Hallo Rabea,
vor ein paar Jahren, 1993, bekamen meine Eltern durch Zufall einen Weimaraner. Sie suchten nach einem großwerdenden, kurzhaarigen Welpen und es meldete sich ein entfernter Bekannter, der einen ungeplanten Wurf mit seinen Weimaranern hatte. Wir sahen damals die Welpen und waren natürlich fasziniert über deren Schönheit. Auch sagte dieser Bekannte, es wären ganz tolle Hunde und so kauften meine Eltern einen kräftigen Rüden.
Charlie war schon als Welpe ein kleines Teufelchen. Er verbellte und meldete jeglichen Besuch. Aus Mangel an Erfahrung nahmen meine Eltern das damals nicht so ernst. Charlie wurde zwar geschimpft, aber nicht konsequent genug. Schon als 6-monatiger Hund tanzte er uns allen auf der Nase herum, ließ kaum noch Besuch in die Wohnung (nur, wenn wir ihn zuerst wegsperrten und später dazu ließen - aber auch dann wurden die Leute erstmal verbellt) und wollte beim Spaziergang Radfahrer, Jogger und alles, was sich bewegte, jagen.
An Bewegung mangelte es ihm nie, wohl aber an geistiger Beschäftigung.
Aus heutiger Sicht gesehen, bin ich daher der Meinung, daß man einem Weimaraner als Nicht-Jäger kaum gerecht werden kann. Er ist auch kein Border oder Aussie, er ist schlicht und ergreifend ein Jagdhund, noch sehr ursprünglich, weshalb ich auch bezweifle, daß er beim Agility wirklich glücklich werden kann.
Charlie absolvierte mit meiner Schwester erfolgreich die Begleithunde-Prüfung. Er war so schlau, daß er sehr wohl unterscheiden konnte, ob wir grade in der Hundeschule waren oder auf freiem Feld. Deshalb brachte uns diese Begleithunde-Prüfung mit ihm schlicht und ergreifend garnichts. Ich war damals 18 und war Charlie körperlich garnicht gewachsen.
Innerhalb der Familie war er ein sehr lieber, wundervoller Hund. Im Haus hörte er sehr gut und lag einem zu Füßen, tat alles für Streicheleinheiten und liebte es, mit dem Hintern auf der Couch zu sitzen und gleichzeitig die Vorderbeine auf den Boden zu stellen ;-) Das Schönste aber war sein Blick, nie wieder habe ich einen Hund mit einem derart durchdringenden Blick gesehen. Er verstand alles, kannte unsere ganze Familie - samt Oma, meinen Neffen und unseren engsten Freunden - mit Namen, ohne daß wir es ihm beibrachten.
Trotzdem glaube ich, daß Charlie nie wirklich ausgelastet und glücklich war.
Er wurde im Alter von 1,5 Jahren vor unserem Haus totgefahren, als wir nur für eine Sekunde nicht aufpaßten.
Heute denke ich, ein Weimaraner gehört wirklich in Jägerhände. Er ist durch und durch ein Jagdhund und eigentlich ist es doch schön, daß es soetwas noch gibt. Dennoch sollte diese Rasse dann denen vorbehalten sein, die sie auch glücklich machen können: den Jägern.
Liebe Grüsse,
Danni