Grüß dich Peter,
: Am Anfang war ich drauf und dran, den Pflegeauftrag abzulehnen, weil ich gerade von Border Collies gehört habe, sie seien klassische Problemhunde, ...
Der Border Collie wird sehr schnell zum Problemhund, nämlich dann, wenn du mit ihm dreimal am Tag zehn Minuten um die Ecke gehst und ansonsten einen Fußwärmer für die Couch erwartest. Dito Aussie. Diese beiden Hunderassen sind wendige, anspruchsvolle Tiere, die beschäftigt werden wollen. Das heißt nicht, dass du täglich drei Stunden mit dem Hund radln musst, sondern dass du ihn beschäftigen musst. Suchspiele, kleine Tricks, Hundesport. Sie leben nicht nebenher, sondern mittendrin.
: ...überspannt, menschenscheu und überempfindlich.
Da bekommst du von mir als zweifachen Border Collie Besitzer ein glattes NEIN geliefert. Border Collies können schreckhaft und sensibel sein, doch das keinesfalls krankhaft oder problematisch. Jedoch bei falscher Haltung oder unüberlegter Zucht kann das aus einem Border Collie werden ... genau wie ein Problemhund, siehe oben. Manche Border Collies sind Fremden gegenüber zurückhaltend, doch nimm einen Ball in die Hand, dann bist du kein Fremder mehr.
: Nun habe ich genau das Gegenteil erlebt, nämlich einen hochmotivierten, aber ansonsten völlig gelassenen, freundlichen Hund.
Genau, hochmotiviert. Wenn du damit etwas anfangen kannst, dann hast du den besten Hund fürs Leben gefunden. Diese Motivation zum Lernen darf nicht in einer Sackgasse landen, du musst dich mit den Hund beschäftigen, Agility, Obedience, Flyball, DogDancing, Hüten, überall dort wirst du diese hochmotivierten Tiere in Perfektion erleben.
: Auch von Menschenscheu kann überhaupt keine Rede sein. Im Gegenteil, eher muß ich seine Freundlichkeit und Neugier gegenüber Menschen etwas bremsen, weil es nun mal nicht jeder mag, wenn er von einem Hund begrüßt wird, als wäre er ein jahrelanger Bekannter.
Mein Duke ist das genaue Ebenbild, Seven hingegen wartet immer ab, ob Duke den neuen Menschen o.k. findet, erst dann folgt der Freundlichkeitsangriff.
: Mich würde dazu die Meinung von Australian Shepherd- oder Borderbesitzern und natürlich auch anderen interessieren. Habe ich Glück gehabt mit diesem Pflegehund oder wird das Bild von diesen beiden Hütehunderassen teilweise etwas überzeichnet?
Es wird mit Recht etwas überzeichnet, denn nichts ist schlimmer, als einen Border Collie oder Aussie bei einem Menschen, der einen ruhigen Hund haben möchte. Die Werbung, das Fernsehen, Wetten dass ... hier wird das Bild eines Hundes widergespiegelt, "der von alleine lernt". Das ist aber absolut nicht der Fall. Diese Hunde fordern Beschäftigung, ob nun BC oder AS. Sie lernen schnell, doch sie fordern nach Mehr.
: Vielleicht habe ich mich auch einfach nur verliebt, deswegen habe ich auch nichts dagegen, wenn meine Begeisterung jetzt etwas gedämpft wird von Leuten mit kritischerem Blick.
Vielleicht hast du das, vielleicht gibst du dem Hund auch nur genau das, was er braucht. Wo war er den vorher, was hat er dort gemacht, wie alt ist der Hund? Das, was so ein Hund fordert, lässt sich nicht in Zahlen fassen. Bei dem einen (z.B. Duke) ist es grenzenloses Agility, er dreht förmlich durch, wenn er einen anderen Hund springen sieht. Er lernt alles und wartet dauernd auf Action. Seven dagegen ist ruhiger und möchte mehr geistig gefordert werden. Nun, er ist aber auch erst 12 Wochen alt.
Pflegehund? Steht er zur Vermittlung oder ist das eine Urlaubspflege? Ich jedenfalls kann deine Begeisterung verstehen.
Gruß Mina