: Gut gemachter Schutzdienst sollte nicht meistens, sondern eigentlich NUR über den Beutetrieb erarbeitet werden! Jedenfalls was den Schutzhund-SPORT angeht (bei auf Zivilschärfe auszubildenden Diensthunden muss dies sicherlich AUCH über den Wehrtrieb gehen). Aber im reinen Sport sollte der Schutzdienst im Grunde genommen für den Hund ein super spannendes Spiel sein und bleiben - sonst ist der Sinn des Wortes "Sport" nicht mehr gegeben und man betritt Bereiche, die zu Recht von Gegnern des SchH-Sportes kritisiert werden! So gesehen ist der Beutetrieb die eigentliche treibende Kraft beim Schutzdienst - womit sich auch erklärt, weshalb einerseits wehrhafte Jagdhunde wie Terrier hervorragenden Schutzdienst leisten können (allenfalls ihre meist geringe Größe ist ein Hindernis) und andererseits die meisten Gebrauchshundrassen bei fehlender Erziehung sehr zum Wildern neigen.
Ich habe deshalb "meistens" geschrieben, weil mir bekannt ist, das es immer noch Ausbilder gibt, die über Wehrtrieb arbeiten.
: : Mit Schutztrieb im Sinne der ursprünglichen Frage meinte ich eigentlich die Bereitschaft eines Hundes, in Gefahrensituationen zu verteidigen.
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: Mal abgesehen davon, dass dies eigentlich jeder einigermaßen normale und wesensfeste Hund tut, unabhängig von der Rasse - hast Du mal gesehen was bei wehrhaftem Wild passiert, wenn dieses sich gegen die Hunde stellt? Gerade bei Schwarzwild passiert dies gar nicht selten, aber auch Fuchs und vor allem Dachs sind gefährliche Gegner. Ein Hund, der in dieser Situation nicht über genügend Wehrtrieb verfügt, wird die Flucht ergreifen und ist somit als Jagdhund nicht zu gebrauchen. Auch hier also kein besonderer Unterschied zu Anforderungen des Schutzdienstes.
Doch - Beute und Jagdtrieb sind meiner Meinung nach etwas ganz anderes als das Verhalten eines Hundes bei einer Bedrohung, die er nicht zu verantworten hat. Um es mal so auszudrücken: Wehrt sich der Hase und haut zurück, ist das was ganz anderes, als wenn einer das Frauchen verhaut - ich habs mal so salopp ausgedrückt.
Eine Bedrohung durch einen Menschen ist für einen Hund eine ganz andere Situation, weil eine Vereitelung dieser Bedrohung Handlungen des Hundes erfordert, die seiner ganzen Erziehung und Domestikation widersprechen.
: : Schutzdienst und Schutztrieb sind meiner Ansicht nach da verschiedene Paar Schuhe. Oder siehst Du das anders?
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: Klar sind das zwei Paar Schuhe: das eine ist ein Ausbildungsteil, das andere ein Trieb! Aber ich vermute, dass Du Schutztrieb (richtiger wohl: Wehrtrieb) und Beutetrieb meinst. Ja, das sind tatsächlich zwei verschiedene Triebe, die aber oftmals eng zusammenarbeiten. Worin unterscheidet sich das Verfolgen und Stellen eines Wildtieres vom Verfolgen und Stellen eines (Schein-)Täters? Ich denke, für den Hund sind die Unterschiede nicht sehr groß.
Doch, meiner Meinung nach schon - siehe oben, ich sehe da den Unterschied, daß beim Wild Grundbedürfnisse (Fressen) im Vordergrund stehen, beim Angriff eines Menschen aber andere Gründe.
Der Instinkt eines Hundes unterstützt ihn bei der Jagd, bei der Verteidigung gegen einen Menschen behindert er eher.
