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Definitionsfrage an die SchH-ler

geschrieben von Yvonne(YCH) 
Definitionsfrage an die SchH-ler
26. September 2000 08:31

Hallo SchH-Sportler,

ich hab vor kurzem angefangen mir Gedanken über die Voraussetzungen / Eigenschaften zu machen, die ein SchH-Hund (gleich welcher Rasse) mitbringen sollte. In einem Buch steht folgende Definition:

"Beim Schutzhund sind folgende Eigenschaften erwünscht: Mittleres Temperament, Wesenssicherheit, Unerschrockenheit, Furchtlosigkeit, kombiniert mit einem gewissen Grad erwünschter Schärfe, ausgeprägter Kampf- u. Schutztrieb, Härte, Apportiertrieb, ausgeprägter Spür- u. Stöbertrieb, Ausdauer, gute Führigkeit, gute Assoziations- u. Kombinationsbegabung, enge Bindung an seinen Herrn und Schussfestigkeit.

Unerwünscht sind: Ängstlichkeit, Scheuheit, Weichheit, Jagdtrieb und eine geringe Bindung an seinen Herrn."

Würdet ihr dem zustimmen? Oder habt ihr etwas zu ergänzen?

Bezeichnen die Begriffe "Kampftrieb" und "Wehrtrieb" ein und dasselbe - sprich, kann ich die Begriffe gegeneinander austauschen?

erwünscht sind ein ausgeprägter Spür- und Stöbertrieb - unerwünscht aber Jagdtrieb ... unterscheiden sich dies nicht einfach nur in der Bindung zum Herrn? Solange der hund unter Kontrolle des HF steht spürt und stöbert er kontrolliert zuverlässig - fehlt die Bindung zum HF spürt und stöbert er unkontrolliert, fängt an außerhalb des Einwirkungsbereiches des HF eigenständig an zu jagen = Jagdtrieb???

Freue mich auf einen Austausch mit Euch

Yvonne


26. September 2000 09:32


: "Beim Schutzhund sind folgende Eigenschaften erwünscht: Mittleres Temperament, Wesenssicherheit, Unerschrockenheit, Furchtlosigkeit, kombiniert mit einem gewissen Grad erwünschter Schärfe, ausgeprägter Kampf- u. Schutztrieb, Härte, Apportiertrieb, ausgeprägter Spür- u. Stöbertrieb, Ausdauer, gute Führigkeit, gute Assoziations- u. Kombinationsbegabung, enge Bindung an seinen Herrn und Schussfestigkeit.
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: Unerwünscht sind: Ängstlichkeit, Scheuheit, Weichheit, Jagdtrieb und eine geringe Bindung an seinen Herrn."
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: Würdet ihr dem zustimmen? Oder habt ihr etwas zu ergänzen?

ALso: Heutzutage heißt das "TSB" - Trieb, Stärke, Belastbarkeit.
Die Definition, was ein Hund mitbringen sollte, sind etwas veraltet.
Ein SChutzhund in spe sollte vor allem einen sehr hohen Spieltrieb mitbringen, er muß schußfest sein, darf nicht schreckhaft sein. Unter mittlerer Schärfe wird verstanden, daß der Hund "sauer" wird, wenn er z.B. den Ärmel nicht direkt bekommt (also zerrt) und auch nicht zusammenzuckt, wenn mit dem sogenannten Softstock Schläge kommen.
Bei dem heutigen Schutzhund, der eigentlich ein Sporthund ist, ist SChärfe und Schutztrieb eigentlich nicht so wichtig, denn der Hund soll ja um den Ärmel kämpfen und nicht in die Beine gehen, wenn es mal nicht nach seinem Kopf geht.

Härte heißt, zumindest heute: Eine gewisse Unempfindlichkeit - im Schutzdienst im fortgeschrittenen Stadium bekommt der Hund Schläge mit einem Softstock, davon darf der Hund sich nicht irritieren lassen.
Apportiertrieb soll heißen, daß der Hund Dir stolz alle möglichen Sachen bringt (oft schon beim Welpen zu beobachten) und später auf Befehl; Bindung zum Führer ist wichtig, denn später kommen ja Kommandos, die der Hund nicht unbedingt so toll findet (Holz wieder hergeben, Ärmel loslassen) - wenn dem Hund sein Herrchen herzlich egal ist, wird er wohl kaum auf die Idee kommen, Kommandos zu befolgen....
Zu hoch darf das Temperament eines Hundes für den Schutzhund nicht sein, denn es besteht die Gefahr, hektisch zu werden oder zu selbständig zu handeln (ich kann´s nicht abwarten, also beiß ich jetzt schon mal in den Arm), er muß lenkbar sein, wie es so schön heißt.

