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Hunderassen

Die Liste der Hunderassen ist beinah unendlich lang und verschiedene Rassen haben auch verschieden Bedürfnisse und Eigenschaften. Hier ist die Rubrik, sich über die rassespezifischen Besonderheit seiner Rasse auszutauschen. Ist der Golden Retriever wirklich immer kinderlieb? Besitzt der Labrador den „Will-To-Please“? Hier kannst Du darüber reden. 
Nochmal Schutztrieb!
07. Oktober 2000 16:09

Hallo,

Schutztrieb hat meiner Meinung nach gar nichts mit Schutzhund zu tun. Ein Hund, der beschützt, ist immer ein dominanter Hund. Zum Beispiel meine Labi-Hündin Liza. Sie beschützt mich 100%ig (wer hätte das von einem Retriever gedacht?), während sie bei Herrchen weiß, dass er das selbst kann.

Wenn ich einen Hund haben wollte,der mich beschützt, würde ich mir statt eines Schäferhundes (habe auch einen DSH-Mix, ängstlich-aggressiv - würde den "Bösen" höchstens von hinten angreifen) auf jeden Fall einen Lagerhund oder Hirtenhund holen.

Liebe Grüße - Jana, Liza + Plastic



08. Oktober 2000 13:03

Hi Inge,


: Dann darfst Du aber auch nicht von einem Schutz-TRIEB sprechen! Unter Trieben versteht man angeborene Anlagen. Diese können zwar durch entsprechende Erziehung in bestimmte Bahnen gelenkt, aber niemals anerzogen werden.

Wieso denn nicht? VOn Natur aus würde der Hund seine Rudelmitglieder verteidigen, aber durch die Erziehung oder auch Domestikation wird dem Hund "eingeimpft", Menschen nicht anzugreifen.

:
: Aber warum meinst Du, dass die Bedrohung durch einen Menschen etwas anderes für den Hund darstellt, als die Bedrohung durch irgendein Wildtier? Der Hund ist durchaus nicht immer nur treuer Begleiter des Menschen gewesen - und ist es auch heute längst nicht überall. Viel, viel häufiger wurde und wird er als lästiger Nahrungskonkurrent, als gefährlicher Feind (siehe auch heutige VO...) und nicht zuletzt auch als Fleischlieferant gesehen (heute noch in einigen asiatischen Ländern; die alte Fleischbeschau-VO, in welcher Hunde noch als Schlachtvieh aufgeführt waren, wurde erst Ende der Achtziger Jahre hier in Deutschland ersetzt!) Dies alles bedeutet, dass der Mensch dem Hund gegenüber viel häufiger feindlich auftritt, als die meisten das vermuten. Für den Hund stellt die Bedrohung durch den Menschen also eine über Jahrtausende bestehende "normale" Handlung dar - auf die er selbstverständlich mit Wehren reagierte. Somit also den Wehrtrieb sehr wohl auch im Zusammenhang mit Menschen einsetzt.
:
Ist ja richtig - aber ich rede hier nicht von wildlebenden Hunden oder Wölfen. Ich rede vom typischen, sagen wird mal, Border Collie oder SChäferhund, die als völlig normale Familienbegleithunde gehalten werden und plötzlich sich in der Situation sehen, daß Herrchen bzw. Frauchen von einem anderen Menschen oder Hund angegriffen werden.


: Der HF gehört natürlich zum Rudel, und einen Angriff auf ein Rudelmitglied wehren so sozial lebende Tiere wie Wölfe, Wildhunde und also auch Haushunde selbstverständlich ab. Daher bedürfen die meisten Hunde - egal welcher Rasse - keiner besonderen Ausbildung, um Angriffe auf "ihren" Menschen abzuwehren.

Ich hab ja auch nicht von irgendeiner Ausbildung gesprochen - im Gegenteil, der SChutzhundesport ist keine Ausbildung, die den Hund befähigt, ernst gemeinte Angriffe abzuwehren. Es ging hier doch um die Frage, welche Hunde haben Schutztrieb und brauchen sie dafür eine Ausbildung, oder täusche ich mich da?

Sinn und Zweck der Zucht von Gebrauchshundrassen und der speziellen Ausbildung im Schutzdienst sollen dieses angwölfte Verhalten lediglich perfektionieren und in besser zu regelnde Bahnen lenken.

