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Jagdhunde nur in Jägerhände lang

geschrieben von Ico(YCH) 
Jagdhunde nur in Jägerhände lang
20. Februar 2003 13:05


Hallo
ich habe mir neulich wieder einen "Vortrag" von einem Jäger anhören müssen, daß Jagdhunde nur in Jägerhände gehören. Es wäre unverantwortlich, einer Privatperson einen Jagdhund zu verkaufen! Er selbst geht mit Golden Retrivern auf die Jagd und züchtet diese auch...
Nun bekomme ich dieses Thema zur Zeit häufiger zu hören und mache mir so meine eigenen Gedanken:
1) was machen Züchter von Jagdhunden mit Welpen, die sich aufgrund ihres evtl. ängstlichen Charakters nicht an Jäger verkaufen lassen?
2) ich kenne inzwischen einige Jäger mit Hund, aber nur jeder 2. nimmt seinen Hund auch wirklich mit ins Revier, und wenn sie dann erzählen, sind sie stolz auf 5-8 Nachsuchen im Jahr. Wie ausgelastet sind diese Hunde als Jagdhunde?
3) kann ein Jagdhund, der in Privathand gehalten wird und mit Hundesport, Clicker u.ä. ausgelastet wird, nicht auch glücklich sein (mal vorausgesetzt, sein Jagdtrieb ist nicht so groß, daß er nur an der Leine laufen muß)?
4) Wenn ich überlege, welche Rassen alles Jagdhunde vom Ursprung her sind (Retriver, Spaniels, Dackel usw.), dann noch die Rassen dazu nehme, die eigentlich Hütehunde sind, die auch nur dann gehalten werden sollten, wenn man Tiere zum hüten hat (Schafe, Enten, Pferde usw.), ebenso die anderen "Arbeitsrassen" wie Schlittenhunde, Windhunde, Herdenschutzhunde, bleiben kaum noch Rassen übrig, die man als ganz normaler Mensch halten darf. Oder?

Klar sollte sich jeder über die Rasse die er/sie kaufen will genau vorher informieren und sich überlegen, ob man diesem Hund gerecht wird. Ich stimme auch zu, daß ein Hund aus einer Arbeitslinie nicht unbedingt an Privatpersonen verkauft gehört, die sich nicht mit dieser Rasse auskennen. Aber kann man diese Aussage "Jagdhunde nur in Jägerhände!" so pauschalieren?

Mir geht das Thema nicht mehr aus dem Kopf...



20. Februar 2003 13:11

hallo

nur kurz zum ein kleines thema ansprechen: ein golden ist ein apportierhund und ich denke man kann ihn sehr wohl als privat person auslasten. mein golden auf jeden fall hat absolut kein jagdtrieb dafür ein ausgesprochener apportier trieb. wenn er wasser sieht dann zittert er am ganzen leib vor aufregung. wasser und apport und ein gutes rudel kann ich ihm bieten. ich halte nicht viel von den meisten jägern. bei uns in der umgebung sind die meisten 'jägerhunde' zu einer zwingerhaltung verdammt - und wenn sie mal mitdürfen werden sie mit harter hand geführt. ich finde das einfach traurig.

liebe grüsse
lisa

20. Februar 2003 13:24

Hallo,

ich sehe das genauso wie du! Nicht jeder Jäger lastet seinen Jagdhund anständig aus, wenn der Hund eh nur am We raukommt und ansonsten im Zwinger versauert hat jeder Jagdhund es bei einem *Normalo* besser!
Ich habe jetzt meinen zweiten Mischling aus Jagdhundrassen und würde immer wieder einen Jagdhund nehmen, allerdings wahrscheinlich aus dem Tierschutz, da dann besser abgeschätzt werden kann, wie´s mit dem Jagdtrieb steht. Die Anschaffung eines DD oder Weimaraners sollte man sich allerdings genauso gut überlegen wie die eines Border Collies, aber eigentlich auch bei jeder anderen Rasse.

Liebe Grüße,

Nathaly & Nico (keine Jagdtrieb trotz Setter-Münsterländer-Mix)

20. Februar 2003 14:04

Hi,

ich glaube auch nicht, das ein Jagdhund in Nicht-Jägerhand automatisch unglücklicher ist als in Jägerhand, es gibt in beiden Gruppen solche und solche Hundehalter.
Allerdings gibt es unter den Arbeitsrassen viele, die keinesfalls mit nur Familienhund und wenn mal wer Lust hat ein bischen Sport/Training glücklich sind - aber auch hier trifft dies durchaus auch auf manchen Jäger zu, wenn nur sehr sporadisch Jagdeinsätze anstehen.
Wichtig ist der Spruch "Jagdhunde nur in Jägerhand" für mich erst in der Zucht, da sollten zum Erhalt der guten Arbeitseigenschaften nur Hunde verwendet werden, die entsprechende Prüfungen haben und auch regelmäßig jagdlich geführt werden, dies wird einem Nicht-Jäger nur äußerst selten möglich sein.

