Hallo Maria aus Wien!
: Meine Frage: ist der dt.Pinscher ein eher schwieriger Hund bzw was meinst du mit Rassemarotten?
Nun ja, Rassebeschreibungen des Dt. Pinschers wirst du dir ja schon selbst angesehen haben, genauso wie ich damals, bevor ich mir meinen Joscha zu mir holte.
Es gibt wie überall natürlich solche und solche, allerdings ist der Dt. Pinscher schon von seiner Geschichte als Wachhund (kein Schutzhund!) und Rattenfänger (ähnlich wie Terrier) eher prädestiniert einige sehr ausgeprägte Verhaltensweisen entwickeln zu können.
Pinscher sind ausgesprochen intelligente und quicklebendige Hunde, was Hundesport und Erziehung im Sinne von diversesten Übungen bis hin zu Kunststücken zu einem überaus lustvollen Hobby machen kann, weil dieser Hund eine äußerst schnelle Auffassungsgabe besitzt und sehr gerne lernt!
Nur diese auf der einen Seite so vorteilhafte Intelligenz des Pinschers macht ihn auch zu einem selbstdenkenden und sehr! eigenständigen Hund. Wenn ihm gerade fad ist oder etwas seinen Weg kreuzt, was noch mehr Spass verspricht, dann ist er sofort dabei. Auch ohne dich, leider :-(
Die Spezialität meines Pinschers Joscha ist die "Futterjagd"(wortwörtlich zu nehmen): wenn er etwas findet, was irgendwie essbar ist, dann läßt er es zwar wieder aus, wenn ich danebenstehe und es ihm sage, ein paar Meter weiter aber dreht er um, holt es sich doch noch und jagt dann, je nachdem wie reichlich das Angebot an Fressalien rundherum ist, solange er was findet mit der Nase am Boden weiter, in einem Höllentempo, schaut, dass er nicht in meine Nähe kommt, damit ich ihm den Spass nicht verderbe und lässt mich unter Höllenqualen ("hoffentlich rennt er nicht in ein Auto oder frisst was Giftiges ..."
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Meiner ist da übrigens nicht der einzige, habe schon ein paar andere Pinscherbesitzer getroffen, denen es ähnlich geht. Diese Hunde sind Meister im Ausbüchsen, Streunen und sich selbst Befriedigen (Stichwort Selbstbelohnung).
Sosehr sie auf der einen Seite an dir hängen und nicht von deiner Seite weichen, so ungebunden und konsequent sind sie auf der anderen Seite, wenn es sich für sie lohnt.
Die zweite sehr negative Rassemarotte (auch nicht alle Pinscher, aber doch viele), ist wenn die rassetypische Reserviertheit Fremden gegenüber zu Menschenscheue und Ängstlichkeit umschlägt. Meiner hasst es, sich von anderen Menschen (ausser die, die er wirklich schon lange und gut kennt) angegriffen zu werden und ich muss da wirlich sehr aufpassen, dass er nicht einmal aus Angst hinschnappt und ich dann mit einem Angstbeisser leben muss!
Wenn ich jetzt mit meinem Joscha von vorne anfangen könnte, wüßte ich natürlich, worauf ich ganz besonders achten muss und könnte einige Problemchen, die ich jetzt mit ihm so habe, abschwächen bis gar nicht erst aufkommen lassen. Aber nachher ist man immer klüger!
Trotzdem ist der Pinscher ein Traumhund! Bedingung ist, dass man mit ihm arbeitet, ihm Beschäftigung bietet (viel und vielseitige) und schneller und wendiger denken kann als er. Mit Zwang und Druck ist bei einem Pinscher nichts zu machen (obwohl Konsequenz und Nein-Sagen und es auch wirklich so meinen, das A und O der Pinschererziehung sind). Viel wichtiger ist, sich selbst und den Hund sehr genau zu beobachten und rechtzeitig die Zügel in die Hand zu nehmen, bevor es der Pinscher tut!
So, das war jetzt sehr lang, aber ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben ;-)
Wenn du weitere Fragen hast, frag nur, vielleicht sollten wir dann eine eigene Pinscher-Rubrik aufmachen ...
Liebe Grüße
Christina