Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Hundesport & Freizeit mit Hund

Hundesport ist eine schöne Möglichkeit, seinen Hund körperlich und geistig auszulasten und zu beschäftigen. Die Sportarten sind sehr vielfältig, egal ob Agility, Dogdance, Turnierhundesport oder Flyball. Hier ist die Rubrik für alle Hundesportler und wer sich noch nicht sicher ist, welcher Sport für ihn geeignet ist, findet alle Sportarten im Überblick 
Schutzhundausbildung mit Schlägen?
05. September 2000 10:18

Hallo Claudia,

: ging ich davon aus, dass es sich bei Leuten die ihre Hunde mit der SchH-Ausbildung ausbilden, hauptsächlich um "Profil-Neurotiker" handelt, die schlußendlich einen neben sich kriechenden, blind-gehorchenden Hund neben sich haben, mit Zwingerhaltung und Rohrstock (im Extrem-Fall).

"Profil-Neurotiker" gibt es überall und auch im SchH-Sport, das ist klar. Aber die gehören eher zu den Randerscheinungen, Leistung erbringen die keine, höchstens mit dem Mund und nicht mit dem Hund.

Auch im SchH-Sport hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel geändert in Bezug auf die Ausbildung, wie gernerell im kynologischen Bereich. So fordert die Prüfungsordnung einen Hund, der einzelne Übungen zwar perfekt, dabei aber freudig ausführt; Hunde, die "unter der Grasnarbe gehen", haben keinerlei Chancen auf irgendwelche Plazierungen, und international anerkannte Ausbilder wie z.B. Manfred Motz und Gottfried Dildei zeigen in ihren Unterordnungs-Videos ja, wozu man mit guter Beutearbeit im Stande ist (z.B. zu 4 Deutschen Meistertiteln). Im Schutzdienst kommst Du mit einem Hund, der genetisch keine gute Portion Beutetrieb mitbringt, nicht weit, auch dafür sorgt die PO (= Prüfungsordnung). Über den Wehrtrieb gearbeitete und/oder nervenschwache Hunde zeigen nämlich sehr unruhige Griffe, und das wir in Prüfungen mit sehr hohem Punktabzug bestraft, sofern diese Hunde überhaupt bestehen könnten. Da SchH-Sport sehr arbeits- und zeitaufwendig ist, wird i.d.R. gar keine Ausbildung mit einem Hund begonnen, welcher die psychischen und physischen Voraussetzungen dafür nicht erfüllt.

SchH-Sport besteht nicht nur aus dem Schutzdienst, sondern aus insgesamt 3 Sparten. Die Fährtenarbeit gehört ebenso dazu wie die Unterordnung und der Schutzdienst. Einen Hund auf ein gutes SchH3-Niveau zu bringen bedeutet mind. 3 Jahre lang viel Zeit und Arbeit, wöchentlich zusätzlich zum Zeitbedarf für die "normale" Hundehaltung (Spazierengehen etc.) bis zu 15 Std. pro Hund. Nur ein geringer Teil entfällt dabei auf die Arbeit im Schutzdienst, viel länger bist Du z.B. mit der Fährtenarbeit beschäftigt und auch mit der Unterordnung. "Profilneurotikern" ist so etwas viel zu aufwendig, Du mußt schon Spaß an der generellen Beschäftigung mit dem Hund haben, und auch ein paarmal hohe Punktzahlen im Laufe der Saison können den ganzen Aufwand nicht entschädigen, wenn es Dir einfach keinen Spaß macht, jeden Sonntag Morgen um 6 Uhr aus dem Bett zu krabbeln, um, egal bei welchem Wetter, mit Deinem Hund ausgiebig Fährte suchen zu gehen.

Viele Grüße

Antje

05. September 2000 11:10

Hallo Claudia,

maile mir doch bitte mal Deine e-mail-Anschrift.

Viele Grüße

Antje

05. September 2000 11:21

Hallo Lisa,

: ... Ein vollwertiges Teil des Teams bekommt man bestimmt nicht durch Quälerei und einen sozialverträglichen Hund nicht durch Zwingerhaltung und strikte Einzelausbildung.

Stimmt, und deswegen ist es auch gar nicht verwunderlich, daß der Hund, der am vorletzten Wochenende auf der SchH-Landesmeisterschaft des HSVRM in Langenselbold unter 46 Hunden den besten Schutzdienst gemacht hat (100 Pkt. = Full Points), in Hundegesellschaft und vollem Familienanschluß ausschließlich in der Wohnung lebt. Und der ist kein Ausnahmefall, wir haben noch mehr "Haus- und Wohnungs-SchH-Hunde" in unserem Verein. Aber es ist ja viel einfacher, mit pauschalen Vorurteilen zu leben als sich mühsam eine eigene Meinung zu bilden...

