Hallo Rolf,
: (es handelt sich um eine Verstärkung spontan auftretenden Verhaltens, was nix mit Lob zu tun hat). Motivation ist übrigens die Grundlage jeden Verhaltens, ist also unabdingbare Voraussetzung für das Leben an sich.
Warscheinlich ist jede theoretische Debatte über Hundeausbildung sowieso fehl am Platze, denn man kann hier nur schreiben, nix sehen oder demonstrieren. Oft scheitert es an Begriffsdefinitionen. Für Dich ist "Lob" keine Verstärkung eines Verhaltens, für mich schon. Auf der Fährte wende ich "Lob" ausschließlich zur Verstärkung gewünschten Verhaltens an (könnte ich auch mit dem Clicker, habe mir das bei anderen Hundeführern schon gesehen und funktioniert prima,, ist mir persönlich aber zu umständlich, da ich meine Hände beim Suchen nicht frei habe) und "Zwang" zur Unterdrückung unerwünschter Handlungen. Wie willst Du bei einem triebstarken Hund z.B. nur durch Motivation einen starken Drang zum Wildern unterdrücken? Ich rede hier nicht von Hunden, die mal ein Häschen 100 m verfolgen, sondern von Hunden, denen der 7. Sinn für's Wildern in den Knochen sitzt, die eine Katze im Dunkel aus dem geschlossenen Auto heraus schon erahnen, lange bevor man an dem geparkten Fahrzeug vorbeifährt, unter welchem der Tieger sitzt, die jedes Häschen mit Haut und Haaren verspeisen, weil sie es mit ihrem 7. Sinn auch wirklich kriegen. Mit Motivation und Verstärkung erwünschten Verhaltens auf der eingen Seite, Zwang auf der anderen Seite, erreicht man hier sehr gute Lernerfolge.
Motivation ist Grundlage jeden Verhaltens, richtig, genau wie Aggression, ohne die kein Sozialverhalten aufgebaut werden kann. Jedes Sozialverhalten wird aus Zwängen beherrscht, auch wir Merschen haben ja nur einen ganz geringen persönlichen Entscheidungsspielraum (in wieweit konntest Du Dir Deine Muttesprache aussuchen, entscheiden, ob Du in Kindergarten oder Schule gehst, Du kannst nicht einfach zu Hause sitzen und Däumchen drehen, nein, Du mußt 8 Stunden am Tag Deine Brötchen verdiene, damit Du leben kannst, weitere 8 Stunden schlafen, und in den verbleibenden 8 Stunden sind die meisten von uns noch vielen weiteren Zwängen unterworfen, z.B. familiär bedingt,). Leben in sozialen Gruppen unterliegt Zwängen, Zwang ist etwas ganz natürliches, wenn er richtig und nicht im Übermaß angewendet wird. Optimal dosiert wird er von dem entsprechenden Individuum gar nicht als Zwang wargenommen. Ich habe noch niemals Eltern gesehen, die ihre Kinder ohne Zwang erziehen, genauso wenig habe ich bisher Hundehalter gesehen, die keinen Zwang anwenden, auch wenn viele von denen der Meinung sind, daß sie es nicht tun. Wie gesagt, es bringt gar nichts, theoretisch darüber zu reden, demonstrieren wäre hier besser, denn vielleicht ist das, was ich schon als "Zwang" bezeichne, in deinen Augen u.U. gar kein "Zwang".
: "Dumm ist, wer dummes tut", Antje. Der Hund lernt deswegen nicht schneller, sondern langsamer. Um es kurz zu machen: Der Hund lernt nicht *wegen* des Trainings, sondern *trotz* des Trainings :-)
Ich bin durchaus lernfähig; wenn Du mir zeigen kannst, wie ein Hund, der keinerlei Vorbereitung hat, schneller als in 3 Tagen schnell, korrekt und vor allem freudig apportiert, über Hürde und Kletterwand (aber auf einem Niveau, daß der Hund anschließend auf Landes- und Bundesebene geführt werden kann), dann bin ich gerne bereit, neue "Methoden" anzunehmen. Wo wohnst Du?
: CT und Zwangsapport schließen sich allein deswegen aus, weil ein Clickertrainer einen derartigen Schwachsinn niemals erwägen würde.
Da scheint es solche und solche Trainer zu geben... Aber warscheinlich hängt hier auchwieder mal alles von der Definition des Begriffs "Zwang" ab.
: :Lernen ohne Zwang ist nicht möglich, nicht beim Wolf, nicht beim Hund und nicht beim Mensch.
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: Diese Weisheit hätte ich gerne belegt. Welche Ergebnisse der Lerntheorie / Ethologie führen Dich zu diesem eleganten Schluß ?