Wie bitte? Also, jetzt bin ich platt - ich dachte, Du wärest genau wie ich der Meinung, daß die Ausbuldung im Schutzdienst über den Beutetrieb erfolgt (erfolgen sollte) - was hat das jetzt mit Schutztrieb oder Wehrtrieb zu tun? Ich gestehe, jetzt kann ich Dir nicht mehr folgen....


: Ich kann mich da nur wiederholen: Beutetrieb und Wehrtrieb sind selbstverständlich zwei verschiedene Triebe. Aber gerade beim Schutzdienst werden beide Triebe in etwa in gleichem Maße angesprochen, wie dies auch bei der Jagd der Fall ist - daher eigenen sich viele Jagdhunde auch für den Schutzdienst und umgekehrt. Daneben gibt es aber auch Rassen, bei denen der eine oder der andere Trieb durch gezielte Selektion stärker hervortritt. Das trifft sicher auf die von Dir erwähnten HSH zu: diese verfügen über einen sehr stark entwickelten Wehrtrieb bei in der Regel nur mäßig vorhandenem Beutetrieb. (Ich teile übrigens Deine Einschätzung der Gefährdung, die von HSH in ungeeigneten Händen ausgeht aus diesem Grunde völlig!!!) Typische Apportierhunde dagegen müssen über einen sehr gut entwickelten Beutetrieb verfügen, um dauerhaft "Lust" an ihrer Arbeit zu haben. Wehrtrieb ist dagegen bei ihnen eher hinderlich, denn sie sollen z.B. ihre "Beute" ohne großen Widerstand abgeben.

Sach ich doch die ganze Zeit - Rassen werden auf bestimmte Eigenschaften selektiert - war das nicht der Ursprung einer Zucht?
Aber ein Hund, der gut im Schutzdienst ist, zeigt nicht unbedingt "Schutztrieb" auf einsamen Waldwegen....

Ich kenne Hunde, die sehr hohen Wehrtrieb haben, aber überhaupt nicht daran denken, ihr Herrchen zu verteidigen - hier eher eine Frage der Rangordnung, ist mir klar, aber diese Hunde gehen gleichzeitig kompromißlos nach vorne, wenn sie sich selber bedroht fühlen.


:
: : Trotzdem, meiner Meinung nach ist Beute- und Jagdtrieb ein Unterschied zum Schutztrieb - und ich meine nicht den Wehrtrieb, denn der wäre in meinen Augen vorhanden, wenn der Hund bei einer Bedrohung, die gegen ihn gerichtet ist, nach vorne geht. Die Verteidigung Schutzbefohlener ist immer so eine Sache - wenn das jeder Hund könnte, hätten die Hirten damals keine Herdenschutzhunde gezüchtet - sag ich jetzt einfach mal so.
:
: Ich glaube nicht, dass es eine wirklichen Unterschied zwischen Schutztrieb und Wehrtrieb gibt - für mich sind dies beides Synonyme für ein- und dasselbe. Sozial lebende Tiere werden, sofern sie zu den wehrhaften Spezies und nicht zu den "Fluchttieren" gehören, einen Angriff auf Rudelmitglieder immer abzuwehren versuchen.

Nanana? Das glaube ich ja nu nicht - es gibt genug Beispiele von Hunden, die in Gefahrensituationen Fersengeld geben - ist ja auch eine biologisch gesehen vernünftigere Reaktion als selbst auch was abzukriegen...;-))

Von "Schutzbefohlenen" dabei zu sprechen, bedeutet eine Vermenschlichung.

Schon klar - habe ich ja nur der Einfachheit halber so genannt...;-))

Die HSH werden schlicht und einfach auf die Tiere, welche sie beschützen sollen, geprägt, indem sie schon als winzige Welpen fast ausschließlich mit ihren späteren "Schutzbefohlenen" zusammenleben. So ein geprägter HSH "denkt" dann, er sei z.B. ein Schaf, die Schafherde sieht er als sein Rudel an. Und das wird er auf äußerste verteidigen, so wie es jeder Hund bei Angriffen auf sein Rudel täte!

