Hallo Doro,
das hat nichts mit wagen und bestehen zu tun. Geh Dir die Rechnung von Sören nochmal durch. 10 Punkte für die Ablage, die Dir flöten gehen. Das sind 10 geschenkte Punkte. Punkte, die Du idR nicht so ohne weiteres durch das Schema laufen reinholen kannst. Ich habe es inzwischen einige Male erlebt. Es gibt durchaus Richter, die ein Auge zudrücken wenn ein "zukünftiger Agi-Hund" nicht supertoll Fuss geht, wenn er keine akkuraten Winkel läuft, wenn der Vorsitz schräg ist, etc. Aber das Aufstehen aus der Ablage wird idR ganz ungern gesehen, um nicht zu sagen so gut wie gar nicht toleriert.
Gut, und jetzt mal angenommen, Du gehst in die Prüfung, 10 Punkte hast Du schon mal verschenkt, wie Sören bereits schrieb. Das heisst, Dir bleiben noch 8 Punkte. Dein Hund hängt nach, Führerhilfe 1-2 Punkte, dein Hund prellt vor, Führerhilfe 1-2 Punkte, dein Hund geht zögerlich ins Sitz 1-2 Punkte, legt sich vielleicht gar hin, Übung kannste vergessen, macht 5 Punkte mW, legt sich zögerlich ins Platz, beim Abrufen Doppelkommando, da Hund nicht gleich kommt, Aua, Hund kommt nicht in Vorsitz, oder bedrängt HF, sitzt eklatant schräg usw.
So, 8 Punkte sind schnell weg. Mit dieser "42 Punkte reichen"-Strategie kannst Du durchkommen, aber ein Va Banque Spiele bleibt es. Und schaffst Du es, diese Zitterpartie durchzustehen?
Nur als Beispiel meine erste BH-Prüfung: unsere Ausbilderin war eine von der realistischen Sorte, die den LEuten ganz genau sagte, was sie erwarten können. Ihr Kommentar bei uns (Yanta und mir): 55 Punkte sind bei euch locker drin, mehr kommt darauf an, wie sie in der Gruppe läuft, da wirst Du unter Garantie 3 Punkte verlieren (durch Nachhängen in der Gruppe), dann noch 1-2 für Unsauberkeiten, die während des Laufens immer mal drin sind.
Rausgekommen sind wir mit 46 Punkten. HF nervös, Hund unsicher. Bis zur Gruppe ging's noch. Da ist sie dann richtig nachgehangen, ungefähr 1 m, + Führerhilfen meinerseits gab es allein für die Gruppe 5 Punkte Abzug. So, dann noch mal Führerhilfen und Unsauberkeiten im ersten Teil der Freifolge, da wir noch aufgeregt von der Gruppe waren. Und dann noch vor lauter Aufregung die Sitzübung verhauen. Frauchen sagt "Sitz" im "Platz"-Tonfall, Hund geht langsam zögerlich ins Sitz, Punkte weg, legt sich dann noch hin, nochmal Punkte weg. Und das, obwohl sie die Sitz-Übung und auch die Platzübung wirklich beherrschte. Nur Frauchen's Art des Signalgebens hat sie total verwirrt. Und danach dann nochmal zögerlich herankommen, da Hund jetzt total verunsichert war. Wieder Punkte weg. Insgesamt dann 46 Punkte. Wären wir aber von vornherein mit einem niedrigeren Level reingegangen, wäre das das Aus gewesen. Und das war noch ein Prüfer gewesen, der zu der "netten" Sorte zählt, die auch mal ein Auge zudrücken können.
Zudem darfst Du die Aufregung und das ganze Theater drum herum nicht vergessen. Gerade bei einer ersten Prüfung. Wenn Du da von vornherein weisst, dass ihr Probleme bei einer bestimmten Übung habt, und dann noch bei einer Schlüsselübung, das dann noch kompensieren zu wollen, wird hart.
Nur weil es bei einer Person mal geklappt hat, heisst das noch lange nicht, dass jeder Prüfer so reagiert. Mir persönlich wäre das Risiko zu gross.
An deiner Stelle würde ich die Ablage auf dem Platz nochmal ganz neu aufbauen. Wenn ihr wirklich nur auf dem Platz damit Probleme habt, dann fang nochmal ganz von vorn an. Zuerst Platz mit neben ihr stehenbleiben, dann Platz mit 1 m weg, 2 m weg usw. Und auch die Zeit langsam steigern. Alles andere macht keinen Sinn. Sicher kannst Du "Glück" haben, dass dein Prüfer da zwei Augen zudrückt. Verlassen würde ich mich nicht darauf.
Das hat auch nichts damit zu tun, dass die Antworten der Leute, die dir abraten nicht "nett" sind. Die Leute haben eben einfach eine realistische Einschätzung, was zum Teil auch daran liegt, dass sie schon mehr Prüfungen gelaufen sind rsp. erlebt haben.
Gruss Cindy