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Maremmano-Rüde

geschrieben von Daniela(YCH) 
Maremmano-Rüde
21. Januar 2003 07:54

Wir haben seit vier Wochen einen 9-Monate alten Maremmano-Rüden. Er ist ein wunderbares Tier, jedoch sehr ängstlich. Ich weiss dass man sehr konsequent jedoch liebevoll diese Rasse erziehen sollte. Nun habe ich ein paar Fragen.

1. Er hat panische Angst ins Auto einzusteigen. Wir haben es schon mit Käse , Wienerlis , kurz, einfach alles was er gern hat probiert. Er will einfach nicht ins Auto. Er hat auch auf dem Spazierweg panische Angst vor Autos. Ich gehe immer einmal am Tag durchs Dorf, dass er sich daran gewöhnt. Bis jetzt hat mein Mann ihn immer ins Auto getan. Das Problem ist dass ich halt Mühe habe 35 Kilo ins Auto zu heben und ich bin auch der Meinung dass er das lernen muss.Hat jemand einen Tip ? Wäre sehr dankbar dafür.

2. Man hört soviel negatives von Herdenschutzhunden. Woher kommt diese negative Einstellung ? Als wir ihn bei der Junghundeschule angemeldet haben, wurde ich sofort ausgefragt wie er mit anderen Hunden ist, und dass das wichtig sei dass sie im voraus wissen dass ein Herdenschutzhund in der Gruppe sei. Ich persönlich finde es schade weil man sucht dann beim Hund immer nach negativen Aspekten. Unser Guliver ist sehr, sehr lieb mit unseren drei Kindern, ist sehr sanft, aber halt sehr ängstlich. Es sprechen auch alle davon dass kaum ein Spieltrieb vorhanden sein soll was ich auch absolut nicht bestätigen kann.

Hat jemand schon Erfahrungen mit Maremmanos ?

Liebe Grüsse

Daniela


21. Januar 2003 10:47

Hallo Daniela.

Ich selbst habe noch keinen Herdenschutzhund gehalten, das wären auch keine Hunde für mich, obwohl ich sie sehr schön finde.

Bei uns im Haus lebte eine Sozialarbeiterin mit Familie, die mit Heimkindern Ferienausflüge machte. Ein solcher Ausflug ging nach Polen und von dort brachte sie einen süßen, puscheligen weißen Welpen mit.

Snoopy war eine "sie" und ein reinrassiger Owczarek Podhalanski. Snoopy wuchs also in einer Familie mit 2 eigenen Kindern und 2 Katzen bei uns im Hause auf. Sie besuchte eine Welpenschule und einen Junghundekurs und galt als lieber, netter Hund. Sie war stur, eigensinnig und dickköpfig - aber lieb.

Mit etwa 10 Monaten wurde sie erstmals läufig und ihr Charakter änderte sich grundlegend. Sie wurde erwachsen und begann, ihre Aufgabe - das Beschützen ihres Rudels - sehr ernst zu nehmen. Ohne dass ihr das jemand gezeigt hätte.

Sie war weiterhin sehr lieb und toll zu "ihrer" Familie - aber kein Fremder (auch die anderen Bewohner des Hauses) durfte "ihrer" Wohnung und "ihren" Menschen zu nahe kommen.
Niemand durfte die Wohnung betreten, sie hat gebellt, geknurrt und auch zugebissen.

Sie beanspruchte bald ein Territorium von ca. 1 km rings um ihre Wohnung nur für sich und jeder, wirklich jeder - ob Mensch oder Tier - wurde von ihr aus diesem "Bannkreis" mit Bellen und Knurren vertrieben.
Fuhr die Besitzerin mit ihr nach Außerhalb zur Hundewiese, war Snoopy wieder friedlich.

Snoopy musste bald im Haus (wegen Bedrohung der anderen Hausbewohner im Hausflur, es war echt gefährlich) und in der Umgebung der Wohnung einen Maulkorb tragen. Sie war auch kaum an der Leine zu halten, wenigstens von Frauchen nicht.

Die Familie ist dann weggezogen, Snoopy lebt heute mit ihrer Familie auf einem großen Grundstück. Sie darf auch ins Haus, aber oft möchte sie draußen bleiben. Sie ist sehr unabhängig und eigenständig und sucht selten die Nähe ihres Rudels, möchte aber alles im Blick haben.
Das mit einem hohen Zaun gesicherte stets verschlossene Grundstück ohne Aufforderung der Besitzer zu betreten, ist ein Wagnis, dass ich nicht eingehen würde!