Die Sache mit der Prägung ist mir bekannt - trotzdem, versuche das mal mit einem Border Collie statt mit einem HSH, dann sieht das mit der kompromißlosen Verteidigung etwas anders aus....

Gezielte Selektion hat im Laufe von Generationen dazu geführt, dass sich die HSH viel einfacher auf Weidetiere prägen lassen als auf den Menschen - was ihre Haltung als "Familienhunde" nicht gerade einfacher macht. Wenn also ein HSH seine Herde "beschützt", so geschieht dies durch "Abwehren" der Gefahr. Allein am Sprachgebrauch wird deutlich, dass "Schutztrieb" und "Wehrtrieb" eigentlich dasselbe meinen.
:

Ach, Inge - ich finde trotzdem, daß da ein Unterschied ist - wie ich sagte, Wehrtrieb meint für mich, daß der Hund sich selbst (oder eine Hündin ihre Welpen) verteidigt.
Schutztrieb ist für mich eine Eigenschaft, die z.B. bei bestimmten Gebrauchshunderassen selektiert wurde und die in meinen Augen meint, daß der Selbsterhaltungstrieb eines Hundes zugunsten des Wohlergehens seines Rudels den kürzeren zieht.

Es ist auch bei uns Menschen ein Unterschied da - es gibt Leute, die bringen sich aus Angst in Sicherheit, wenn sie Zeuge eines Angriffes werden - andere greifen ein ohne Rücksicht auf ihre eigene Unversehrtheit.

Sicher ist das in unserer Gesellschaft eine Frage der Erziehung und sicher ist das arg vermenschlichend, aber auch bei Hunden gibt es solche und solche.


Da wir aber in Grundzügen eigentlich das Gleiche meinen, ist es doch egal, wie wir es nennen, oder?

Viele liebe Grüße,

Gaby

: Viele Grüße
: Inge
:


08. Oktober 2000 19:36

Hallo Gaby,

: : Unter Trieben versteht man angeborene Anlagen. Diese können zwar durch entsprechende Erziehung in bestimmte Bahnen gelenkt, aber niemals anerzogen werden.

: Wieso denn nicht?

Weil dies eine Definitionssache ist. In der Ethologie sind "Triebe" ganz klar als etwas Angeborenes definiert - da gibt es nichts dran zu rütteln!

: VOn Natur aus würde der Hund seine Rudelmitglieder verteidigen,

Genau das behaupte ich ja auch, wenn ich schreibe: "Sozial lebende Tiere werden, ..., einen Angriff auf Rudelmitglieder immer abzuwehren versuchen". Deine Antwort darauf aber war: "Nanana? Das glaube ich ja nu nicht - es gibt genug Beispiele von Hunden, die in Gefahrensituationen Fersengeld geben - ist ja auch eine biologisch gesehen vernünftigere Reaktion als selbst auch was abzukriegen." Da widersprichst Du Dir selber: einerseits streitest Du ab, dass Hunde Angriffe auf ihr Rudel abwehren, andererseits sagst Du, dass ein Hund "von Natur aus" seine Rudelmitglieder verteidigt.

: aber durch die Erziehung oder auch Domestikation wird dem Hund "eingeimpft", Menschen nicht anzugreifen.

Wenn die Domestikation etwas damit zu tun hätte, gäbe es überhaupt keine Angriffe von Haustieren auf Menschen. Aber glaube mir: nicht nur Hunde greifen Menschen an, auch Schweine, Rinder, Pferde können dem Menschen verdammt gefährlich werden - und sind doch alle domestiziert! Die Domestikation hat - neben vielem anderen - lediglich dazu geführt, dass die Scheuheit und die damit verbundene Fluchtdistanz gegenüber dem Menschen sehr stark verringert wurde. Am Aggressionspotential des Hundes hat die Domestikation zunächst einmal gar nichts verändert. Erst als der Mensch anfing, auch den Aggressionstrieb für seine Zwecke zu nutzen, wurden durch gezielte Selektion Hunde mit unterschiedlich stark ausgeprägtem Aggressionspotential herausgezüchtet. Erziehung tut dann ihr übriges, um den angewölften Trieb zu kanalisieren.

