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Schutzhundausbildung mit Schlägen?

geschrieben von Mattthias(YCH) 
Schutzhundausbildung mit Schlägen?
01. September 2000 12:57

Hallo!

Eins vorweg: Ich kenne mich nicht mit der Ausbildung und den Prüfungen im Schutzdienst aus, habe selber nur die Begleithundeprüfung mit meinem Hund abgelegt.

Aber ich habe öfter das Training bei einer SV-Ortsgruppe beobachtet.

Mich würde interessieren, ob es richtig ist, daß auf dem Hund, wenn er in den Handschuh von dem "Bösen Mann" beißt, mit einem peitschenähnlichen Gegenstand eingeschlagen wird? Es handelt sich wohl um ein solches, weil die Person mit dem Handschuh den vom Herrchen gehaltenen Hund damit in einer vorherigen Übung einschüchtern, oder schußfest machen will (knallt lauter als 6mm, muß also Peitsche sein). Der Hund wird aber nicht mit der Peitschenspitze getroffen, sondern mit dem Schaft, die "Treffer" sind gut hörbar und garantiert kein Versehen. Nach den Schlägen, (der Hund beißt immer noch in den Handschuh) streichelt ihn das Herrchen.

Aber, wenn dieses Training für die reale Situation, also realistisch sein soll, ist es ja auch selbstverständlich, daß der Hund auch bei festen Schlägen die Hand des Flüchtigen nicht loslassen darf. Ein flüchtender Verbrecher würde ja auch keine Schläge auf den Hund bloß vortäuschen, wie es bei den Schh-Prüfungen der Fall ist, wo die Schläge nur angedeutet werden müssen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, daß alle Hunde bei dieser SV-Ortsgruppe für den Polizeieinsatz ausgebildet werden.

Auch beim Bei-Fuß gehen, reißen die Herrchen so extrem an der Leine, so daß sich der Kettenwürger (wohl ein feingliedriger) derart zusammen zieht, daß der Hund laut aufschreit.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Art der Ausbildung für den Hund angenehm ist, und hoffe, daß nicht alle Schutzhundler, dieses genauso praktizieren.
Auch ist diese Art der Ausbildung wohl kaum tierschutzrechtlich legal. (§3 1b : Es ist verboten, an einem Tier im Training (...)Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden, oder Schäden verbunden sind (...) anzuwenden...

Wenn aber Schläge auf den Hund, der wohl nie, oder in den aller wenigsten Fällen einmal einen Flüchtigen stellen muß, zur normalen Schutzhundausbildung gehören, kann ich dies nicht als Sport, sondern nur noch als unsinnige Tierquälerei ansehen.
Eine solche Ausbildung muß doch auch ohne Schmerzen für den Hund ablaufen können.

Also ich kann diese Art der Ausbildung nur verurteilen!

Gruß an alle seriösen Hundehalter

Matthais



01. September 2000 13:13

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: Auch beim Bei-Fuß gehen, reißen die Herrchen so extrem an der Leine, so daß sich der Kettenwürger (wohl ein feingliedriger) derart zusammen zieht, daß der Hund laut aufschreit.
:
Das ist wohl eher ein angespitztes Stachelhalsband.Habe ich auch schon beim SV gesehen und vor allem am Schreien der Hunde gehört.Herrchen"Fuß" Hund"Jaul".
Lena

01. September 2000 16:45


: Das ist wohl eher ein angespitztes Stachelhalsband.Habe ich auch schon beim SV gesehen und vor allem am Schreien der Hunde gehört.Herrchen"Fuß" Hund"Jaul".
: Lena

Leider leider, machen die "Schutzhundler" ihren eigenen Sport zunichte. Ich betone "Sport" und so soll es auch betrieben werden.
Aber wenn man so hört wie teils die Vereine oder Gruppen mit Ihren Hunden trainiern muss man sich schon fragen wie HIRNLOS sie auf ihren "Trainingpartner" rumprügeln.

