Hallo Inge,
: wie finanzieren das denn Reitvereine? Ich reite seit zwanzig Jahren nicht mehr in einem Verein, kenne also die aktuelle Preissituation nicht, aber damals war es ungefähr so: der Vereinsbeitrag betrug (wenn ich mich richtig erinnere) etwa 160,- DM. Wer ein Pferd einstehen hatte, zahlte dafür selbstverständlich noch extra. Der Vereinsbeitrag deckte eigentlich nur die Versicherung ab sowie die Erlaubnis zur Benutzung von Halle und Freigelände OHNE Unterricht. Unterricht in der Abteilung wurde zu verbilligtem Preis angeboten, Einzelunterricht wurde ganz normal bezahlt. Nicht-Mitglieder zahlten für Abteilungsreiten damals 15,- DM pro Stunde, Einzelunterricht kostete 50,- DM. Von diesen Geldern wurde doch wohl auch der Reitlehrer bezahlt.
Ich kenne mehrere Reitvereine und weiß, daß sich nur die "gutbetuchten" (Einstellpreise von 800 DM pro Monat) einen "richtigen" Reitlehrer (0 der bezahlt wird) leisten können. Die anderen Vereine haben entweder gar keinen Reitlehrer (der Unterricht, wenn überhaupt, wird dann von irgendwelchen erfolgreicheren Sportreitern erteilt) oder maximal einen "Reitwart" (hier in der Gegend oftmals Studenten, die ihr Pferd dann kostenlos im Reitstall einstellen können und nach 2 bis 4 Jahren wieder verschwunden sind). Qualitativ kannst Du gar nix darüber sagen, was besser ist; ich persönlich bevorzuge den Unterricht von einem Sportreiter, egal ob mit oder ohne irgendwelche Qualifikationsprüfungen von Seiten der FN, der bewiesen hat, daß er selbst auch reiten kann. Das System mit den ewig wechselnden Reitwarten (die sich ja im Volksmund auch "reitlehrer" schimpfen dürfen) finde ich echt ätzend, immer wieder jemand anderes, und machen tun sie es nur, weil sie Kohle brauchen bzw. ihr Pferd sonst nicht halten könnten. Erfahrung können gerade diese oftmals sehr jungen Reiter nicht so viel haben wie ein älterer Sportreiter (blöder Begriff, ich weiß aber jetzt nicht, wie ich sonst zwischen dem jahrzehntelangen Praktiker und dem FN-gesegnetem "Reitlehrer" unterschieden soll), so daß dieser Unterricht nur Reiter bis z ueiner gewissen Stufe befriedigen kann. Über die Preise kann ich jetzt nicht so viel sagen, vor 10 bis 12 Jahren kostete das Reiten in der Abteilung in dem "teuren" Reitstall 20 DM pro Übungseinheit (30 Minuten), Einzelunterricht so um die 80 DM (für Jugendliche, ich weiß nicht, ob Erwachsene das gleiche gezahlt haben), in einem Reitstall ohne "richtigen" Reitlehrer (wo zwei ältere Reiter über viele Jahre kontinuierlich Unterricht gegeben haben) das Abteilungsreiten 10 DM (45 Minuten) und Einzelunterricht 50 DM. Wenn Du davon ausgehst, wie hoch die Lohnnebenkosten liegen, dann kann sich ein "richtiger" Reitlehrer nur für einen Betrieb der gehobenen Preisklasse rentieren, der zudem noch irgendwo in einem Ballungsgebiet liegt, denn dann müssen die Stunden absolut ausgebucht sein.
: Schaue ich mir die Preise an, entspricht das - Inflationsrate einberechnet - eigentlich in etwa dem, was man auch in einem Hundesportverein zahlt (Hundeschulen sind viel teurer).
Ähhmmmm, bis letztes Jahr hat der Beitrag bei uns im Verein inkl. Verbandsbeiträge 40 DM gekostet, seit diesem Jahr 50 DM (und wir werden aufgrund dessen schon "Snobverein" genannt; in einem weiteren Verein zahle ich 35 DM Jahresbeitrag...). Daß Übungsstunden (ode rbesser gesagt Übungseinheiten) einzeln abgerechnet werden kenne ich nur aus USA, dort ist das aber absolut üblich (beim entsprechenden Trainer 15 Minuten = 50 Dollar). Aber das sind Zustände, die ich mir für uns hier wirklich nicht wünsche!
: Meinst Du nicht, daß wenigstens größere, mitgliedsstarke Vereine sich einen Profi-Trainer leisten könnten?
Und worin soll der alles fit sein? Wirklich große Vereine betreiben SchH, THS und Agility, dann finde mal jemnden, der überall spitze ist (und das müßte der schon sein, wenn der den Verein so viel Geld kostet).
: Eine Möglichkeit wäre ja auch, daß sich z.B. zwei Vereine einen Ausbilder "teilen" ...
*lach* Es gibt keine größere Konkurenz als zwischen benachbarten Hudnesportverinen, das ist direkte Konkurenz. Ich glaube kaum, daß die sich identische Voraussetzungen schaffen wollen und werden. Ist so schon schlimm genug, was von einem Verein in den anderen getragen wird, Vereinsinterna sollten Vereinsinterna bleiben (schließlich kann jeder Hund mal in eienr übungsstunde schlecht aussehen, vor allem im Schutzdienst, und da ist es nicht gut, wenn' "Reisende" gibt, die das von einem Platz auf den anderen tragen!).
Auch ich bin der Meinung, daß es nicht weitergehen sollte wie bisher. Wer sich "Ausbilder" nennt, der müßte eine gewisse Qualifikation vorweisen können, z.B. bereits selbst ausgebildete Hunde auf dem Level, welches er in der Ausbildung anbietet. Berufliche Trainer für Hundevereine halte ich aber für den falschen Weg, da in 90% der Fälle finanziell überhaupt nicht machbar. Lehrgänge über die Hundesportverbände bzw. gewisse Qualifikationen für private Trainer halte ich für realistischer.
Viele Grüße
Antje