Viele Grüße

Antje (auf deren Bett sich jede Nacht ein bis zwei arme geknechtete Schäferhunde herumlümmeln)

05. September 2000 11:36

Hallo Susanne,

: Beide sind die Augäpfel ihrer Besitzer, die lieber hungern und frieren würden, als daß ihren Lieblingen etwas abginge. Das schließt nicht aus, daß beide konsequent gearbeitet wurden.

Genau das ist etwas, was nicht ins Weltbild vieler SchH-Gegner paßt... *grins* Die sehen den SchH-Sportler lieber als peitschenschwingenen Unmenschen, der ein- oder zweimal pro Woche am Hund seinen Frust abreagiert, ansonsten bei Wein, Weib und Gesang (oder Bier, Leberwurstbrot und Sportschau) in der gemütlich warmen Stube sitzt, derweil sein Hund einsam und verlassen im kalten Zwinger darben muß. Und wenn man versucht, das irgendwo einigermaßen geradezurücken, wird man dafür gehaßt, denn der Mensch braucht halt seine Feindbilder...


: Leider kommen beide häufig "nur" ins platzierte V auf Ausstellung, so daß diese gekörten, wunderschönen Boxer-Rüden nur wenig Nachwuchs bisher haben.

Genau das ist es, was ich meine. Der Boxer ist ein wundervoller Hund, der es verdient hätte, seine guten Anlagen in Bezug auf Charakter, Wesens- und Leistungsfähigkeit sowie Gesundheit weiterzuvererben. Leider gehört aber auch diese Rasse zu denjenigen, bei denen die Wertung dieser Anlagen zu Gunsten der Exterieurbeurteilung ins Hintertreffen geraten ist. Aber die Überbewertung von "Schönheit" hat in der Hundezucht ihren Preis, und so kenne ich heute leider nur einen einzigen Boxer, der gesund im Sport alt geworden ist, alle anderen haben irgendwelche gesundheitlichen Probleme. Hier wäre eine stärkere Selektion auf Leistung (was ja die Gesundheit mit beinhaltet, denn nur ein gesunder Hund kann gute Leistungen erbringen) das Mittel der Wahl. Als das früher noch so gehandhabt wurde, waren die Boxer schließlich auch nicht "gefährlicher" oder "unberechenbarer" als heute, sondern hervorragende Familienhunde (ich kenne und kannte zumindest keinen, der einen verbogenen Charakter hat/hatte).

Viele Grüße

Antje

05. September 2000 12:15

: Ach ja, fast alle Diensthunde im In- und Ausland stammen aus privaten Zuchten, die über den SchH-Sport (oder in Belgien, Niederlande, Frankreich über den Ringsport) selektieren. Es gibt in Deutschland nur zwei Diensthundeschulen, die selbst züchten (wobei Niedersachsen nur eine einzige Zuchthündin hat). Wer den SchH-Sport abschaffen möchte, läßt somit auch den Diensthund aussterben!!! Ein harter Brocken, wenn er nur auf Vermutungen beruht, oder?


Hallo Antje,

ich habe nichts gegen Schutzhundausbildungen, aber die Art, wie sie durchgeführt werden (einerseits stereotyp und damit unwirksam, anderseits mit viel unnötiger Härte - immer noch), geht mir häufig gegen den Strich. Du kennst ja sicherlich das Buch "Neue Wege der Polizeihundeausbildung" von Thomas Baumann, aus dem klar ersichtlich ist, daß Hunde mit SchH-Ausbildung nicht unbedingt "die besseren Karten" haben, wenn es um die Selektion für den Ankauf durch Behörden geht. Vollkommen untrainierte (aber ausgeglichene und triebstarke) Hunde erweisen sich hier oft eher als geeignet als so mancher Schutzhund, der auf dem Platz zu guten Leistungen fähig ist, aber bei ungewohnten Ablenkungen sofort Meideverhalten zeigt.

Wer sich ein bißchen mit Hunden auskennt, merkt doch auch untrainierten Hunden an, ob sie selbstbewußt und gelassen sind oder Verhaltensstörungen haben. Eine als simples Beutespiel ausgetragene Mannarbeit trägt meines Erachtens nicht allzu viel zum Nachweis der Diensttauglichkeit bei. Im übrigen kommt der DSH mittlerweile bei den Überprüfungen gar nicht mehr gut weg - leider, denn ich bin selbst absoluter Schäferhundfan.