: Somit meine ich, liegen die unterschiedlichen Begabungen der einzelnen Rassen für den Schutzdienst zum einen natürlich in den körperlichen Begebenheiten - ein kleiner Yorkie ist genauso ungeeignet wie ein riesiger, massiger Bernhardiner - zum anderen letztlich in der verschieden starken Ausprägung des genannten Beute- bzw. Wehrtriebes. Aber gerade was die Triebe angeht, gibt es sehr große individuelle Schwankungen, auch innerhalb einer Rasse. Bloß weil man einen DSH hat oder einen Rottweiler, hat man nicht unbedingt auch einen für den SchH-Sport geeigneten Hund. Natürlich hat gezielte Selektion bestimmte Rassen GEEIGNETER für bestimmte Arbeiten gemacht (Gebrauchshunde, Jagdhunde, Schlittenhunde...), das heißt aber nicht, dass nicht auch einzelne Hunde ganz anderer Rassen sich für eben diese Arbeiten eignen.
Hey, Inge, das meinte ich doch die ganze Zeit! Bestimmte Rassen haben einfach eine höhere Wahrscheinlichkeit, was das Vorhandensein bestimmter Eigenschaften betrifft - ich hab aber nicht gesagt, daß das immer so sein muß. Ich glaube, in diesem Punkt herrscht bei uns absolute Einigkeit, wir drücken es nur unterschiedlich aus...;-))
Antje hat z.B. mal an anderer Stelle erwähnt, dass sie von DSH weiß, die als Jagdhunde geführt werden! Und oft genug ist im Laufe der Zeit durch einseitige Schönheitszucht oder sonstige Fehler im Zuchtmanagement der ursprüngliche Verwendungszweck so ins Hintertreffen geraten, dass die Rasse für eben diesen Zweck nicht mehr so geeignet erscheint (etwa die nervösen Dobermänner von heute sind oftmals nicht mehr das Gelbe vom Ei, was den Schutzdienst angeht)
Siehste, da habe ich Dir auch schon recht gegeben...;-))
Trotzdem, meiner Meinung nach ist Beute- und Jagdtrieb ein Unterschied zum Schutztrieb - und ich meine nicht den Wehrtrieb, denn der wäre in meinen Augen vorhanden, wenn der Hund bei einer Bedrohung, die gegen ihn gerichtet ist, nach vorne geht. Die Verteidigung Schutzbefohlener ist immer so eine Sache - wenn das jeder Hund könnte, hätten die Hirten damals keine Herdenschutzhunde gezüchtet - sag ich jetzt einfach mal so.
Vor den diversen VO´s war ich bereits der Meinung, daß Herdenschutzhunde nicht ungefährlich sind, wenn diese in ungeeigneten Händen sind und noch dazu vielleicht aus einem Rasseschlag kommen, der bisher wirklich noch zur Arbeit eingesetzt wird. Irgendwo habe ich mal vor zwei Jahren geschrieben, daß man sich bitte vorstellen möge, was passiert, wenn ein Herdenschutzhund mit seiner Familie unterwegs ist, die Rangordnung nicht geklärt ist und der Hund in einem entgegenlaufenden Jogger eine Gefahr für sein Rudel sieht.
Ich traue mich ja fast gar nicht, das heute zu wiederholen, denn mittlerweile sind auch Herdenschutzhunde von den Vo´s betroffen und ich will da bloß keine Unterstützung bieten - außerdem scheinen weniger "Hundetrottel" einen Herdenschutzhund zu haben, die nehmen lieber was Plegeleichteres.
Hups, jetzt geht mir bestimmt wieder jeder an den Hals, weil ich dieses Beispiel genannt habe - aber ich weiß einfach nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll, daß in der Rassezucht auch unterschiedliche Eigenschaften selektiert werden und man schon anhand der Rasse von dem Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Eigenschaften vermuten kann.
Aber: vermuten, nicht wissen!!! Wie Du bereits sagtest, die Dobermänner z.B. haben genau wie die Schäferhunde ziemlich "verloren".
Lieben Gruß,
Gaby
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