S.o.; zeige mir erst einmal ein Lebewesen, welches völlig frei von Zwängen aufgewachsen ist. Ich kenne das nur von einem einzigen Hund (undauch hier stellt sich die Frage, ob ein permanent eingesperrter Hund völlig frei von Zwang aufgewachsen ist), und der war dermaßen verhaltensgestört, daß er getötet werden mußte, Resozialisierung lt. Amtstierarzt unmöglich)
: Ja eben, deswegen hat modernes Tiertraining diesen ganzen Unsinn hinter sich gelassen. Es gibt da eine schöne Geschichte (von B. Bailey persönlich). Die Baileys haben eine Firma, sie bilden kommerziell Tiere aus (Talkshows, Zirkus, Navy,....) und sie arbeiten nur mit operant conditioning / pos. Verstärkung. Weißt Du warum ? Bailey sagt, er habe ja schließlich eine Firma, die Geld verdienen müsse. Zeit ist Geld, je schneller, sicherer eine Aufgabe vom Tier gelernt wird, desto mehr verdient er. Deswegen arbeitet er ohne Strafreize im Training :-)
Sicher, und wenn sich ein Tier nicht optimal für diesen oder jenen Trick eignet, wird dafür ein anderes genommen. Wer tut das mit seinem Hund? Hier sind wir gezwungen, uns auch mit den Wesenszügen auseinanderzusetzen, die nicht optimal auf einen einzelnen Trick bzw. unser gesamtes Leben (an dem der Hund ja teilhaben sollte) passen, und Berufstrainer, nicht nur im Hundebereich, kenne ich auch einige. Was die sagen und was die tun sind zwei verschiedene Schuhe. Softtraining à la Dildei und Lind verkauft sich halt prima. Meine Frage: Kennst Du solche Trainer ausschließlich von Seminaren oder hast Du sie schon trainieren sehen, wenn's um die Wurst geht?
: : Aber auch bei einem sehr sensibelen Hund wird Zwang nötig, damit der Hund lernt, eine Übung korrekt auszuführen,
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: Welcher/welche ernstzunehmende Fachmann/-frau auf dem Gebiet des Lernverhaltens von Tieren hat derartiges in den letzten 10 Jahren behauptet (und bitte zitiere jetzt keine Hundetrainer), vor allem, wie hat er/sie das bewiesen ?
Hier spielt wieder die Definition von "Zwang" eine Rolle. Welcher Hundeausbilder kann von sich behaupten, niemals einen Hund am Halsband (oder von mir aus auch an einem Brustgeschirr) festgehalten zu haben? Auch eine Form von "Zwang", der bei einem sensibelen Hudn durchaus ausreichen kann, bei einem dominanten, triebstarken nicht. Gegenfrage: Zeige mir einen einzigen Ausbilder, der im Verlauf der Ausbildung in keiner Form "Zwang" angewendet hat.
: : Aber nur mit Motivation geht es nicht, ebensowenig nur mit Zwang.
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: Ohne Motivation gäbe es gar kein Verhalten. Verhaltenskontrolle über Straftreize funktioniert ebenfalls.
Für Dich ist "Zwang" ein "Strafreiz"? Kann, muß aber nicht sein, denn Zang kann auch motivieren. Aber das führt jetzt zu weit. Allgemein kann man sagen, daß man Verhaltenskontrollen ausschließlich über Motivation als auch ausschließlich über Zwang erreichen kann, richtig. Optimale Lernerfolge erreicht man durch eine optimale Kombination von beidem, wobei der Zwang nicht so stark sein darf, daß das betreffende Indiviuum in ein Meideverhalten fällt, welches eine erwünschte Handlung blockiert. Andererseits darf die Motivation auch nicht so stark sein, daß dadurch (durch Zwang gesetzte Grenzen) überschritten werden. Lernen ist ein komplizierter Komplex, eingegrenzt durch Motivationen und Zwängen, gefördert durch Erfolge und Konflikte.
: *lach* Ein Hund "liebt" ein Stück Holz ? Antje, wir reden von Tiertraining, nicht von Fetischismus.
Bei einem optimalen Training werden bestimmte Handlungen für den Hund durchaus lustvoll, wenn z.B. ein triebstarker Hund seinen Beutetrieb am Holz abreagieren kann. Oder glaubst Du, daß ein Hund nicht fähig ist für solche Empfindungen? So ein Hund braucht keinen Click, damit ein erwünschtes Verhalten noch mehr verstärkt wird (dann würde er nämlich lustvoll knautschen), und auch kein Lob mehr, denn das Bringendürfen ist für ihn Bestätigung genug.
Viele Grüße
Antje