Hallo Jana,
vielleicht schreibe ich Dir lieber mal privat? Könnte nämlich bei DEN Fragen eine ziemlich lange Diskussion werden *grins*
Andererseits... dann könnten sich die anderen Hovi-Leute nicht einklinken, also fange ich hier mal an, ja?
Aaaalso: Rio ist eine Hündin mit eindeutig ziemlich hohem Lagerhund-Anteil. Sie stammt aus Ostdeutschland (Sachsen-Anhalt), ihre Mutter stammt aus einer reinen Ostlinie (zumindest, soweit mir das bekannt ist). Das sieht man eigentlich schon am Körperbau: Sie ist von den HÜndinnen, die ich kenne eindeutig die kräftigste, ohne schwerfällig zu wirken oder dick zu sein. Sie hat etwa 65 cm Schulterhöhe, liegt also an der oberen Grenze. Vom Gewicht her hat sie etwa 31 Kilo (war auch schon mal bei 28, Futter fällt bei ihr irgendwie "durch"
. Das ist im Endeffekt nicht mehr, als andere Hovis auch haben, trotzdem wirkt sie oft kräftiger. Ach ja: Sie ist in der HZD gezüchtet.
Vom Wesen her ist Rio, wie Du vermutlich aus dem Portrait weißt ein genialer Hund. Lebhaft und immer zum Toben aufgelegt, aber eben nicht nervös. Sie saust nicht wie angestochen durch die Gegend, und braucht eben auch keine stundenlange "Arbeit", wie ich das bei anderen Hovis erlebt habe, will aber beschäftigt werden.
: ich würde gern mehr über die verschiedenen Typen beim Hovawart erfahren. Am meisten interessieren mich Hovis mit hohem Lagerhundanteil (ohne langweilig zu sein).
Aaalso... so ganz genau kann ich das eigentlich auch nicht sagen. Ich habe mit Rio mal eine Zuchttauglichkeitsprüfung in der HZD gemacht, und mich damals mit den anwesenden Züchtern/ Hovibesitzern unterhalten. Diese ruhigeren (NICHT trägen!), meist auch etwas schwereren Hunde werden auf jeden Fall in der schweiz gezüchtet, aber auch in der HZD.
Ich weiß allerdings nicht, in wie weit diese Linien in Deutschland vorhanden sind und gezielt gezüchtet werden, müßte man sich mal bei den verschiedenen Zuchtvereinen erkundigen.
Im RZV wird großer Wert auf die Sportlichkeit der Hunde gelegt, Schutzhundprüfungen werden gerne gesehen (keine Zuchtvorraussetzung!), es gibt gesonderte Leistungs- und Körzuchten. Auch bei der Zuchttauglichkeitsprüfung wird der Beutetrieb/ Schutztrieb geprüft. Der 3., kleinste der VDH-Vereine hat sich soviel ich weiß den "Familienhovi" auf die Fahnen geschrieben, allerdings weiß ich dazu auch nichts genaues (habe aber Unterlagen dazu, könnte ich Dir gerne mal schicken).
: Lebenserwartung?
Ich habe vor einiger Zeit mal Statistiken zur Lebenserwartung von Hovis gesehen: Krebs stand (leider) ziemlich weit oben, desweiteren natürlcih Unfälle. Bei Rüden kommt es leider auch sehr oft vor, daß sie wegen Aggressivität eingeschläfert werden. Ich will nicht sagen, daß es KEINE Probleme mit Aggressivität bei Hovis gibt. Aber sie sind leider eben auch oft in den falschen Händen... naja, ein anderes Thema.
OB die Lebenserwartung von Hovis mit hohem Lagerblutanteil änders ist, als bei den anderen Linien weiß ich nicht, glaube eigentlihc auch nicht, daß es dazu Erhebungen gibt. Sonst liegt die Lebenserwartung glaube ich irgendwo bei 11 Jahren... Allerdings habe ich auch schon was von 12 Jahren gelesen, man glaube also nur den Statistiken, die man selbst gefälscht hat *grins*
:Gesundheit?