: Es ging hier doch um die Frage, welche Hunde haben Schutztrieb

Eben - und da hattest Du geschrieben, dass es vor allem die Gebrauchshundrassen wie Rottweiler und Dobermann wären, die sich zum Schutzdienst eigneten, wohingegen Kleinhundrassen dafür ungeeignet wären, weil sie nicht über genügend Schutztrieb verfügten. Meine Erwiderung darauf war - Du erinnerste Dich? -, dass gerade beim Dobermann und auch beim DSH die Zucht der letzten Jahre viele Tiere hervorgebracht hat, die sich ganz und gar nicht mehr für den Schutzdienst eignen - viel zu nervenschwach! Dagegen gibt es bei den kleinwüchsigen Terrierrassen einige mit sehr stark ausgeprägtem Schutztrieb, die - ginge es nur um das Vorhandensein des Schutztriebs - sehr wohl geeignet wäre!

: : Sinn und Zweck der Zucht von Gebrauchshundrassen und der speziellen Ausbildung im Schutzdienst sollen dieses angwölfte Verhalten lediglich perfektionieren und in besser zu regelnde Bahnen lenken.
:
: Wie bitte? Also, jetzt bin ich platt - ich dachte, Du wärest genau wie ich der Meinung, daß die Ausbuldung im Schutzdienst über den Beutetrieb erfolgt (erfolgen sollte) - was hat das jetzt mit Schutztrieb oder Wehrtrieb zu tun? Ich gestehe, jetzt kann ich Dir nicht mehr folgen....

NATÜRLICH soll die Ausbildung im Schutzdienst, sofern es sich um Schutzhunde-SPORT handelt, ausschließlich über den Beutetrieb erfolgen! Aber daneben gibt es ja wohl noch den "echten" Schutzdienst, wie ihn die Diensthunde leisten müssen. Diese auf Zivilschärfe auszubildenden Hunde müssen selbstverständlich AUCH über den Wehrtrieb ausgebildet werden, sonst sind sie zu nichts nütze!!!!! Und ganz abgesehen davon: sowohl Beute- als auch Wehrtrieb sind angewölfte Triebe, auf die bei der Zucht von Gebrauchshundrassen selektiert wird und welche bei der Ausbildung kanalisiert werden (müssen). Was also ist Dir an meiner Aussage unverständlich????

: Aber ein Hund, der gut im Schutzdienst ist, zeigt nicht unbedingt "Schutztrieb" auf einsamen Waldwegen....

Richtig - weil er entweder im SPORT lediglich über den Beutetrieb ausgebildet wurde, oder aber - sehr häufig - nur über einen mangelhaft ausgebildeten Wehrtrieb verfügt. Daher werden zukünftige Diensthunde auch stets auf das ausreichende Vorhandensein BEIDER Triebe geprüft; nur wenn beide vorhanden sind, eignet sich der Hund als Diensthund. Für einen reinen Sporthund dagegen ist das Vorhandesein eines ausgeprägten Beutetriebes völlig ausreichend. So ein Hund kann locker die DM und höher gewinnen mit voller Punktzahl in Abteilung C - aber einen ernsthaften Angriff auf seinen HF wird er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht abwehren.

: Ich kenne Hunde, die sehr hohen Wehrtrieb haben, aber überhaupt nicht daran denken, ihr Herrchen zu verteidigen - hier eher eine Frage der Rangordnung, ist mir klar, aber diese Hunde gehen gleichzeitig kompromißlos nach vorne, wenn sie sich selber bedroht fühlen.

Das KANN eine Rangordnungsfrage sein - viel eher aber handelt es sich bei solchen Tieren um Angstbeisser.

: grinning smileyie HSH werden schlicht und einfach auf die Tiere, welche sie beschützen sollen, geprägt, indem sie schon als winzige Welpen fast ausschließlich mit ihren späteren "Schutzbefohlenen" zusammenleben. So ein geprägter HSH "denkt" dann, er sei z.B. ein Schaf, die Schafherde sieht er als sein Rudel an. Und das wird er auf äußerste verteidigen, so wie es jeder Hund bei Angriffen auf sein Rudel täte!
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: Die Sache mit der Prägung ist mir bekannt - trotzdem, versuche das mal mit einem Border Collie statt mit einem HSH, dann sieht das mit der kompromißlosen Verteidigung etwas anders aus....

