Kaukasischer Owtcharka
08. Juli 2009 14:26
Hallo,

habe jetzt lange hier in diesem Forum gelesen und denke, ich finde hier gute Antworten.

Kennt einer die Hunderasse Kaukasischer Owtcharka? Wer hat mit diesem Riesen Erfahrung, kann mir einen guten Züchter nennen und mir ein paar Tipps geben, auf was ich bei ihm achten muss? Ich habe schon einiges im Internet gelesen, ihn auch schon 'in natura' gesehen, suche aber wen, der Erfahrung mit ihm hat.

Vielen Dank

Carla

09. Juli 2009 06:05
Hallo Carla

Also persönliche Erfahrung habe ich keine gemacht mit dieser Rasse. Ich weiss aber, dass dies kein Anfängerhund ist. Er gehört zu Gruppe der Herdenschutzhunde und nimmt seinen Job sehr ernst.
Herdenschutzhunde sind im allgemeinen nicht sehr lauffreudig und haben auch keinen starken Jagdtrieb. Ihre Priorität haben sie im Bewachen von Haus und Hof oder eben einer Herde. Aber wer hat die schon? grins

Da sein Territorialinstinkt sehr ausgeprägt ist, sollte dies bereits schon als Welpe in die richtigen Bahnen gelenkt werden, ansonsten kann das Verhalten dieser Hunde sehr schnell aus dem Ruder laufen.

Zu dieser Gruppe gehören auch der Maremmano, der Pyrenäenberghund oder auch der Leonberger. Also alles sehr grosse, schwere Hunde und nicht immer einfach! Man sagt, je östlicher die Abstammung der Hunde sei, umso schwieriger! Ob das stimmt weiss ich nicht. Der Owtcharka hat sich über die Jahre nicht etabliert in unseren Breitengraden. So könnte eventuell etwas wares daran sein.

09. Juli 2009 19:25
Hallo Carla, hallo Jägerin,

der Owtscharka ist ein mächtiger Hund, wirklich riesig und 'protzig', trotzdem aber sehr gewand. Ich habe mal einen kennengelernt und war zutiefst beeindruckt. Da hatte ich meinen noch nicht. Er ist übrigens ein Maremmano, liebe Jägerin, und ich habe mir, als ich meinen bekam, keine Gedanken gemacht, was er für Schwierigkeiten bereiten könnte - obwohl ich wusste, dass die Hunde im Alter sehr agressiv werden. Und ich bereits regelrechte 'Monster' kannte.
Herdenschutztiere (der Kuvasz gehört auch dazu) sind ganz besondere Tiere, die man nicht komandieren kann. Sie gehören zu den ganz wenigen, die ihren eigenen Kopf haben, nachdenken und selber Entscheidungen treffen. Rufe ich meinen Hund, dann kontrolliert er erst einmal, warum ich ihn rufe: will ich nur wissen wo er ist? Er zeigt sich kurz, kein Bellen. Müssen wir irgendwohin, ist es dringend, brauche ich ihn? Er fliegt förmlich zu mir. Rufe ich seinen Namen nur so? Er ward ncht gesehen. Ich konnte ihm - inzwischen ist er sehr alt - beibringen was ich wollte, er tat es nicht (sitzen, warten, kein Pìpì machen...). Er tat es im Moment, wo es nötig war. Es sind Hunde, auf die man sich 100% verlassen, denen man sich ganz anvertrauen kann, sich unendlich sicher fühlen. Ich habe ihn auf unseren unzähligen Reisen alleine mit dem Gepäck gelassen, habe mit ihm auf Autobahnen geschlafen (Frauen reisen allein ja etwas gefährlicher), mein Haus immer offen gelassen - Tag und Nacht. Oft auch, wenn ich wegging. Nein, es ist kein Risiko, ich wusste was ich tat, er war genau das, was ich immer wollte, ein Partner, der immer da ist, auf den ich mich immer voll verlassen kann.

Es stimmt, was Jägerin sagt, er ist kein Hund für 'Anfänger'- ich war einer, hatte ausser Wellensittichen und Kaninchen keine anderen Tiere gehabt vorher - und man darf keinen Hund erwarten, der tut, was man sagt. Oder volles Familienmitglied mit seinen eigenen Rechten oder gar nicht.

Überleg es dir gut, Carla, bevor du dich für einen Owtscharka entscheidest, denn dein Leben geht nach dem Hund. Nicht jeder ist dazu bereit - ich war es und bin es noch, werde es immer sein. Mein Hund hat immer alles für mich akzeptiert (andere Hunde in der Familie, Spatzen, Enten, Katzen, die er immer gehasst hat wie die Pest und immer noch tut) sowie ich alles bei ihm. Du gibst dich in die Pfoten eines wunderbaren Wesens!

LG

Sciuba

10. Juli 2009 06:43
Hi Sciuba

Du hast den Charakter dieser Hunde schön beschrieben. Herdis sind sehr treue Gefährten und gerade wenn man so viel unterwegs ist wie du, kann man sich vermutlich keinen besseren Hund dazu vorstellen.
Aber eben, sie setzen klar Prioritäten und erste Priorität ist sicher nicht auf Kommando alles auzuführen was man ihnen sagt. Sie lieben es ihre Umgebung im Griff zu haben und Fremden mitzuteilen "da kommst du ned rein".

Ich kann mir vorstellen, dass du auf deinen Reisen keine Sekunde Angst haben musstest.

In der Schweiz wurden in den letzten Jahren immer mehr Herdenschutzhunde eingesetzt auf Alpen um Schafherden zu bewachen. Da die Hunde ihren Job sehr wahr nehmen, gab es in jüngster Zeit immer mal wieder Probleme mit Wanderer. Sie machen nämlich keinen Unteschied, ob sich nun Wolf oder Mensch zu nahe an die Herde wagt. Sie geben den Tarif sofort bekannt und greifen auch an wenn es sein muss. Dabei wurden vorallem Maremmanos eingesetzt.
Ich denke Owtscharkas sind noch eine Portion ernster zu nehmen.

11. Juli 2009 08:48
Hallo Jägerin,

das lese ich aber jetzt sehr gerne, denn der Maremmano ist wirklich ein tolles Wesen. Auf dem amerikanischen Kontinent werden sie seit langem gegen Wölfe eingesetzt. Und komischerweise ist in England die zweitgrösste Zucht, habe ich irgendwo gelesen. Ansonsten findet man ihn in wenigen Ländern. Habe mal ein Paar in Kreta gesehen, die waren von Kretesen, die lange in Italien gelebt haben. Und witizgerweise gibt es in der Türkei den Akbas (sprich: Akbasch), der ebenfalls zu der Reihe gehört.

LG

Sciuba

11. Juli 2009 10:01
Hallo Sciuba

Es gibt noch eine ganze Reihe von Herdenschutzhunden die nicht so bekannt sind. Ihre Unbekanntheit kann evtl. drauf zu schliessen sein, weil sie als Familienhunde nicht zu empfehlen sind.

Einer der in unserer Disskusion ganz untergegangen ist, ist der Berner Sennenhund aus der Schweiz. Auch der St. Bernhardiner gehört eigentlich in diese Gruppe, ihm wurde aber schon sehr früh das Prädikat "Rettungshund" umgehänkt.