Was die Hovi-Zuchtvereine recht gut in den Griff bekommen haben, ist die Sache mit der HD: IM RZV wird nur mit absolut HD-freien Hunden gezüchtet, in der HZD ist eine HD-verdachts-verpaarung glaube ich erlaubt. Im "Rassehund" war vor einiger Zeit mal eine HD-Statistik, könnte ich gerne mal raussuchen, wenn ich zu Hause bin, auf jeden Fall wird besonders die Hovi-Zucht bei der HD-bekämpfung besonders hervorgehoben.
Mittlerweile werden auch alle Zuchthunde auf erbliche Augenerkrankungen untersucht.
Daß Rio leider ziemliche Probleme mit den Gelenken hat, ist wohl eher auf ihre OPs zurückzuführen. Zumindest kenne ich keinen Hovi, der ähnliche Probleme hätte. Was aber scheinbar zunimmt (allerdings nur laut dem, was ich bisher erfahren habe, also keine offizielle Statistik) sind Magen-Darm-Geschichten (besonders bei den etwas "nervöseren" Hunden), außerdem kenne ich einige Hovawarte mit Pankreas-Insuffizienzen. In wie weit sich das auf bestimmte Linien erstreckt, weiß ich allerdings nicht.
:Wesen?
Ich vermute mal, daß Du besonders auf die ruhigeren, kräftigeren Hunde mit mehr Lagerblut hinauswillst? Naja, ich kenne natürlich Rio, die zwar ein unglaublicher Dickkopf ist, aber eben auch schwer aus der Fassung zu bringen und absolut "alltagstauglich", egal in welcher Situation. Dann kenne ich zwei Hunde aus schweizer Linien, die Rio recht ähnlich zu sein scheinen. Allerdings ist der eine Rüde SEHR dominant, man muß ihn schon zu händeln wissen.
Wach-/ Schutztrieb dürfte wohl bei allen Hunden gleich ausgeprägt sein, wobei Rio im Gegensatz zu anderen Hovis, die ich kenne sogar Zeiten hatte, wo sie besonders Nachts hellwach war und auf alles aufgepaßt hat, was sich regte. Diese Eigenschaft wird ja eigentlich besonders den Lagerhunden zugeschrieben, ich weiß aber nicht genau, ob es damit zusammen hängt. Hat sich Gott sei Dank auch ziemlich gelegt
)
Zuchtordnung?
Vorgeschrieben sind in allen VDH-Vereinen Wesenstests (im RZV eine Jugendbeurteilung ohne das Beschützen von Herrchen/ Frauchen, und dann die ZTP, wo Beutetrieb, verhalten beim schuß, bei einem herunterfallenden Rasselbeutel, einem Schlitten mit Glockenmännchen, einer plötzlich herunterfallenden Strohpuppe und eben die Verteidigungsbereitschaft getestet wird). Außerdem natürlich Bewertung auf Ausstellungen, mindestens mit "gut". Der wesenstest in den anderen VDH-vereinen ist etwas anders aufgebaut (z.B. kein Test des Beutetriebes, weil eben weniger WErt auf "Schutzdiensttauglichkeit" gelegt wird), sonst ist die Zuchtordnung aber ähnlich.
Ist SchH Pflicht?
Nein, in keinem der 3 VDH-Vereine. Wie gesagt wird eine solche Ausbildung im RZV gerne gesehen, die anderen Vereine führen kein Leistungsbuch und es gibt keine besonderen Zuchtlinien, wo dies gefördert wird. Beim RZV ist auch die Zuchttauglichkeitsprüfung meines Erachtens so angelegt, daß sie mit einem Hund, der im SCHH-Sport geführt wird besser bestanden werden kann.
:Gibt es eine Datenbank (bzgl. Krankheiten, Todesursachen etc.) ähnlich wie für Leonberger?
