von Franziska(YCH) am 30. Januar 2000 13:19
Hi Susi,
jetzt musst du ganz viel graue Theorie über dich ergehen lassen ;o))).
Mit dem Heterosiseffekt hast du vermutlich recht, entschuldige, bitte. Ich hatte halt nur noch dunkle Erinnerungen an meinen Schulstoff.
Was die Mendelschen Gesetze angeht: Sie sind sogar die Grundlage für die Berechnungen der Wahrscheinlichkeiten für Erbkrankheiten und Vererbung von bestimmten Merkmalen bei Menschen bei Menschen. Vererbung funktioniert nunmal hauptsächlich nach diesen Gesetzen (Bei allen Tieren und Pflanzen).
Was die Kopplungsfähigkeit angeht, hat das nämlich doch was mit den Mendelschen Gesetzen zu tun, und zwar: Sind zwei Gene nicht kopplungsfähig, stimmen die Mendelschen Gesetze nicht, der Genotyp bei genau dieser Eigenschaft würde sich nicht ändern, es sei denn, es findet bei der Zellteilung ein zufälliges "Crossing-over" statt. Insofern wird auf Kopplungsfähigkeiten untersucht, um festzustellen, ob es sich überhaupt lohnt, diese Rassen, bzw. verschiedenen Tiere längerfristig miteinander zu koppeln. Und sind die Gene kopplungsfähig, dann koppeln sie sich widerum nach den Mendelschen Gesetzen.
Zu den Erbkrankheiten: Ob sich diese Krankheiten weitervererben ist völlig unabhängig vom Körperbau, bzw. von sämtlichen weiteren Eigenschaften eines Tieres. Wenn ich jetzt behaupte, Mischlinge wären gesünder, als Rassehunde, dann bezieht sich auf Krankheiten, die aufgrund von körperlichen Merkmalen (Schädelform, Haut u.s.w.) erst entstehen. In Bezug auf Erbkrankheiten KANN ich das gar nicht behaupten, da diese Krankheiten nicht erst entstehen, sondern schon im Genotyp vorhanden sind, und sich somit weitervererben oder nicht. D.h. ob ein Hund eine Erbkrankheit hat, hängt davon ab, ob die Eltern gesund sind oder nicht, ob sie entsprechendes Allel (sofern es rezessiv ist) noch in sich tragen, u.s.w.. Das ist völlig unabhängig davon, ob es sich bei den Eltern um zwei Hunde derselben Rasse, oder um zwei Hunde zwei verschiedener Rassen handelt.
Erbkrankheiten, Teil zwei:
Du sagst, wenn man zwei versch. Rassen miteinander kreuzt, läuft man Gefahr, daß man mit den Erbkrankheiten beider Rassen bei dem Mischling zu kämpfen haben kann. Das ist allerdings nur der Fall, wenn diese Erbkrankheiten dominant erblich sind (und selbst dann besteht noch eine Wahrscheinlichkeit von 25%, daß der Mischling gesund ist, bei Mischerbigkeit beider Eltern).
Die allerallermeisten Erbkrankheiten sind aber rezessiv vererbbar. Würdest du also zwei Hunde, mit zwei verschiedenen Erbkrankheiten, die rezessiv vererbbar sind, kreuzen, würde der Mischling gesund sein!
Und sag jetzt nicht wieder: auch die rezessiven treten bei Mischlingen irgendwann wieder auf....das ist nämlich bei Rassehunden genauso. Gerade, was Erbkrankheiten angeht, treten nach mehreren gesunden Generationen auf einmal wieder kranke Tiere auf, die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei der Kreuzung zweier mischerbiger Tiere bei 25%. Siehe bitte auch Beispiel mit dem Dackel.
....dieses folgt jetzt.
Im Gegensatz zu Erbkrankheiten, die ja schon als "Krankheit" im Genotyp vorhanden sind, sind "Krüppelfüße" ja keine Krankheit, sondern bei Dackeln erwünscht. Durch diese Krüppelfüße kann es allerdings zu Krankheiten kommen. Hat ein Hund keine Krüppelfüße wird er auch nicht aufgrund dessen erkranken.
(ich weiß gar nicht, ob Dackel wegen ihren Füßen erkranken ;o)), oft hängen Erkrankungen bei Rassehunden aber wirklich mit best. physischen Merkmalen zusammen...also nehme ich jetzt einfach mal theoretisch an, daß Krüppelfüße ungesund sind.)Folgende Möglichkeiten gibt es:
1.
Handelt es sich bei dem Erbgang, bei dem das Allel für "Krüppelfuß" vererbt wird, um einen dominant-rezessiven Erbgang, das Allel für Krüppelfuß ist dominant erblich, und der Genotyp der Dackel ist mischerbig (sehr unwahrscheinlich):
- besteht bei mischerbiger Dackel x mischerbiger Dackel eine Chance von
25%, daß die Nachkommen der F1-Generation keine Krüppelfüße haben.
- besteht bei mischerbiger Dackel x andere Rasse mit "normalen" Füßen
eine Chance von 50%, daß die Nachkommen der F1-Generation keine
Krüppelfüße haben.
Gewinner ;o)): MISCHLING
2.
Dominant-Rezessiver Erbgang
Allel "Krüppelfuß" dominant
reinerbiger Dackel x reinerbiger Dackel: Wahrscheinlichkeit für normale
Füße: F1: 0%, F2: 0%
reinerbiger Dackel x andere Rasse: Wahrscheinlichkeit für normale
Füße: F1: 0%, F2: 50%
Gewinner: MISCHLING
3.
Dominant-rezessiv
Allel Krüppelfuß dom.
reinerbiger x mischerbiger Dackel: Wahrscheinlichkeit: 0%
mit anderen Rassen siehe 1. u. 2.
4. Dominant-rezessiv
Allel Krüppelfuß rezessiv
-- dackel muss reinerbig sein, da sonst merkmal im phänotyp nicht ausgebildet
dackelx dackel: Wahrscheinlichkeit: 0%
dackel x andere rasse (mischerbig): wahrscheinlichkeit: 50%
dackel x andere rasse (reinerbig): Wahrscheinlichkeit: 100%
Gewinner: MISCHLING
5.
intermediärer Erbgang:
--- dackel mus reinerbig sein, sonst merkmal im genotyp nicht ganz ausgeprägt
dackel x dackel: 0%
dackel x andere rasse: F1-Generation hat "Zwischending" aus verkrüppelt
und normal
F2: 50 % "Zwischending"
50 % normal
Gewinner: MISCHLING
Die Wahrscheinlichkeiten geben an, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Nachkomme keine verkrüppelten Beine hat (auch wenns nicht dasteht;o).
Wenn die Wahrscheinlichkeit bei der F2-generation angegeben ist, geht es um eine Kreuzung aus der F1-Generation x Rasse mit normalen Füßen.
Es müsste demnach wirklich so sein, daß Mischlinge allgemein gesünder sind (nicht auf Einzelfälle bezogen, sondern generell). Aber natürlich nur theoretisch, ob es in der Praxis auch so aussieht, darüber kann ich mir kein Urteil erlauben.
Bis dann
Franziska