Wenn Besuch kommt, wird Snoopy in den hinteren Teil des Gartens gesperrt, weil sie wirklich niemand Fremden in ihrem Reich akzeptiert.

Sämtliche Hundetrainer, bei der sie mit Snoopy war sagten ihr, dass dieses Verhalten für einen Herdenschutzhund ganz normal sei, sie seien eben dafür gezüchtet worden, eigenständig und unabhängig ihr Rudel zu bewachen und das tun sie. Manche mehr, manche weniger.

Der zweite Herdenschutzhund den ich kenne ist ein Pyrenäenberghund, er wurde von der Tochter einer Nachbarin gekauft, weil er so süß aussah, wie ein Pandabär mit seinen grauen Ohren.

Sie hatte vorher schon einen Schäferhund, einen Pudel und einen Kleinen Münsterländer gehabt, aber einen solchen Hund noch nie. Der Hund wuchs im Haus und Garten auf und hielt sich bald freiwillig nur noch im Garten auf. Auch er entwickelte einen derartigen Wachtrieb, dass niemand mehr aufs Grundstück durfte. Da die Familie oft Besuch bekam und der Hund keinen Besuch akzeptierte (und dann auch zubiss), pachteten sie von einem Bauern eine 3000 qm große Wiese an, zäunten die auf 1,80 m ein, stellten eine Hütte darauf und dort lebt der Hund jetzt. Nur die Besitzerin kann das Grundstück gefahrlos betreten.
Der Hund hat schon einmal den Zaun überwunden, nachdem Leute seiner Grenze seiner Ansicht nach zu nahe gekommen waren, seitdem ist der Zaun oben drauf mit einem Weidezaun-Stromgerät gesichert.

Dann kenne ich noch die beiden Kangals der Schwester einer Vereinskollegin. Diese beiden sind hervorragend erzogen, außerhalb ihres Grundstücks sehr gehorsam aber ziemlich desinteressiert an ihrer Umgebung. Sie gehen nur ohne Leine, nur hinter "ihrem" Menschen und stören sich an nichts und niemandem, sehr beeindruckend.

Ihr Grundstück bewachen sie aber ebenfalls sehr, sehr heftig und kompromisslos - auch sie müssen weggesperrt werden, wenn Besuch kommt.
Sie haben auch schon den 1,80 m hohen Zaun überwunden und einen AmStaff zu Tode gebissen, der ihren Zaun markiert hatte. Das war vor der LHV und es wurde keine Anzeige gemacht. Dieses Grundstück würde ich ohne Aufforderung auch nicht betreten.

Auch die Kangals sind lieber draußen als drinnen, sie mögen wohl mal gestreichelt werden, aber lieber liegen sie auf ihrem Aussichtshügel im Garten und beobachten ihr Reich.

Soviel hab ich bisher von Herdenschutzhunden mitbekommen - natürlich sind das nur persönliche Erfahrungen und die sind nicht repräsentativ.

Gruß
tessa

21. Januar 2003 11:51

Hallo tessa

Danke für Deine Antwort. Wir sind per Zufall auf diesen Hund gekommen. Wir haben ihn aus dem Tierheim und wissen leider zu der Vorgeschichte nicht viel. Ich habe bis jetzt noch absolut keine negative Seite an ihm entdeckt. Das mit dem Beschützerinstinkt macht mir schon ein bisschen Angst zumal wir in einem Quartier mit vielen Kindern wohnen. Wir gewöhnen ihn daran dass halt bei uns ein stetes ein und aus gehen ist. Die Nachbarskinder kommen viel zu uns und er lässt sich wirklich von jedem anfassen und liebkosen. Ich hoffe einfach dass das so bleibt. Auch mit anderen Hunden haben wir überhaupt keine Probleme. Er ist neugierig , will spielen , aber keine Spur von Aggressivität. Es nimmt mich einfach wunder ob alle Herdenschutzhunde so schwierig sind wie sie beschrieben sind. Wir informieren uns und versuchen ihn auch so zu erziehen wie es empfohlen wird. Naja, in einem Jahr weiss ich mehr.

Daniela

21. Januar 2003 12:24

Hallo Daniela,

wir haben vor kurzem einen dreijährigen Kangalrüden zu uns geholt, um ihm ein Tierheimschicksal zu ersparen.