Ein Border Collie ist ein Hütehund und kein HSH - das ist ein himmelweiter Unterschied! Die Aufgabe des Borders lag nie und nimmer in der Verteidigung der Herde. So ist es doch logisch, dass er nie so kompromisslos regieren würde wie ein HSH!

: Ach, Inge - ich finde trotzdem, daß da ein Unterschied ist - wie ich sagte, Wehrtrieb meint für mich, daß der Hund sich selbst (oder eine Hündin ihre Welpen) verteidigt.
: Schutztrieb ist für mich eine Eigenschaft, die z.B. bei bestimmten Gebrauchshunderassen selektiert wurde und die in meinen Augen meint, daß der Selbsterhaltungstrieb eines Hundes zugunsten des Wohlergehens seines Rudels den kürzeren zieht.

Wenn eine Hündin ihre Welpen verteidigt, kann sie dabei sehr wohl auch den kürzeren ziehen. Wenn Du also eine Unterscheidung treffen möchtest, dann allenfalls die, dass ein Hund entweder sich selber oder etwas anderes (sein Rudel, Welpen, Herde, Mensch, Revier...) verteidigt. Die Natur baut aber ganz allgemein auf dem sog. "Egoismus der Gene" auf, d.h. alles was die belebte Natur anstellt dient letztlich nur einem Ziel: der Arterhaltung. Bei sehr sozial lebenden Tieren besteht ein Rudel/eine Herde zum überwiegenden Teil aus eng miteinander verwandten Individuen, das ist auch bei Wildcaniden nicht anders. Ein Angriff auf die Welpen oder das Rudel bedeutet somit auch immer eine Gefährdung der eigenen Gene, genauso, als wenn das Tier selber angegriffen würde. Wenn Flucht also nicht möglich ist, wird ein sozial lebendes Tier auch sein eigenes Leben aufs Spiel setzen, um der Gesamtheit - und damit letztlich eben auch wieder den eigenen Erbanlagen - zu dienen. Und genau dadurch ergibt sich in der Konsequenz eben KEIN Unterschied zwischen der Verteidigung des eigenen Lebens, dem der Welpen oder dem des Rudels. Bekanntlich hat bei Wildcaniden immer nur die Alphahündin Welpen - aber diese werden von den übrigen Rudelmitgliedern genauso unter Einsatz ihres Lebens verteidigt, wie dies die Mutter selber tun würde. Somit kannst Du letztlich eben NICHT zwischen einem Schutz- und einem Wehrtrieb unterscheiden - beides meint ein und dasselbe.

Kennst Du das Buch von Thomas Baumann "Neue Wege der Polizeihundausbildung"? Dort werden die für die Schutzhundausbildung notwendigen Triebe genau beschrieben - welcher wofür wichtig ist, wie ihr Zusammenspiel funktioniert usw.

: Es ist auch bei uns Menschen ein Unterschied da - es gibt Leute, die bringen sich aus Angst in Sicherheit, wenn sie Zeuge eines Angriffes werden - andere greifen ein ohne Rücksicht auf ihre eigene Unversehrtheit.
: Sicher ist das in unserer Gesellschaft eine Frage der Erziehung und sicher ist das arg vermenschlichend, aber auch bei Hunden gibt es solche und solche.