Für solche die sich für Ihren Sport einsetzen, und den "Gegner" eine seriöse Ausbildung näher bringen wollen ist es ein Rückenschuss.

Heute sollten die Hundler so gescheiter worden sein, und merken, dass sich die Zeiten geändert haben.....aber eben....traurig

Lorenz

01. September 2000 17:18

: Hallo!
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: Eins vorweg: Ich kenne mich nicht mit der Ausbildung und den Prüfungen im Schutzdienst aus, habe selber nur die Begleithundeprüfung mit meinem Hund abgelegt.
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: Aber ich habe öfter das Training bei einer SV-Ortsgruppe beobachtet.
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: Mich würde interessieren, ob es richtig ist, daß auf dem Hund, wenn er in den Handschuh von dem "Bösen Mann" beißt, mit einem peitschenähnlichen Gegenstand eingeschlagen wird? Es handelt sich wohl um ein solches, weil die Person mit dem Handschuh den vom Herrchen gehaltenen Hund damit in einer vorherigen Übung einschüchtern, oder schußfest machen will (knallt lauter als 6mm, muß also Peitsche sein). Der Hund wird aber nicht mit der Peitschenspitze getroffen, sondern mit dem Schaft, die "Treffer" sind gut hörbar und garantiert kein Versehen. Nach den Schlägen, (der Hund beißt immer noch in den Handschuh) streichelt ihn das Herrchen.
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: Aber, wenn dieses Training für die reale Situation, also realistisch sein soll, ist es ja auch selbstverständlich, daß der Hund auch bei festen Schlägen die Hand des Flüchtigen nicht loslassen darf. Ein flüchtender Verbrecher würde ja auch keine Schläge auf den Hund bloß vortäuschen, wie es bei den Schh-Prüfungen der Fall ist, wo die Schläge nur angedeutet werden müssen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, daß alle Hunde bei dieser SV-Ortsgruppe für den Polizeieinsatz ausgebildet werden.
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: Auch beim Bei-Fuß gehen, reißen die Herrchen so extrem an der Leine, so daß sich der Kettenwürger (wohl ein feingliedriger) derart zusammen zieht, daß der Hund laut aufschreit.
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: Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Art der Ausbildung für den Hund angenehm ist, und hoffe, daß nicht alle Schutzhundler, dieses genauso praktizieren.
: Auch ist diese Art der Ausbildung wohl kaum tierschutzrechtlich legal. (§3 1b : Es ist verboten, an einem Tier im Training (...)Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden, oder Schäden verbunden sind (...) anzuwenden...
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: Wenn aber Schläge auf den Hund, der wohl nie, oder in den aller wenigsten Fällen einmal einen Flüchtigen stellen muß, zur normalen Schutzhundausbildung gehören, kann ich dies nicht als Sport, sondern nur noch als unsinnige Tierquälerei ansehen.
: Eine solche Ausbildung muß doch auch ohne Schmerzen für den Hund ablaufen können.
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: Also ich kann diese Art der Ausbildung nur verurteilen!
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: Gruß an alle seriösen Hundehalter
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: Matthais
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Hallo Matthais,