Unsere bisherigen Erfahrungen sind sicher auch nicht repräsentativ, decken sich aber nicht mit denen von Tessa.
Entscheidend ist wohl, aus welchen Linien die Hunde kommen und wie sie
speziell in ihrer Entwicklungsphase gehalten werden. Besuch ist kein Problem, zumindest solange wir den Besuch freudig begrüßen. Den Heizungsableser hat er zwar angeknurrt, aber das war es dann auch auch.
Dies würden viele andere Hunde sicher auch tun. Im Garten ist er aufmerksam, aber er rastet nicht gleich aus, sondern bellt nur einige
Male und beobachtet. Unsere Rottweilermixhündin ist da schon resoluter. Streicheleinheiten findet er gar nicht schlecht, aber nur, wenn er es möchte. Für ihn ist es das Größte, wenn er nachts mit ins Schlafzimmer auf seine Matratze darf. Leider ist er kaum erzogen und mag keine Rüden, aber ich war bisher zweimal auf unserem Hundeplatz und es war gar nicht so desillusionierend. Mein letzter Rüde war auch eine schwere Geburt, aber es hat sich gelohnt...ansonsten ist er sehr bewegungsfreudig, hat aber kaum Spieltrieb, was die Arbeit mit ihm nicht wirklich erleichtert. Ich kenne im übrigen noch einen Kuvasz und einige Sarplaninacs und auch die sind bei weiten nicht so schlimm, wie ihr Ruf. Aber wie gesagt, auch meine Erfahrungen sind nicht repräsentativ und es gibt sicher Herdenschutzhunde mit denen gar nicht mehr gut Kirschen essen ist, nur gibt es solche Kandidaten auch bei anderen Rassen.

Eine Bitte noch: wenn du auch einen Hundeplatz aufsuchst achte darauf, dass die Ausbilder mit solchen Hunden etwas anfangen können. Laß dich nicht darauf ein, wenn sie meinen, dem Hund Manieren mit etwas härteren Methoden beizubringen. Was bei einem Schäferhund klappen mag, wird mit deinem Hund nicht gut gehen...

Du mußt Geduld haben, natürlich Konsequent sein und noch sturer sein als dein Hund. Erwarte nicht, dass du jemals einen reinen Befehlsempfänger bekommen wirst, aber ein guter Begleiter und Freund kann er sicher werden.

Morpheus fährt im übrigen auch nicht gern Auto und ist etwas schwerer als dein Hund, aber er weiß mittlerweile, dass es mit dem Auto zum joggen geht und die Abneigung weicht nach und nach.

Ciao, Stefan


21. Januar 2003 12:05

Hallo Daniela,

: Es nimmt mich einfach wunder ob alle Herdenschutzhunde so schwierig sind wie sie beschrieben sind.

warte ab, bis Dein "Kleiner" erwachsen ist - so mit 3 Jahren. Denn erst im Erwachsenenalter zeigen die meisten Herdenschutzhunde ihre "Macht".

: Wir informieren uns und versuchen ihn auch so zu erziehen wie es empfohlen wird.

Das ist sehr wichtig und auch nötig (für jede Hunderasse). Und auch ein Herdenschutzhund verdient es, eine zweite Chance zu bekommen.
Kennst Du diese Seite schon: www.herdenschutzhund.de ?

Gruß
Kathi

21. Januar 2003 15:14

ich hatte einen kaukaser und einen kangal. mit dem kaukaser durfte ich keinen lebewesen am abend begegnen, da er mich sofort beschützt hatte.
er wurde 12 jahre alt und ich habe es nie so richtig geschafft den hund zu sozialisieren. der hund wuchs bei uns auf und hat 2 jahre lange mit mir regelmäßig die hundeschule besucht. nachdem er erwachsen wurde war er nicht der alte. ausßer unser familie hat er jeden als angreifer identifiziert und sich dementsprechend verhalten. er hat bei hunden auch auch nicht unterscheiden wollen ob rüde oder weibchen.

der kangal war mit hündinnen sehr verträglich aber er hat auch alles beschützt. er war sehr groß 80 cm und ca 60 kg. muskulös und selbstsicher auch. war mit menschen etwas reserviert aber immer sehr wachsam. eine falsche bewegeung und er war sofort da, hat sich aufgebaut und war bereit anzugreifen.

beide hunde waren außer knurren lautlos und rigoros bzw. rücksichtlos.

ich musste immer schneller sein, wie meine hunde. war nicht einfach.

ich würde mit meinen heutigen erfahrungen keinen hsh in der stadt halten.

hsh's sind wie der name schon sagt schutzhunde undzwar genetisch bedingt.

ich habe hier schon über hsh's information eringestellt, vielleicht liest die mal durch, damit du besser informiert bist.