Jagdhunde nur in Jägerhände lang
von Silvia(YCH) am 20. Februar 2003 18:00
Hallo,
ich denke die Unterscheidung zwischen Jäger und Nichtjäger hinkt in diesem Fall. Eigentlich geht es um eine Unterscheidung zwischen engagiertem Hundehalter, der seinem Hund ausreichend Auslauf, Beschäftigung und evtl. Hundesport, Rettungshundeausbildung etc. bietet und dem 08/15 Hundehalter der 3x am Tag um den Block schleicht, im ungünstigsten Fall den Hund dabei noch an der Leine hält.
Einige ursprünglich für die Jagd vorgesehenen Rassen sind sicher in Händen von engagierten Hundeleuten gut aufgehoben, wenn auf die Bedürfnisse der Rasse eingegangen wird. Keinesfalls aber bei den oben erwähnten 08/15 Hundehaltern. Ich denke nicht daß es ausschließlich Jäger sein müssen (außer vielleicht es handelt sich um einen Hund mit extremen Jagdtrieb in Kombination mit einem Jäger der den Hund nicht nur als Sache ansieht). Ich halte absolut nichts davon alle Jäger über einen Kamm zu scheren a la "ein bißchen Strom kann nie schaden", "Jagdhund haben im Haus nichts verloren" etc. etc.
Ich habe erst in der letzten Woche beim Gassigehen einen älteren Herrn mit zwei Jagdrevieren kennengelernt der eine seltene bretonische (Name ist mir leider entfallen) Jagdhündin hält und mich mit ihm länger über das ganze Thema unterhalten. Der Hund wirkte zufrieden und glücklich, sein Umgang mit dem Hund war so wie es man sich vorstellt.
Ebenfalls kenne ich eine Golden Retriever Hündin deren Herrchen Jäger ist und die 3x die Woche mit ihm auf die Jagd geht. Ich habe selten einen Hund gesehen der ausgeglichener und zufriedener ist.
Also bitte nicht immer diese Verallgemeinerungen!
Zu tessas Aussage:
: Nimm nur mal Weimaraner. Es ist in D. fast unmöglich, einen Weimaraner zu bekommen, wenn man keinen Jagdschein hat.
:
: In den USA sind die Weimaraner dagegen beliebte Wach-, Sport-, Schutz-, und Familienhunde.
: Aber hier in D hält die Jägerschaft auf diese Rasse schön den Daumen drauf - sie wären für Nichtjäger nicht geeignet.
Gerade beim Weimaraner sehe ich das "in Mode kommen" dieser Rasse sehr sehr kritisch. Speziell dieser Hund wird wegen seines Aussehens extrem begehrt (Bekannten, die einen Weimi haben wurde auf einem Spaziergang von wildfremden Leuten 4000 Mark für den Hund geboten!!) und ich fürchte die wenigsten machen sich klar was dieser Hund für Ansprüche an seine Auslastung stellt. Ich kenne vier Weimaraner, zwei Rüden und zwei Hündinnen. Eine Hündin ist extrem gut erzogen und wirklich toll, aber leider wohl zu unausgelastet. Die zweite ist extrem aggressiv, sicher auch wegen mangelnder Auslastung (ein Spaziergang pro Tag, 1,5 Stunden, und ich meine NUR Spazierengehen, nichts nebenher). Die beiden Rüden sind überängstlich. Alle Besitzer erzählen daß sie dem Laufbedürfnis ihrer Hund kaum hinterherkommen. Wenn sie nach einem Spaziergang heimkommen, selbst wenn es zwei Stunde Radfahren war, will der Hund nach einer halben Stunde am liebsten wieder los.
Und was das leichter händeln angeht, Kunststück, diese Rasse hat einen extremen "will to please", die freuen sich tatsächlich über einen begeistertes Lob mehr als über ein Leckerli.
Fazit: der Weimi ist für andere Aufgaben gezüchtet als für 3x am Tag um den Block und diese Entwicklung sehe ich leider kommen wenn der Hund noch unkontrollierter an Privatpersonen abgegeben wird.
Gruß
Silvia