Natürlich - aber das ist eine Frage des WESENS: es gibt wesensschwache Hunde (Menschen) und wesensstarke. Der wesensschwache Hund ist für den Schutzdienst völlig ungeeignet, aber auch als reiner Familienhund ist er oft problematisch, da er leicht zum unberechenbaren Angstbeisser wird. Wesensschwache Tiere überleben unter natürlichen Bedingungen nicht lange, für ein Rudel können sie sogar zur Gefahr werden. Daher wirst Du unter Wildcaniden kaum je ein wesensschwaches Tier finden, der Selektionsdruck verhindert, dass sie zur Fortpflanzung gelangen. Bei domestizierten Hunden (letztlich auch beim Menschen, schließlich das am stärksten domestizierte Wesen :-) ) gibt es dagegen viele wesensschwache Exemplare, da die Zuchtauslese/Partnerwahl ja oftmals auf ganz anderen Kriterien beruht. Aus diesem Grund fordert die Gebrauchshundzucht ja auch Leistungsnachweise, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Das Problem ist bloß, dass viel zu viele Hunde durch falsche Ausbildungsmethoden, welche die eigentliche Veranlagung des Hundes kaschieren, irgendwie durch die Prüfungen geschleift werden und so in die Zucht gelangen, obwohl sie von ihrer trieblichen Veranlagung her gar nicht geeignet sind. Und damit wären wir wieder bei den von Dir genannten Dobermännern bzw. Kleinhunden: es gibt eben mittlerweile viele Gebrauchshunde, die diese Bezeichnung eigentlich nicht mehr verdienen, da sie durch falsche Zuchtauswahl nicht mehr die nötige Nervenstärke und Triebigkeit mitbringen. Andererseits gibt es auch außerhalb der üblichen Gebrauchshundrassen etliche Rassen - und zu diesen zählen eben ganz besonders einige Terrier - die von Nervenstärke und Triebigkeit her sehr für den Schutzdienst zu gebrauche WÄREN, wenn - ja wenn sie nicht einfach zu klein wären.

Das war schlicht und einfach der Grund für meinen ersten Einwand auf Dein Ursprungsposting, in dem Du schriebst, dass auch die Genetik über die Schutzhundeignung des Hundes entscheide und daher die Gebrauchshundrassen geeignet sind, Kleinhunde aber nicht. Zusammengefasst lautet meine Antwort also: im Prinzip JA, aber es gibt eben auch nicht geeignete Gebrauchshunde und hervorragend geeignete Kleinhunde. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich ausdrücken.

Aber schön, dass daraus ein so langer Dialog zwischen uns wurden :-)

Liebe Grüße
Inge

08. Oktober 2000 21:39

: : Die Sache mit der Prägung ist mir bekannt - trotzdem, versuche das mal mit einem Border Collie statt mit einem HSH, dann sieht das mit der kompromißlosen Verteidigung etwas anders aus....
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: Ein Border Collie ist ein Hütehund und kein HSH - das ist ein himmelweiter Unterschied! Die Aufgabe des Borders lag nie und nimmer in der Verteidigung der Herde. So ist es doch logisch, dass er nie so kompromisslos regieren würde wie ein HSH!

Siehste - das meinte ich doch die ganze Zeit damit, daß ich sagte, gewisse Rassen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen.

: Das war schlicht und einfach der Grund für meinen ersten Einwand auf Dein Ursprungsposting, in dem Du schriebst, dass auch die Genetik über die Schutzhundeignung des Hundes entscheide und daher die Gebrauchshundrassen geeignet sind, Kleinhunde aber nicht. Zusammengefasst lautet meine Antwort also: im Prinzip JA, aber es gibt eben auch nicht geeignete Gebrauchshunde und hervorragend geeignete Kleinhunde. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich ausdrücken.
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Dito - das war doch die ganze Zeit mein Reden! Nichts anderes wollte ich damit ausdrücken, wenn ich sage, die Wahrscheinlichkeit, daß ein Hund Schutztrieb zeigt, ist bei einer anerkannten Gebrauchshunderasse höher als z.B. bei einem Pudel o.ä.


Weia, da haben wir seitenweise geschrieben und im Endeffekt sind wir doch einer Meinung....;-))

Meine Meinung ist einfach, wenn Du einen Hund suchst, der bestimmte Anlagen haben sollte, z.B. zur Verteidigung, zum Einsatz bei der Jagd oder weiß der Geier was, solltest Du Dich an Rassen halten, die auf eben diese Eigenschaften gezüchtet wurden.

Daß man da auch auf die Nase fallen kann, ist mir klar - ich bin schließlich im SV...;-)) Aber nichtsdestotrotz ist die Wahrscheinlichkeit, mit einem Schäferhund oder Dobermann oder einer anderen Diensthunderasse am ehesten einen Kandidaten für Schutzhundesport oder Wach- bzw. Verteidigungsaufgaben zu erwischen, ungleich höher, als wenn Du Dir einen Golden Retriever zulegst....Aber auch hier gibt es Ausnahmen, ich habe selbst mal eine Prüfung gesehen, bei der zwei Golden auf den beiden ersten Plätzen gelandet sind.

