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Ohne Titel

geschrieben von Tea+Kira(YCH) 
Ohne Titel
29. September 2000 14:31

Hallo ihr!
Ich habe mal eine Frage zu Schutzhunden und dem Schutztrieb. Man sagt ja wohl, dass Schutzhunde den Schutztrieb auch ohne Ausbildung haben.Die Hunde würden einfach merken, wenn es brenzlig wird und ihr Herrchen/Frauchen dann auch gegen Angreifer beschützen.Aber wovon hängt der Schutztrieb ab? Von der Bindung an seinen Menschen? Von der Dominanz oder dem Selbsbewußtsein des Hundes? Ich habe meinen Hund zwar nicht, damit er mich beschützt(das kann ich in den meisten Fällen alleine), aber im Stich gelassen werden möchte ich im Angriffsfall natürlich auch nicht. Verbellen müsste schon drin sein. Ich möchte nicht hinterher den Hund auch noch in seinem sicheren Versteck suchen müssen. So weiß ich von einer Hundehalterin, deren Rottidame panikartig die Flucht ergriffen hat, als ihr Frauchen im Park von einem Yunkie überfallen und verletzt wurde.
Fragende Grüße Tea+Kira



30. September 2000 13:26

Hallo Tea,
ich glaube der Schutztrieb ist genetisch verankert. Ich habe einen Weimaraner der einen sehr hohen Schutztrieb hat. Bekanntlich ist dieser bei allen Weimaraner sehr hoch (wohl auch durch Zuchtauswahl).
MfG
Sabine

01. Oktober 2000 16:52

Hallo, Tea

Schutzhund und Schutztrieb gehören nicht zwangsläufig zusammen.

Ein Schutzhund hatte im heutigen Sprachgebrauch eine aus Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst bestehende Ausbildung. Die Schutzdienstausbildung basiert meistens auf der Ausnutzung des Beutetriebes, der Hund wird im Laufe der Ausbildung auf den Beißarm als stetig schwerer zu erobernde Beute fixiert und sieht den Schutzdiensthelfer daher nicht als Feind, sondern als "Sparringpartner". Viele Schutzhunde wären "zu Tode erschrocken", wenn an Stelle des Beißarmes plötzlich der blanke Menschenarm zwischen ihren Zähnen klemmte! Deshalb geht vom vernünftig ausgebildeten Schutzhund auch keine Gefahr für die Allgemeinheit aus.

"Schutztrieb" kann auch als "Wehrtrieb" bezeichnet werden und bedeutet die Bereitschaft des Hundes, sich und sein Rudel gegen echte oder vermeintliche Bedrohung zu verteidigen. Er hat primär nicht das Ziel zu beißen, sondern die Gefahr zum Rückzug zu veranlassen, worauf wieder Beruhigung eintritt. Wehrtrieb kann man fast bei jedem Hund durch außergewöhnliches, aggressives Verhalten auslösen, in verschiedener Intensität und abhängig von seinem Nervenkostüm. Ein sehr nervenstarker Hund wird eine Bedrohung, die bei einem anderen wegen Überlastung zur Flucht führt, vielleicht gar nicht als solche wahrnehmen und ruhig bleiben. Ich kenne auch einige Schutzhunde, die trotz tollen Beißens in den Arm entweder vor einer echten Bedrohung flüchten würden oder sie bis zu einer wirklichen Eskalation gar nicht ernst nehmen.

Generell denke ich über meine Boxer, daß sie bei einer massiven Bedrohung meiner Person zwar nicht dem Angreifer an der Kehle hängen, sondern ihn eher durch "Stellen und Verbellen" ausschalten, was ich o.k. finde. Da der Wehrtrieb eines Hundes durch die Leinenverbindung zu seinem Herrn mächtig befördert wird, spielt auch das Vertrauen in die Unterstützung durch den Rudelboß eine große Rolle. Ein panikartig flüchtender Rotti kann entweder davon nicht allzuviel haben oder hat rasseuntypisch ein äußerst ängstliches Wesn, was sich aber schon früher im Alltag gezeigt haben müßte. Dritte Möglichkeit wäre eine sensible Entwicklungsphase.... Da kann man ohne genaue Kenntnis ewig spekulieren.

Grüße von Susanne+Claudio



01. Oktober 2000 17:36

Hallo Susanne!
: Schutzhund und Schutztrieb gehören nicht zwangsläufig zusammen.
: Ein Schutzhund hatte im heutigen Sprachgebrauch eine aus Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst bestehende Ausbildung.

Ich bin davon ausgegangen, dass ein Hund der sogenannten Schutzhundrassen, unabhängig von einer entsprechenden Ausbildung,die Veranlagung zum Schützen hat. Genau wie ein z.B. ein Retriever das Apportieren im Blut hat oder ein Afghane das Hetzen.

confused smileychutzdiensthelfer daher nicht als Feind, sondern als "Sparringpartner".

Das ist mir klar, auf den Schutzdienst wollte ich auch gar nicht zu sprechen kommen

:Ich kenne auch einige Schutzhunde, die trotz tollen Beißens in den Arm entweder vor einer echten Bedrohung flüchten würden oder sie bis zu einer wirklichen Eskalation gar nicht ernst nehmen.