Ich definiere die Voraussetzungen einfach mal anders:
Hoher Spieltrieb, Neugier, Bindung an Herrchen/Frauchen, keine übertriebene Schreckhaftigkeit (wenn z.B. Papier hochflattert, darf ein junger Hund schon mal zucken, er sollte aber nach der ersten Schrecksekunde neugierig darauf zugehen).
Wesenssicherheit ist ganz wichtig - Ein Hund darf auf gar keinen Fall ein "Angstbeißer" sein und sollte in ungewohnten Situationen nicht die Nerven verlieren. Er sollte bei pötzlichen Geräuschen (Schuß) nicht ängstlich reagieren und auf Menschen grundsätzlich freundlich zugehen.
Ach ja, ein Hund sollte Selbstbewußtsein mitbringen, wie immer Du das bei einem Hund definierst - aber er soll z.B. um den Ärmel, also seine Beute, kämpfen und nicht unterwürfig dem Helfer das Feld überlassen oder z.B. Menschen, die ihn bedrängen, ignorieren, ohne aggressiv zu werden.

Beim Welpen sind die Voraussetzungen anders als beim erwachsenen Hund, denn der will ja erstmal ein Hund werden....Die Anlagen zeigen aber schon, was mal draus werden kann - da gilt Neugier und Spieltrieb als ganz wichtig, außerdem gewisse Unerschrockenheit und der Kleine sollte nicht gerade der rangniederste unter seinen Geschwistern sein.

: Bezeichnen die Begriffe "Kampftrieb" und "Wehrtrieb" ein und dasselbe - sprich, kann ich die Begriffe gegeneinander austauschen?

Nein, auf gar keinen Fall - Kampftrieb ist die Fähigkeit, sich durchzusetzen im Kampf um Beute oder in der Rangordnung, also z.B. beim Schutzdienst "gegen" den Helfer arbeiten - Wehrtrieb bedeutet, daß der Hund angreift, wenn er meint, sich verteidigen zu müssen - und dann geht es nicht um Beute, sondern ums nackte Überleben in den Augen des Hundes.

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: erwünscht sind ein ausgeprägter Spür- und Stöbertrieb - unerwünscht aber Jagdtrieb ... unterscheiden sich dies nicht einfach nur in der Bindung zum Herrn? Solange der hund unter Kontrolle des HF steht spürt und stöbert er kontrolliert zuverlässig - fehlt die Bindung zum HF spürt und stöbert er unkontrolliert, fängt an außerhalb des Einwirkungsbereiches des HF eigenständig an zu jagen = Jagdtrieb???

Nein - ein Spür- bzw. Stöbertrieb setzt ein Ziel voraus (was im Idealfall der Hundeführer vorgibt)und ist mit dem Spieltrieb verwandt - Jagdtrieb ist wirkliches Jagen und nicht einfach ein Verfolgen einer Karnickelfährte - Ein Dackel im Jagdtrieb ist in einem regelrechten Blutrausch....

Als Sport-Schutzhund sind alle mittleren bis größeren Rassen geeignet, die bewegungsfreudig sind - also Golden Retriever, Terrier, Collies und ähnliche zusätzlich zu den "althergebrachten" Rassen.

Ein ängstlicher Hund, der dazu neigt, nach vorne zu gehen bei Belastung (Angstbeißer) ist für diese Ausbildung ungeeignet! Ebenso ein Hund, der zu dominant ist und dem sein Besitzer die Rangordnung nicht klar machen kann.

:
: Freue mich auf einen Austausch mit Euch

Ich hoffe, die Angaben haben Dich weitergebracht - Wobei ich bestimmt das eine oder andere vergessen habe....

Gruß, Gaby


26. September 2000 09:27

Hallo Yvonne

Meist fängt man ja mit der Grundausbildung beim Welpen/Junghund an. Da sind viele Eigenschaften, die da aufgeführt sind, noch nicht so klar. Abgesehen davon muss man wohl die ganzen Interpretationen lesen lernen um zu wissen, was nun eigentlich gemeint ist.