in der Prüfungsverordnung zum Sportschutzhund steht geschrieben, daß der zu prüfende Hund (unterschiedlich SchH1 - SchH3), mit einem Softstock, Hiebe auf den Bereich des Wiederristes erhält. Ein guter Schutzdiensthelfer wird dies immer in guter Kenntnis des Hundes, bezogen auf die Wesensverfassung des entsprechenden Hundes durchführen. Auch ich bilde meine Boxerhündin für die SchH1-Prüfung aus, habe aber auf unserem Platz niemals unkontrolliertes Schlagen mit Peitsche oder Rohrstock mitbekommen. Den Zustand der Ausbildung, in Deinen Ausführungen, würde ich als Hundeführer ablehnen. Auch der entsprechende Kettenruck beim Fußkommando muß dem Hund angepaßt ausgeführt werden. Der Hund ist direkt nach diesem angepaßten Kettenruck durch Loben und Streicheln während des Übungsverlaufes aufzubauen. Stachelhalsbänder sind laut Tierschutzverordnung eh verboten. Bei einer Prüfung im Boxerklub könnte man direkt die Prüfung abbrechen, da nur eingliederige Metallhalsbänder erlaubt sind. Entsprechende Härten wie in Deiner Schilderung, lehne ich ab, betätige mich aber sehr gerne mit meiner Hündin im Bereich der Sportschutzhundausbildung. Ich selber habe durch ein Fachbuch, in dem das Gehorsamsbringen geschildert wird, starke Probleme in dieser Disziplin mit meiner Hündin bekommen und bin bemüht Ihr dies ohne Zwang beizubringen. Allerdings ist das für manche "Hundesportler" zu zeitaufwendig. Ich hoffe, daß ich Dir durch meine Antwort mitgeben konnte, daß man auch Sportschutzhundausbildung ohne Zwang und Peitschenknallen durchführen kann. Ich lehne die von Dir beschriebene Art ab, es gibt aber auch Ausbildungswarte und Schutzdiensthelfer, die durch entsprechend triebgesteuerte Ausbildung, einen jungen Hund zu einem guten Sportschutzhund ausbilden können.

Tschüß
Wolfgang

01. September 2000 19:36

In der Pruefung zur Sch3 steht das Team (Hund und Fuehrer) am Ende vor folgender Situation:
Sie stehen am oberen Ende des Platzes und fordern den Figuranten auf, aus dem Versteck (dem untersten im allegmeinen) zu kommen. Der Hund hat ruhig zu sitzen, trotzdem er weiss, was jetzt kommt. Der Hundefuehrer fordert den Figuranten auf, stehen zu bleiben. Nach der dritten Aufforderung schickt er seinen Hund. Dieser ist schon maechtig 'gestaut', weil er nicht gleich losrennen durfte. Der Hund 'sollte' in vollem Lauf in den Figuranten laufen und den Beissarm packen, versuchen, den Figuranten zum stehen zu bringen. Stellt der Figurant die Gegenwehr ein, dann ruft der Hundefuehrer zumeist aus wenigstens 30 Meter Entfernung 'Aus'. Das ist die erste Huerde fuer das Team. Laesst der Hund ordnungsgemaess ab, wird ihn der Figurant nach wenigen Augenblicken 'ueberfallen' und zwar mit zwei Stockschlaegen (Softstock) auf den Bereich des Widerrist's. Der Hund beisst sofort wieder in der Beissarm. Nach kurzer Zeit stellt der Figurant seinen Angriff ein. Und da kommt dann die grosse Huerde. Der Hund muss spaetestens auf das Hoerzeichen Aus ablassen. Er war eben noch mit 'wehrhafter Beute' konfrontiert. Bei diesem Pruefungsteil ist gute Ausbildungsarbeit, ein gutes Verhaeltnis im Team und ein ordentliches Nervenkostuem beim Hund gefragt.
Du glaubst gar nicht, wie viele Hunde beim sogenannten Auflaufen (durch eine bestimmte, nicht gewollte Situation wird der Hund beim Anbiss gestaucht, was fuer diesen sehr schmerzhaft ist) nicht mehr aus dem Beisarm gehen.
Die Peitsche wird nicht genutzt um einen Hund schussfest zu machen.
Sie wird leider noch in der Schutzhundausbildung viel zu haeufig und falsch eingesetzt. Der Hund wird damit nicht geschlagen (in Deinem Beispiel wurde der Softstock damit simuliert). Die Peitsche dient zum Aufrechterhalten einer Reizlage, spaeter auch zur Ablenkung (Der Hund muss im Gehorsam liegen, obwohl da eine Peitsche knallt, die fuer ihn so verheissungsvoll klingt).
Auch wenn mich hier jetzt alle zerreissen, ich finde es gut, wenn in einer SV Ortsgruppe mit hohen Anforderungen gearbeitet wird. So viele Hundefuehrer wurden spaetestens auf einem Koerschutzdienst vor vollendete Tatsachen gestellt, einem Schutzdienst der ihren Hunden einen Schock fuer's Leben einbrachte.
Der SV ist ein Verein der, nach eigenen Statuten, Gebrauchshunde zuechten will. (wenn er das wenigstens auch tun wuerde) In solch einem Verein dienen Schutzhundepruefungen auch zur 'Zuchtauslese'. Eine Gebrauchshunderasse steht und faellt mit ihren Auslesekriterien. Eine relative Gelassenheit gegenueber aeusseren Einwirkungen ist wichtig fuer einen Gebrauchshund. Physische Einwirkungen gehoeren dazu (Auch ein Schaf keilt mitunter aus, wenn ein Huetehund in seine Naehe kommt, deswegen dar er sich noch lange nicht durchsetzen, wie er es gerne wuerde [nur ein Beispiel]).
Mitlerweile werden nur noch ca. 5% der vorgestellten deutschen Schaeferhunde von diensthundfuehrenden Behoerden aufgekauft. Der Rest haelt den Anspruechen nicht mehr stand.
Im Gegensatz dazu werden vorgestellte, belgische Schaeferhunde zu ueber 90% uebernommen. Sieh Dir mal die Auswahlkriterien in Belgien und Frankreich an. Vom Ringsport bis hin zum dortigen Koerwesen.
Selbst Dr. Dorit Feddersen-Petersen hat nach einer dreijaehrigen Studie erklaert, dass Schutzhundearbeit fuer den Gesunderhalt einer Gebrauchshunderasse notwendig ist.