Weiß ich ehrlich gesagt nicht, es gibt schon Erhebungen über Todesursachen (war glaube ich vor einigen Jahren im "Rassehund", könnte ich auch mal nachschauen), ist aber sicherlich bei den Vereinen selbst zu erfahren.
:Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen den BLONDEN und SCHWARZEN bzw. SCHWARZMARKENEN bezüglich des Wesens? Ich habe mal soetwas gelesen. Was ist dran?
Gute Frage
)
Man sagt den schwarz-markenen nach, daß sie am dickköpfigsten seien, die blonden seien allgemein auch die "goldigen", will sagen die nettesten (katja würde hier vermutlich vehement widersprechen ;o) ), und die schwarzen seien die sensiblen. Naja... ich kann das eigentlihc nicht bestätigen (den Dickkopf schon ;o) ), habe so krasse Unterschiede nicht bemerkt.
: Spätzünder?
Das absolut! Rio wurde erst mit 2,5 Jahren langsam erwachsen, nicht nur vom Körperbau her, sondern auch vom Wesen. Die Pubertät würde ich mal so ab einem guten Jahr einordnen, also später als bei den meisten Rassen. Dafür dauert sie länger... *grins*
Außerdem bestätigt mir nicht nur mein Mädel immer mal wieder, daß auch erwachsene oder sogar ältere Hovis öfter mal wieder pubertäre Anwandlungen bekommen, die Rangfolge heftig testen (die Hündinnen etwas weniger offensichtlich als die Rüden, was nicht heißt, daß sie es nicht versuchen). Ich habe das mittlerweile schon von vielen Hovi-besitzern gehört, und scheinbar ist das schon Rassetypisch.
ensible Phasen?
Vermutlich wie bei jeder anderen Rasse während der Pubertät, wo man plötzlich viele unsichere und auch ängstliche Hovis sieht. Das ist leider auch die Zeit, wo sich viel an Aggressivität herauskristallisiert: Unsicherheit wird mit einer gewissen Portion "Proletentum", wie Katja es ausdrückt überspielt, Herrchen und Frauchen wissen nicht so genau, wie man mit dem Jungspund umgeht... naja
(
Zum anderen ist natürlich auch die Welpenzeit eine sensible Phase, aber im Endeffekt würde ich das mal mit anderen Rassen gleichsetzen.
: Zuchtunterschiede Ost/West?
Hmmm... ich glaube, die Linien haben sich mittlerweile doch SEHR vermischt, die original "Ost-Linien" werden zwar in Anzeigen immer mal wieder beworben, was nun genau dran ist, weiß ich aber nicht...
Die Unterschiede liegen aber eben hauptsächlich im Körperbau (Ost-Linien: Kräftiger, meist auch höher), und man sagt ihnen mehr Ruhe und Selbstbewußtsein nach. Ich laß das mal so stehen... ist nämlcih auch nur das, was ich bisher gelesen/ gehört habe, DEN Osthovi habe ich noch nicht kennengelernt, außerdem sind persönliche Erfahrungen da nicht sonderlich repräsentativ.
Eins kann ich aber schon sagen: Ich bin vor einigen Jahren in den RZV eingetreten, und wurde dort von der Zuchtwartin auch gefragt, ob ich nicht mit Rio züchten wolle. Am Aussehen kanns nicht gelegen haben, weil sie... naja, eben ein Durchschnittshovi ist, aber scheinbar würde man sich teilweise doch auch wieder Hovis mit etwas ausgeglichenerem Charakter und stabilem Knochenbau wünschen (was nicht wertend gemeint ist... Ich habe es eben so erlebt).
So, daß war jetzt mal wieder ein ganzer Roman
)
Vielleicht könne die anderen Hovi-Leute ja hier einige Aussagen bestätigen oder auch anderes Richtigstellen, schließlich sind es eben doch subjektive Aussagen.
Viele Grüße,
eva und Rio