Also ich sehe keine Diskussionsgrundlage, vor allem da die Praxis zeigt, dass "vielversprechende" Welpen zum totalen Versager werden können (ob Halter oder Hund im Fehler sind, sei dahingestellt) und "totale Versager" durchaus beachtliche Leistungen erzielen können.

Es hängt so viel vom Halter und Schutzdiensthelfer ab, da sind die Beurteilungen der Eigenschaften des "ausgebildeten Schutzhundes" echt sinnlos, da im vorneherein kaum einschätzbar.

Ob ich wohl damit doch Stoff für eine Diskussion geliefert habe? *grins*

Nochmal - ich wiederhole mich so gerne:
Ich habe auf jeden Fall bis anhin zuviele "totale Superwelpen", die bestimmt in 3 Jahren an der WM laufen, gesehen, die nicht mal ein Jahr alt wurden im Sport oder sogar eingeschläfert wurden wegen "nicht geeignet" und auch nicht abzugeben in Familie.

Und ich sah genausoviele schlussendlich sehr gute bis erstklassige Leistungen von Hunden, die "nix wert" waren zu beginn.

Kann also das ganze nicht an diesen "Eigenschaften" anknüpfen.

Was sicher grundsätzlich vielversprechender ist sind die Grundeigenschaften wie Beuteinteresse, spielintensives Verhalten etc.

Liebe Grüsse
Rosi

26. September 2000 09:30

Hi!


: Ich habe auf jeden Fall bis anhin zuviele "totale Superwelpen", die
: bestimmt in 3 Jahren an der WM laufen, gesehen, die nicht mal ein Jahr
: alt wurden im Sport oder sogar eingeschläfert wurden wegen "nicht
: geeignet" und auch nicht abzugeben in Familie.

Wie das?
Schnell was erfunden oder beknackten TA bei der Hand?

Tharin

26. September 2000 09:58

Hallo Rosi,

: Also ich sehe keine Diskussionsgrundlage, vor allem da die Praxis zeigt, dass "vielversprechende" Welpen zum totalen Versager werden können und "totale Versager" durchaus beachtliche Leistungen erzielen können.

Ein Hund ist, was Du aus ihm machst - da stimm ich Dir zur. Vielleicht habe ich mich auch schlecht ausgedrückt: es war mir weniger nach eine Diskussion im Sinne von pro und contra, sondern habe vielmehr gehofft aus Euren Aussagen noch zu lernen - meinen Blick noch zu erweitern. Wie gesagt - ich beschäftige mich erst seit kurzem damit und wollte wissen, was ein Hund eigentlich "mitbringen" muß, um die Voraussetzungen für einen guten Schutzhund zu erfüllen. Da bin ich auf den zitierten Text gestoßen - der an mancherstelle mich die Stirn runzeln ließ - und wolltle Eure (hoffentlich erfahrene) Meinung dazu wissen. Ob ihr dem zustimmt, ob ihr andere Ding efür wichtiger haltet (z.B. anders gesetzte Prioritäten in Aufzucht und Prägung - schlägt man da evt. schon in die Bahn "Schutzhund" ein?) oder den genannten Dingen nicht zustimmen könnt und wenn das, wieso nicht?

Ich hoffe diesmal hab ich mich klarer ausdrücken können :-)

: Ob ich wohl damit doch Stoff für eine Diskussion geliefert habe? *grins*

:-) :-) Aus ejder Diskussion kann man lernen - also her mit dem SToff

: Was sicher grundsätzlich vielversprechender ist sind die Grundeigenschaften wie Beuteinteresse, spielintensives Verhalten etc.

Gut - der Junghund hat Beuteinteresse, jankert nach dem Lappen an der Reizangel etc. aber brauch er nicht automatisch dann auch Kampftrieb - sprich den Willen seine körperliche Kraft einzusetzen um sich mit der Beute zu messen (sie zu halten)?

interessierte Grüße

Yvonne



26. September 2000 10:06

Hallo Gaby,

VIELEN DANK für die ausführliche Antwort - das muß jetzt erstmal sacken...

Wenn das für Dich ok ist, komm ich gerne später nochmal auf Dich zurück (ggf. über email)

Grüße

Yvonne