Hallo Leute,
ich habe die verschiedenen Schutzdienstdebatten, die sich hier regelmäßig zu wiederholen scheinen, aufmerksam verfolgt und möchte heute auch einen Beitrag in dieser Sache abliefern. Grundsätzlich habe ich, das sei vorausgeschickt, gegen guten Schutzdienst, der wegen seiner Vielfalt vielen Hunden - nicht nur Gebrauchshunden - Spaß machen dürfte, nichts einzuwenden - im Gegenteil. Deshalb suche ich auch seit nun schon geraumer Zeit einen guten Gebrauchshundeverein hier in meiner Gegend.
Mittlerweile habe ich ca. ein Dutzend Vereine besucht und überall an einer "Probestunde" teilgenommen. Da ich kein Auto besitze und auch keins will, kann ich mich natürlich nur in einem Umkreis von ca. 30 km bewegen. Das vorläufige Fazit meiner Bemühungen lautet aber: entweder handelte es sich um Rentnerversammlungen, denen mehr an Kaffee und Kuchen gelegen schien als an ernsthafter Arbeit mit ihren Hunden, oder um Brüll-und-Zerr-Hundekasernenhöfe, die doch, wenn man der Propaganda der großen Verbände Glauben schenken dürfte, mittlerweile verschwunden sein sollten. Die Wahrheit aber dürfte so aussehen, daß die altbackenen Methoden, die im Hund noch immer ein untergeordnetes Wesen sehen, das zu "parieren" hat, auf der Mehrzahl der Gebrauchshundeplätze nach wie vor Anwendung findet. Natürlich - denn es ist aufwendiger, anstrengender und verlangt weitaus mehr Verständnis für den Hund und sein Verhalten, ihn "positiv" zu bestärken und seine natürlichen Reaktionen zu nutzen, als ihn mit Zwangsmethoden zurechtzubiegen.
Die Krönung des Unternehmens war der vergangene Samstag; der Name des Vereins soll wie immer ungenannt bleiben. Ich wurde freundlich aufgenommen, und jeder begrüßte mich recht herzlich, aber der erste trübende Eindruck entstand, als der Ausbilder mir erklären wollte, es sei nicht gut, daß mein Schäferhund sich von jedem Fremden streicheln lasse und gleichbleibend freundlich reagiere; das erschien mir schon seltsam. Als ein junges Pärchen mit einem jungen Schäferhundrüden erschien, fuhr er die Leute an, wo denn das Stachelhalsband sei, dieser Hund sei nur mit einem Stachelhalsband zu führen. Der Hund war neun Monate alt! Während der folgenden Übungsstunde führte die Halterin eben dieses Hundes das schöne, liebe Tier unter ständigem Gezerre und Geschimpfe über den Platz; der Hund konnte noch nicht einmal ein einfaches "sitz", mußte aber alle Übungen mitmachen - auf "fuß" wurde er mit kurzem Griff an die Seite gerissen, auf "platz" an der Leine nach unten gezogen, beim Überspringen niedriger Hürden ("hopp"
entsprechend hochgehievt. Die Halterin hatte dabei einen extrem genervten und angewiderten Gesichtsausdruck, so daß ich ihr am liebsten einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet hätte. Und irgendwie schienen alle ca. 15 Teilnehmer ziemlich freudlos und unkonzentriert bei der Sache zu sein. Den Hunden wurde die Ausführung der Kommandos einfach abverlangt, kannten sie sie nicht, wurde nachgeholfen. Gezerre und Gestoße war gang und gäbe. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie der Ausbilder seinen jungen Dobermann-Rüden mit der Hand schlug. Das Beste aber kommt noch.
In meinen eigenen Unterordnungsübungen lege ich den Schwerpunkt auf die Ausführung von Kommandos, die nicht meiner Eitelkeit schmeicheln, sondern der Sicherheit des Hundes dienen sollen, insbesondere "hier" und "platz". Mein Hunde haben "platz" stets ohne Leine erlernt und konnten es auch auf größere Entfernungen ohne Verzögerung ausführen. An der Leine jedoch brauchten sie es nie auszuführen, da genügt "sitz". Als mein Rüde nun in der Übungsstunde am Samstag "platz" an der Leine machen sollte, ignorierte er natürlich dieses Kommando. Der Ausbilder kam angerannt und wollte mir zeigen, "wie das richtig geht". Wohlgemerkt, ich befand mich in einer Probestunde, und er mußte doch davon ausgehen, daß mein Hund nicht vorgearbeitet war! Jedenfalls brüllte er "platz" wie ein Idiot und wollte meinen Hund brutal an der Leine nach unten reißen. Dieser nun, solch eine Behandlung nicht gewöhnt, wich ihm aus, drehte sich um und griff ihn an. Er erwischte ihn auch böse an der Hand und hätte ihn übel zugerichtet, wenn er nicht an der Leine gewesen wäre. Ich habe selbstverständlich nicht eingegriffen, denn wenn der Kerl ein so toller Ausbilder ist, mußte er mit der Situation klarkommen. Er schrie nun los, ich hätte ihm gefälligst sagen müssen, daß mein Hund gefährlich sei, er werde mich haftbar machen und ähnlichen Müll, kurzum: er hatte jede Beherrschung verloren. Ich nahm ihm schleunigst die Leine aus der Hand und verließ mit meiner beißwütigen Bestie sang- und klanglos den Platz, die verstörten "Hundesportler" zurücklassend.
Nun frage ich mich natürlich: Was sind das für Leute, die auf solchen Plätzen Hunde "ausbilden", besser gesagt: verbiegen? Wer hat sie autorisiert, woher nehmen sie ihre unverschämte Selbstsicherheit (die aber, man sieht's, unter vier Fangzähnen ganz schnell zuschanden werden kann)? Haben wir es mit Sadisten zu tun, die, Menschen gegenüber schwach, ihre Befriedigung in der Unterdrückung von Hunden suchen? Und, da solche Leute ja selbst Hundehalter sind: Lieben sie denn ihre Hunde nicht?
Jedenfalls ist das Thema "Gebrauchshundeverein" für mich allmählich erledigt.
Gruß, Attila