Aber, ohne Dich ärgern zu wollen: Meine Erfahrung hat mir gezeigt, daß Hunde, die einen ausgeprägten Wehrtrieb haben, nicht unbedingt die Bereitschaft zeigen, Rudelangehörige zu verteidigen - und umgekehrt ist mein eigener Hund rein über Beutetrieb ausgebildet, zeigt aber trotzdem eine ausgeprägte Tendenz, mich zu verteidigen - ist er dagegen alleine oder z.B. beim Tierarzt, kann ihn kaum etwas dazu bewegen, sich gegen einen Menschen, der ihm wehtut, zur Wehr zu setzen.

Als in der Hochzeit der Verordnungswirren so ein Typ meinen Hund getreten hat, hat er nicht reagiert, sondern ist aufschreiend weggelaufen - als ich aber wie eine Furie auf diesen Knilch losging und selbst fast was auf die Nase gekriegt hätte, stand er auf einmal zähnefletschend zwischen uns....

Wie soll man dieses Verhalten beurteilen, wenn man davon ausgeht, daß Schutz- und Wehrtrieb identisch sind?
Und Du wirst lachen, mein Hund ist nicht der einzige mir bekannte Vierbeiner, der ein solches Verhalten zeigt (nein, wir haben keine Dominanzprobleme - auf der Couch sitze immer noch ich;-)).

Daher bleibe ich einfach dabei, daß SChutz- und Wehrtrieb unterschiedlich sein müssen - aber vielleicht benenne ich diese Verhaltensweisen einfach falsch, kann auch sein...

Ich freu mich auf Deine Meinung....Ist doch immer wieder schön, wenn man so ausgiebig fachsimpeln kann....;-))


Liebe Grüße,

Gaby

11. Oktober 2000 22:04

Hallihallo Gaby,

: Als in der Hochzeit der Verordnungswirren so ein Typ meinen Hund getreten hat, hat er nicht reagiert, sondern ist aufschreiend weggelaufen - als ich aber wie eine Furie auf diesen Knilch losging und selbst fast was auf die Nase gekriegt hätte, stand er auf einmal zähnefletschend zwischen uns....
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: Wie soll man dieses Verhalten beurteilen, wenn man davon ausgeht, daß Schutz- und Wehrtrieb identisch sind?

Also ich denke, dass es ein großer Unterschied ist, ob der Hund einen auf die Nase bekommt (tut dolle weh) oder ob der Angriff Dir gilt. Im zweiten Fall ist der Hund ja zunächst mal nicht selber bedroht. Menschlich ausgedrückt: mir persönlich würde es ähnlich gehen wie Deinem Hund - will mir einer ans Leder und tut mir weh, werde ich abhauen, solange die Möglichkeit dazu besteht. Wird aber jemand aus meiner Familie angegriffen - z.B. auch meine Hundis - und ich selber bin zunächst einmal nicht unmittelbar bedroht, dann würde ich auch wie eine Furie auf den Angreifer losgehen. In dem Moment, wo dieser sich dann mir zuwendet - hm, naja, wahrscheinlich würde ich dann wieder Fersengeld geben. Bin halt nicht zum Helden geboren :-)

Ich glaube, bei jedem Lebewesen ist die Bereitschaft, sich selber und/oder andere zu verteidigen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Beides kann stark oder schwach vorhanden sein, es kann aber auch das eine stärker ausgeprägt sein als das andere. Ob man die Bereitschaft, andere zu verteidigen, wirklich anders benennen soll, als die Eigenverteidigung? Ich weiß nicht, ob diese Differenzierung aus ethologischer Sicht zulässig ist. Habe ich auch noch nie so gehört oder gelesen. Thomas Baumann, auf den ich große Stücke halte, spricht auch nur vom Wehrtrieb. Aber letztlich handelt es sich hierbei wohl um das kleine goldene Beilchen, mit dem man Haare spaltet, oder? ;-)

Ob Schutz- oder Wehrtrieb: wichtig ist, dass der Hund gesund an Körper und Seele ist und mit seinem HF im Einklang lebt.

Liebe Grüße
Inge