mehr zu gebrauchen.
Die Frauen, die ich kenne, fassen ihre Hunde genau so konsequent an wie die Männer, es tummeln sich sogar einige "Mannsweiber" auf Hundeplätzen.
Ich trainiere nicht nur in einem Verein, ich bin in den 25 Jahren meiner hundesportlichen Laufbahn in mehr als einem Verein Mitglied gewesen und habe hinter die Kulissen geschaut. Zusammenfassend möchte ich dazu etwas sagen:
1. Darf in keinem Verein, den ich kenne, ein alkoholisierter Hundeführer mit seinem Hund den Platz betreten.
2. Ist es in vielen Regionen Deutschlands nicht möglich, einen Hund derartig isoliert zu halten, dass er außer dem Hundeplatz keinen Kontakt zur Außenwelt hat.
3. Ist es nach dem heutigen Prüfungsreglement mit der von dir beschriebenen Hundehaltung kaum möglich, die für den Schutzhundesport nötige Begleithundprüfung zu bestehen.
4. Beginnt jede Schutzhundprüfung mit einer kurzen Wesensprobe, die weder ein Hund, der sich nicht anfassen lassen will, noch ein Hund mit schwachen Nerven, noch ein Hund mit einem schlechten Sozialverhalten Artgenossen gegenüber besteht.
Quote nina u. Nico:
Für Otto- Normal- Hundehalter braucht es keine triebstarken Hunde und es sind wohl die meistern von ihnen, die nicht bei der Polizei, bei der Bundespolizei, Zoll usw. sind.
Richtig, selbst alle Diensthundeführer und Schutzhundesportler zusammen sind im Vergleich zu der gesamten Population der Hundehalter eine verschwindende Minderheit. Also bestimmt Otto-Normal-Hundehalter den Markt. Gefällt ihm der Sofa-Rex mit mäßigem Temperament, soll er ihn haben, man muss auch gönnen können. Schlecht ist nur, und das betrifft alle Gebrauchshunderassen (auch Jagd-, Hüte-, Herdenschutz-Rassen), dass mit dem ursprünglichen Triebverhalten und Leistungsvermögen in der Formwertzucht (also auf Aussehen selektiert) auch fast automatisch die Gesundheit auf der Strecke bleibt.
Warum das so ist? Ganz einfach: für die Nicht-Genetiker (also fast alle Hundezüchter) ist Leistungsfähigkeit im vorgesehenen Gebrauch (egal welchen) immer ein Indiz für vorhandene Gesundheit. Ist diese Leistung über Generationen verankert, waren auch die Ahnen gesund. Komischerweise ist es aber fast bei allen Rassen, bei denen Arbeits- und Showlinien getrennt sind, der Formwert (das reine Aussehen) bei den Arbeitslinien schlecht bewertet. Bei den Showlinien gibt es dagegen überproportional viele Ausfälle durch Wesen, Arbeitsveranlagung und Gesundheit.
Das lässt eine neue Frage aufkommen: ruiniert die Formwertzucht die körperliche und geistige Gesundheit unserer Rassehunde? Sollte man "Standards" vollständig abschaffen und Zuchtbewertungen nur noch nach Wesens- und Gesundheitsaspekten vergeben?
CU, Liesel