Zu Deinen Fragen:
1) untaugliche Welpen, "sterben unerwartet" oder gehen in Privathand, wobei dies durchaus das Risoko birgt, das diese Leute mit diesem eigentlich untauglichen Hund das Züchten anfangen, da eine entsprechnde Nachfrage von Nichtjägern ja beobachtbar ist...
2) Auslastung beim Jäger, kommt eben drauf an siehe oben, unsere machen schon ziemlich viel jagdlich, muss ja auch fleißig trainiert werden - aber zusätzlich machen wir diversen Sport
3) Glücklich in Privathand,warum auch nicht, kommt eben auch drauf an. Privatleute können ein ausuferndenes Jagdverhalten des Hundes übrigens genauso gut oder schlecht kontrollieren wie jeder Jäger.
4) Rasse als "nur Familienhund", dafür taugt so gut wie kein Hund, meine Meinung - es waren fast alles mal Arbeitshunde, je nach Verlauf der Zuchtgeschichte wird sich jemand, der heute einen Hund für einen speziellen Einsatz sucht, diesen aber nicht mehr unter diesen "heute überwiegend Familienhund Rassen" raussuchen bzw. er muss sehr viel Zeit afwenden, bis er Züchter findet, die immernoch an der alten Leistung orientiert züchten.

tschö
Anke, die sich gerade mit einer Rasse befaßt, wo Würfe erst dann genehmigt werden, wenn eine entsprechende Anzahl wirklich geeigneter Interessenten vorhanden ist - die Ansprüche dieses Vereins sind so hoch, dass ein Jagdschein und Jagdgelegenheit alleine nicht ausreichen - ob das nun positiv oder negativ für die Rasse ist...bleibt abzuwarten.

20. Februar 2003 16:53

Hallo.

Wenn ich mir so ansehe, wie die beiden Kleinen Münsterländer eines ansässigen Bauern und Jagdscheininhabers Tag und Nacht im Zwinger sitzen und morgens und Abends mal eine halbe Stunde "Hofgang" haben...

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das auslastet.

Wenn man den älteren der Hunde mit Herrchen mal Samstags nachmittags in den Ruhrwiesen sieht (Herrchen mit geschulterter Flinte zum Karnickeljagen), dann trägt der Hund ein Stachelhalsband, läuft ansonsten frei und gehorcht für keine fünf Pfennige - da kann Herr Jäger rufen oder Pfeifen wie er will.

Wir haben in der öffentlich zugänglichen Wiese mit unseren Hunden (Dobermänner) Ball gespielt, als Herr Jäger wutschnaubend ankam, worauf wir unsere Hunde abliegen ließen.
Er gab seinem Hund Kommando "Down" und kam her, um uns anzuschei´ssen, weil er Karnickel schießen wollte und wir ihn dabei stören, wenn unsere Hunde rumrennen. Schließlich hätte er die Karnickeljagd gepachtet und das wäre teuer...
Sein Hund lag ca. 3 Sekunden im "Down", dann wurde ihm langweilig, er sprang auf und zwischen unseren liegenden Hunden durch und ging erstmal selbst auf Karnickeljagd.

Der arme Kerl kommt ja sonst auch nicht aus seinem Zwinger, da hat er sich ein Wochenendvergnügen geleistet.

Wir sind dann von der Wiese runter gegangen und als Herr Jäger seinen Hund endlich am Wickel (Stachelhalsband) hatte, hörten wir noch eine ganze Weile das arme Tier quietschen!

Ein Jagdhund muss ausgelastet werden, vielleicht mehr als ein "nur Familienhund", aber er kann in Nicht-Jägerhänden sehr glücklich sein.

Nimm nur mal Weimaraner. Es ist in D. fast unmöglich, einen Weimaraner zu bekommen, wenn man keinen Jagdschein hat.

In den USA sind die Weimaraner dagegen beliebte Wach-, Sport-, Schutz-, und Familienhunde.
Aber hier in D hält die Jägerschaft auf diese Rasse schön den Daumen drauf - sie wären für Nichtjäger nicht geeignet.

Ich kenne zwei Weimaraner persönlich, die sind leichter zu händlen als so mancher Dobermann oder DSH.

Ein weites Feld...

Gruß
tessa

20. Februar 2003 17:19

:
Hallo Ico,

entschuldige bitte meine Wortwahl, aber höre einfach nicht auf das Geschwätz irgendwelcher Jäger. Viele Jäger (nicht alle!) leiden unter
chronischen Profilneurosen. Oder hast du etwa Spaß daran Tiere zu töten oder voller Stolz Waffen und Uniform zu präsentieren?
Frag einen Jäger nach Hundehaltung, dann wirst du zu hören bekommen, dass ein bisserl Strom nie schadet und ein Hund nunmal in den Zwinger gehört. Bringt der Hund mit acht oder neun Jahren seine Leistung nicht mehr, nimmt der Jäger die Eutanasie selbst in die Hand...

Du hast sicher recht, wenn man Hundehaltung kritisch hinterfragt. Wer braucht Schlittenhunde, Windhunde, Nackthunde, Border Collies, Herdenschutzhunde (hab selbst einen), Gebrauchshunde aus Leistungszuchten etc.? Wenn man sich aber vorher jedoch ausreichend informiert, Hunde dieser Rassen persönlich kennenlernt und seine Ansprüche an den Fähigkeiten der Hunde orientiert, kann man mit fast jedem Hund ein gutes Zusammenleben erzielen.

Bei uns am Hundeplatz gibt es einen Viszla, einen Weimaraner und einen Springer Spaniel, die mit Begeisterung Agility machen. Ansonsten sind es nach Aussagen der Besitzer ausgeglichene Familienhunde, die das Glück hatten, nicht in Jägerhand zu landen...

Adios, Stefan