Sicher gibt es viele Auswuechse in dieser Sparte, aber vergiss nicht die Leute, die erkennen, dass ihr Hund in dieser Arbeit aufgeht, die jahrelang wirklich hart arbeiten, damit sie endlich den Hund an der Leine haben, den sie wollten.
Sie wollen einen sozialvertraeglichen, durchgearbeiteten Hund der ein vollwertiges Teil des Teams ist. Er dient nicht zur Staerkung des Egos, sondern zum gegenseitigen Besserwerden!

Gruss

Christian

01. September 2000 19:59

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: : Auch beim Bei-Fuß gehen, reißen die Herrchen so extrem an der Leine, so daß sich der Kettenwürger (wohl ein feingliedriger) derart zusammen zieht, daß der Hund laut aufschreit.
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: Das ist wohl eher ein angespitztes Stachelhalsband.Habe ich auch schon beim SV gesehen und vor allem am Schreien der Hunde gehört.Herrchen"Fuß" Hund"Jaul".
: Lena


Nicht nur beim SV, oder? Es gibt in ALLEN anderen Verbänden mindestens ebensoviele Ewiggestrige wie bei den Schäferhundlern. Angespitzte Stacheln sind wie Stromreizgeräte verboten, und stille Akzeptanz dieser Methoden ist ebenso verwerflich im Sportbereich.

Merkwürdigerweise treten solche Verhaltensweisen häufiger in Vereinen auf mit überwiegend männlicher Präsenz. Ist es ein Problem des Testosteronüberschusses oder eher ein soziales, weil die Männer durch den immer grösser werdenden Anteil Frauen in Machtpositionen so verunsichert sind, dass sie ihre Machtgelüste an wehrlosen Hunden austoben müssen?

Ich bin nicht grundsätzlich männerfeindlich, mir ist nur aufgefallen, dass in Vereinen mit Frauenüberschuss anders gearbeitet wird und Männer mit ausgewogenem Berufs- und Familienleben ausgeglichener mit ihren Hunden umgehen.

Das betrifft NICHT alle Männer, nur jene die ihre Agressionen mit Gewalt gegen Schwächere kompensieren!

tina