Jeder Aspekt des 'Jagens' macht Hunde glücklich - und wenn es nur das Auflauern oder das Nachspüren ist.
Hinterherhetzen natürlich auch... und das kann jeder Hund zumindest auf kurzen Strecken immer noch schneller als die meisten Menschen.
Hier ging es ja auch weder um seinen schönen Anblick, noch um seinen schließendlichen Erfolg dabei, sondern erst mal darum, ob er ES 'tut' - oder hatte ich da was verkehrt verstanden?
Und tun - allem Bewegten potentiell hinterherrennen ist dabei m.M. nach nur DER Aspekt des Jagdverhaltens, der uns als Erstes auffällt, wenn der Hund erstmals auf unseren Ruf nicht mehr prompt umkehrt - tun tun sie ES alle mehr oder weniger sportlich.
Wenn da mangels Luft bald nur ein mit den Augen verfolgen daraus wird, ein Buddeln im Garten, ein Schnappen nach Vorbeilaufenden, was auch immer, hat der Hund sich auch etwas an 'passender Taktik' beigebracht.
Hunde entwickeln aus diversen angeborenen Ansätzen hauptsächlich in der Jugend DIE Form des Jagens besonders, einschließlich der Beutespezialisation, die ihnen am meisten gefällt bzw. die ihnen am meisten Erfolg bringt:
schnaufend nach wenigen glücklichen Schritten zusammenzufallen macht dabei dann manchen Hund in Summe sicher weniger happy, als stundenlang unter dem Tisch nach Tortenbröckchen zu schnüffeln und so erfolgreich seine Beute zu suchen und sie im Erfolgsfall hastig hinunter zu schlingen - und auch diese Suche ('unnatürlich' oder nicht - Hunde sind eben lernfähig und flexibel bei ihrer Suche nach Beute) gehört dann eigentlich in die Summe von jagdlichen Verhaltensweisen.
Unerwünschte Formen von 'Jagdverhalten' - von uns Menschen nur mehr schwer kontrollierbare wären das für mich in der heutigen Zivilisation - auf die verschiedensten Objekte (Hasen, Vögel, Jogger, andere Hunde uvm.) entwickeln sich, wenn der Besitzer speziell während der Pubertät seines Vierbeiners nicht aufpasst.
Wenn er aufpasst, gibt es in dieser Lebensphase dafür so leicht wie niemals mehr später die Möglichkeit, seinen Hund den Spaß erfahren zu lassen, den Jagdverhalten auf vom Menschen kontrollierte Objekte (Bälle, Fährten usw.) machen kann, so dass man mit dieser Ersatzbeute dann auch in 'freier Wildbahn' später so einigermassen konkurrenzfähig bleiben kann - motivationsmässig.
Hier monatelang die Hände in den Taschen zu haben, glücklich seinem so fröhlich (aber leider eben nicht zweckfrei) durch Wald und Feld rennenden Hund zuzusehen, während dieser Hund inzwischen selbstständig lernt, mit welchem Verhalten er sich seine jagdlichen Glückskicks beschaffen kann - außerhalb von Interaktionen mit seinem Menschen - und sich nachher jammernd darüber zu beklagen, das manche Hunde eben jagen, ist eine logische 'Verhaltenskette', die dabei meist entstehen wird (mir auch passiert, mit einem selbstgezogenen, relativ kurznasigen 'Schoßhund'). So durfte ich dann (auch?) folgende Erfahrungen machen:
tja: interessanter zu sein, als der Kick, den eine lebende Beute abgibt, die perfekt in alle angeborenen Beuteschemata hineinpasst, da wird man sich
a) am besten nachträglich geduldig in monatelanger Arbeit einen 'bequemen' und doch interessant bewegten Ersatz (Ball, eigenes Fahrrad, Fetzenangel, was auch immer) aubauen, der dann irgendwann allmählich auch mal in Wald und Feld zu funktionieren beginnt (und der als nachträglich geprägte Erfahrung dann natürlich gleich wieder vergessen ist, wenn man mal nicht aufpasst oder die 'natürliche' Ablenkung wieder mal größer ist, als man naiv gedacht hatte)
b) ganz schön schwitzen müssen, und recht viel über Hundeverhalten und Lerngesetze lernen, beim Versuch, sich trotzdem noch nachträglich interessant zu machen - ein einfaches lebloses Leckerli kann da leider nur selten konkurrieren: das wäre ja nur die Endhandlung der Jagd - und gefressen hatte Waldi ja heute schon...
Die fleissigen Clickerer habens da möglicherweise etwas leichter: hier ist die ritualisierte Jagd nach dem Erfolg für den Hund schon auf verschiedenste Verhaltensweisen umgemünzt worden, er findet so seine 'intellektuelle' Beschäftigung ganz naturnah, indem er sich seinen Erfolg denkenderweise im Team erarbeitet - und damit sind wirdann wieder an diesem für Hunde so wichtigen Tun beteiligt: Naturnah? Klar: auch der Elk legte sich ja nur selten hin und sprach 'friß mich, ich bin lecker', auch hier wollte der Erfolg ja erst durch verschiedene Aktionen erworben werden - Team-Aktivitäten im Rudel, die heute mangels 'action' durch uns Menschen allzuoft ungenutzt ins Leere laufen bzw. eben dann vom frustrierten Hund ohne uns ausgeübt werden.
c) inzwischen werden wir bei selbstständig (unnatürlich glücklicherweise für einen Teamjäger) allein jagenden Hund auch noch jeden Erfolg bei Jagdsequenzen nach selbstständig aufzusuchender Beute konsequent verhindern müssen, die möglichen 'fremden' Versuchungen - oder unseren Hund - also auch noch ständig unter genauer Kontrolle halten müssen.... und wenn wir uns nach einem Zweithund sehnen: unser erster bringt dem das Jagen dann GANZ rasch bei....
ordentlich viel Arbeit, das mit dem Jagen als Partner eines Vierbeiners ... meint
Wiebke