Hallo Birgit,
Du hast ganz recht, der Schutzdienst macht Hunde nicht "böse", sondern gibt ihnen die Möglichkeit, ihre angeborenen Triebe auszuleben und wirkt dadurch ausgleichend auf ihr Seelenleben. Allerdings kann er keine Mängel im Wesensbereich ausgleichen, so daß ein Hund, der genetisch oder auch aufzuchtsbedingt eine "Macke" hat, dadurch weder berechenbarer noch unberechenbarer wird. Beißt so ein Hund dann nach der Schutzhundeausbildung zu, heißt es "na klar, ein Schutzhund", dabei hätte der Hund ohne Ausbildung in der gleichen Situation vermutlich genauso reagiert. Aus diesem Grund lehne ich die Ausbildung von nicht wesensfesten Hunden im Schutzdienst ab (ganz abgesehen davon, daß diese i.d.R. der Problembewältigung in der Ausbildung nicht gewachsen, sprich mental schlichtweg überfordert sind). Deshalb gefällt mit Deine Formulierung mit den "richtigen Hunden" und dem "Verantwortungsvollen Schutzdienst".
Das mit der "besseren Kontrolle" sehe ich aber anders. Im Schutzdienst muß der Hund lernen, sich zu beherrschen, trotz Trieb, und trotzdem im "Funktionsbereich" bleiben. Das erfordert einen intensiveren Gehorsam als in der Unterordnung, wo das Triebziel nicht so stark ist. Man kann das bei manchen Hunden, die sehr triebstarkt sind, mit dem Wildern vergleichen; wieviele Hunde, die ansonsten tadellos hören, wenn es ihnen um ihr Bällchen oder Bröckchen geht, stellen dann die Ohren auf Durchzug? Hundeführer, die erstmals einen Hund im Schutzdienst ausbilden, sind i.d.R. sehr erstaunt, wieviel Energie ein triebstarker Hund im Schutzdienst aufbringen kann und anfangs glauben alle, daß sie es niemals schaffen werden, mit ihrem Hund "frei bei Fuß" am Helfer vorbeizumarschieren. Wie Du schon sagtest, der Schutzdienst besteht nicht nur aus Beißen und der Unterordnungsteil im Schutzdienst ist der Knackpunkt für jede bestandene SchH-Prüfung.
Viele Grüße
Antje