Aber woran liegt das? Warum flieht ein Hund und ein anderer nicht?
Du schreibst von Vertrauen zu seinem Rudelchef.Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber wo kein Vertrauen herrscht, da ist doch auch an der Bindung etwas faul.Über den flüchtenden Rotti weiß ich weiter nichts. Er war aber wohl zum Schutz gedacht und die Besitzerin war mächtig enttäuscht von ihrem Hund.
Ich habe mein Boxermädchen wie gesagt nicht zu meinem Schutz engagiert. Aber das Thema interessiert mich allgemein. Bei ihr ist es so, dass sie meint mich gegen Hunde verteidigen zu müssen, selbst wenn sie vorher Angst davor hatte(z.B. bei einem riesigen Doggenrüden).Aber ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt vergleichbar ist,es sind wohl eher eigennützige Gründe(Eifersucht) und keine Verteidigungsbereitschaft.
Immer noch fragende Grüße
Tea+Kira


02. Oktober 2000 07:28

Hallo Tea,

: Ich bin davon ausgegangen, dass ein Hund der sogenannten Schutzhundrassen, unabhängig von einer entsprechenden Ausbildung,die Veranlagung zum Schützen hat. Genau wie ein z.B. ein Retriever das Apportieren im Blut hat oder ein Afghane das Hetzen.

Hier hast Du den Unterschied zwischen Theorie und Praxis: Längst nicht jeder Jagdhund ist schußfest und tauglich für den Einsatz im Revier, nicht jeder Hütehund ist für die Arbeit an der Herde geeignet und nicht jeder Abkömmling einer "Gebrauchshunderasse" ist ein "Schutzhund"... Auch in reinen Leistungszuchten (Hüte-/Jagdhunde) gibt es Individuen, die dem interieurmäßigem Standart nicht entsprechen. Gezüchtet werden sollte nur mit Hunden, die den leistungsmäßigen Anforderungen, die an ihre Rasse gestellt werden, voll entsprechen. Leider wird aber bei viele Rassen anstelle "auf Leistung" (= sowohl physisch als auch psychisch) "auf Schönheit" gezüchtet, sind Show-Champions finanziell lukrativer als Leistungs-Champions, werden Interieurmängel und sogar Erbkrankheiten bewußt in Kauf genommen, solange nur die Optik stimmt. Und das ist einer der Gründe, warum so mancher Abkömmling einer "Schutzhunderasse" bei Bedrohung selbst Schutz sucht als schützt.


: Aber woran liegt das? Warum flieht ein Hund und ein anderer nicht?

Am Nervenköstüm des Hundes, an seiner Nerventätigkeit.


: ...von Vertrauen zu seinem Rudelchef.Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber wo kein Vertrauen herrscht, da ist doch auch an der Bindung etwas faul.Über den flüchtenden Rotti weiß ich weiter nichts. Er war aber wohl zum Schutz gedacht und die Besitzerin war mächtig enttäuscht von ihrem Hund.

Es gehört viel dazu, einen Hund zu bekommen und so aufzuziehen, daß er zuverlässig "schützt". Die "Schutzhundeausbildung" ziel übrigens darauf nicht ab, sie ist eine reine Sportausbildung (hier wäre der Begriff "Sporthund" passender als "Schutzhund"winking smiley, obwohl es auch "Sporthudne" gibt, die zuverlässig schützen würden. Die Prägung und die Bindung zum Hundeführer ist sehr wichtig, aber auch genetische Grundlagen, sprich das Nervenkostüm des Hundes. Oftmals stimmt beides nicht.

Viele Grüße

Antje


02. Oktober 2000 17:15

Hallo Tea,

Du schreibst, der Rotti wäre bewußt als Schutz angeschafft worden. Scheint da etwas faul zu sein ?? Hund soll sich bewußt ins Messer werfen oder durch seine Rasse angsteinflößend wirken ?? Vielleicht liegt da der Hase im Pfeffer. Diese Motivation zur Hundehaltung ist in meinen Augen (ohne daß ich genaueres weiß) dem Hund gegenüber schon etwas egoistisch und könnte auf mangelnde Bindung hindeuten. Wie gesagt, alles Vermutung.

Was Antje in der anderen Antwort sagt, entspricht auch meinen Erfahrungen. Einer meiner Boxer ist extrem triebstark und hart, aber wenig führig. Der andere ist führerweich und für den Schutzdienst nicht geeignet, da wenig belastbar. Also 180 ° Unterschied in der Rasse.

Übrigens ist meine 8 jährige Boxerhündin auch eifersüchtig. Obwohl meiner Meinung nach bestens sozialisiert, lehnte sie mit zunehmendem Alter andere Hunde immer aggressiver ab (Raufer!!). Ihren Ziehsohn akzeptiert sie aber vollständig. Er stellt trotz seiner Bärenkräfte ihre Führung nie in Frage (make love, not war).

Grüße von Susanne+Claudio