Das ändert natürlich nichts daran, daß die SchH-Ausbildung eine sehr gute und vielseitige Beschäftigung für Hund und Halter ist.

Gruß, Attila

05. September 2000 14:22

Hallo Attila,

: ... daß Hunde mit SchH-Ausbildung nicht unbedingt "die besseren Karten" haben, wenn es um die Selektion für den Ankauf durch Behörden geht. Vollkommen untrainierte (aber ausgeglichene und triebstarke) Hunde erweisen sich hier oft eher als geeignet als so mancher Schutzhund, der auf dem Platz zu guten Leistungen fähig ist, aber bei ungewohnten Ablenkungen sofort Meideverhalten zeigt...

Das ist so nicht ganz richtig. Nicht jeder Sporthund ist als Diensthund geeignet, das stimmt. Aber Hunde, deren Nachkommen im Sport im oberen Leistungsbereich liegen, liefern in der Zucht oftmals auch die Hunde, die auch für den Dienst geeignet sind. Es gibt schon genügend DSH, die für den Dienst bei Polizei und anderen Behörden geeignet sind, aber die sind denen schlichtweg zu teuer! Deswegen wird auf Hunde, teilweise ohne Papiere, aus dem Ausland zurückgegriffen. Und dort wird nicht weniger auf Leistung selektiert, sondern mehr und vor allem härter, und zwar in jeder Hinsicht. Klar, daß bei so einer konsequenten Zuchtselektion im Schnitt belastbarere Hunde hervorkommen als bei uns, wo zumindest beim DSH viele Züchter ihr Augenmerk in ertser Linie auf ein "tadelloses" Exterieur richten (der Mali ist ja, Gott sein Dank, davor bisher weitgehend verschont geblieben).


: ...Wer sich ein bißchen mit Hunden auskennt, merkt doch auch untrainierten Hunden an, ob sie selbstbewußt und gelassen sind oder Verhaltensstörungen haben. Eine als simples Beutespiel ausgetragene Mannarbeit trägt meines Erachtens nicht allzu viel zum Nachweis der Diensttauglichkeit bei. Im übrigen kommt der DSH mittlerweile bei den Überprüfungen gar nicht mehr gut weg ...

Der SchH-Sport ist ein Beutespiel, das stimmt, aber nicht unbedingt ein simples. Im Verlauf der Ausbildung kann man schon die Spreu vom Weizen trennen, auch im Hinblick auf die Eignung als Diensthund, wenn man sein Auge auf die wichtigen Dinge dabei richtet. Am Anfang der Ausbildung sehen sehr viele Hunde sehr gut aus, wenn sich ihnen noch keine Widerstände in den Weg stellen. Ab der Phase, in der sie lernen müssen sich zu beherrschen, den Ärmel nicht mehr packen dürfen, sondern die Beute verbellen und von ihr ablassen müssen, bilden sich für sie Konflikte. Nun kann man Unterschiede in den Triebveranlagungen und der nervlichen Belastbarkeit feststellen und wie sich diese im Verlauf der weiteren Ausbildung entwickeln. So mancher dieser Super-Junghunde ist nicht fähig, mit Konflikten umzugehen, und selbst wenn die Ausbildung auf dem gewohnten Platz gut vonstatten geht (weil relativ konfliktfrei gestaltet), wird die Wahrheit spätestens dann zutage kommen, wenn Hund und HF unter Streß ihre Leistungen zeigen müssen. Dann werden auf einmal so simple Aufgaben wie das „Stellen und Verbellen" zum Knackpunkt, zu einer wirklichen nervlichen oder trieblichen Belastung für den Hund.

Es stimmt schon, unsere Selektion über den SchH-Sport im Hinblick auf die diensttauglichkeit des DSH ist im Mittel etwas flachbrüstig geworden. Aber das liegt daran, daß nicht "hart" genug selektiert wird (d.h. zu viele Hunde im unteren Leistungsbereich in die Zucht kommen), das Schauwesen einfach zu ernst genommen wird, zu viel Geld einbringt. Der alte Stephanitz hat mal niedergeschrieben „schön ist, was dem Gebrauch dient", und recht hat er damit gehabt. Die Belgier züchten auf diese Weise hervorragende Leistungshunde, im Schnitt super gesund, trieblich und nervlich belastbar. Und obwohl weniger Humbuk betrieben wird um deren Exterieur sehen sich die Malinois trotzdem doch irgendwie alle ähnlich, oder?

Viele Grüße

Antje