Fährten - Winkelprobleme
15. Oktober 2000 17:55

Hi Sabine,


auf die Gefahr hin, daß ich wieder hier von anderen gelyncht werde,
beschreibe ich Dir mal, wie ich meinen Hund wieder "auf die Schnur gezogen habe":

Ich habe meinen Hund an sehr kurzer Leine über die Fährte geführt und jedesmal, wenn er abwich oder die Nase ein paar Zentimeter vom Fährtenverlauf nahm, an der Leine geruckt (aber nur dezent!) und "Pfui" gesagt. Sobald er wieder auf dem richtigen Dampfer war, habe ich gaaanz viel gelobt, auch, solange er alles richtig machte.

Das habe ich eine ganze Zeitlang sehr konsequent gemacht, am Ende der Fährte wartete immer sein Spielzeug und er fand auf der Fährte fast soviele Leckerchen wie als Anfänger.
Dies in Verbindung hat schließlich den Erfolg gebracht und er sucht wieder wie "am Schnürchen", also mit tiefer Nase und sehr konzentriert.

Es ist bei jedem Hund anders und auch jeder Ausbilder ist anders (ich sehe es schon kommen, daß ich hier wieder Mecker kriege wegen des berühmten Leinenruckes, aber auch hier kommt es ja wohl auf die Dosierung an), doch bei meinem Hund hat es sehr gut funktioniert und er hat nichts von seinem Spaß an der Fährte verloren - im Gegenteil, er arbeitet schwanzwedelnd und sucht meistens schon, wenn ich ihn aus dem Auto hole und wir noch gar nicht am Fährtenabgang sind...;-))

Andere Ideen wären z.B. Leckerchen unmittelbar nach dem Winkel. Fährtest Du am Geschirr oder am Halsband, führst Du die Leine unter dem Körper des Hundes durch?

Vielleicht kannst Du Dir ja aus meiner Arbeitsweise den einen oder anderen hilfreichen Tip rauslesen....

Viel Glück,

Gaby

23. Oktober 2000 19:48

Hallo Sabine,

Sorry hat etwas lange gedauert...aber lieber spät als nie!

grinning smileyas erscheint mir sehr logisch und hilfreich für den Hund zu sein. Wir werden das gleich heute Mittag ausprobieren.

Natürlich muss der Hund zuerst lernen richtig den Fussabdruck von der Ferse nach vorn zur Fussspitze abzusuchen. Erst dann wird diese Methode wirklich gut funktionieren. Und das kann schon ein wenig dauern, je nach Hund und Übung. In unserer Gruppe hat es eine, die schon vorher mit ihrer Hündin etwas Fährte gemacht hat, etwas anders als wir. Sie hat z.B. etwas schneller aufgebaut oder einen Schritt ausgelassen. Jetzt hat sie prompt wieder Probleme und muss wieder klein anfangen und ganz pingelig auf jeden Ausbildungsschritt achten. Es lohnt sich also Zeit in den Aufbau (den Fusstritt absuchen)zu stecken.

:Wie reagieren die Hunde denn auf Winkel bei einer Prüfung, die ja wahrscheinlich anders getreten sind?

Nun das kommt auf die Stufe an. Zuerst werden Eigenfährten abgesucht, wo du die Winkel (mehr oder weniger) so treten kannst wie du möchtest, wenn es nicht gerade eine Autobahn ist.
So anders werden die Winkel ja nicht getreten und bis man zur Stufe kommt, wo Fremdfährten abgesucht werden hat der Hund schon recht viel mehr Übung. Da bereitet ihm ein fair gelegter Winkel (also den abgedrehten Fuss nicht meilenweit von der geraden Spur entfernt) keine grossen Schwierigkeiten (er pendelt ja mit dem Kopf bis zum nächsten Fusstritt). Soooo viel anders ist unser Winkel ja nicht gelegt, hilft aber sehr gut beim Aufbau.

: Noch eine Frage unabhängig von den Winkeln: Wie lang sind üblicherweise eure Schritte? Also wie groß der Abstand zwischen den einzelnen Fußabdrücken, der vom Hund überbrückt werden muss?

Eine normale Schrittlänge. Ich habe die (bescheidene) Erfahrung gemacht, dass es hilfreich ist die Schrittlänge der Geschwindigkeit des Hundes anzupassen. Je schneller der Hund, desto grösser die Schritte. Jedenfalls ist es bei meinen beiden so. Ich weiss nicht ob das "allgemeingültig" ist.

Nein, ich kenne Kufners Methode nicht. Ich bin nicht der Mega-Crack im Fährten, ich schildere nur die Erfahrungen, die ich im Training mit unserer (sehr erfahrenen) Leiterin mache.


: Der Beutetrieb eignet sich bei meinem Hund deshalb besser, weil sie bei jeglichem Futter sofort in Stöbern übergeht, sobald sie Futtergeruch in die Nase bekommt.

Sie muss ja auch erst die Verknüpfung machen: Fussabsuchen = Leckerli und nicht einfach Boden = Futter. Das kann schon einige Male dauern, bis es geklappt hat. Aber nicht die nerven verlieren.

:Auch stört es sie unheimlich im Fluss und in der Konzentration, wenn sie unterwegs Leckerli findet und aufnimmt.

Ehrlich? Wie zeigt sich denn das? Ich habe noch nie einen Hund gesehen, dass er sich davon so stören lässt, dass er nicht weitersuchen kann. Im Gegenteil. Mit der Zeit werden auch hibbelige, übermotivierte und nervöse Hunde ruhiger und kommen mehr in die Konzentration. Bei den meisten kommt es mit der Erfahrung, wenn so viel wie möglich gefährtet wird. Auch hilft es bei manchen mehr als eine Spur (z.B. eine gerade "einlaufspur"winking smiley zu legen, zum aufwärmen und in die Ruhe zu kommen.

: Aber ich frage mich mittlerweile schon, ob die Methode nicht zur Ungenauigkeit verleitet.

Nun, ich würde mal sagen, das Winkelproblem eurer ganzen Gruppe ist schon ein ziemlich guter Indikator, das irgendwo was "falsch" läuft.


: Mannomann, ist das schwierig, immer das richtige Gleichgewicht zwischen Einwirken und Machenlassen zu finden. Mein Hund ist ziemlich sensibel und kennt mich nun schon seit 8 Jahren, die kriegt einfach so viel von mir hinten mit, was ich ihr lieber nicht signalisieren würde.

Ach ja, es ist total schwierig. Ich habe jedenfalls die Tendenz beim Fährten v.a. den Hund machen zu lassen. Z.B. bei der obengenannten Hündin unserer Gruppe: je mehr die HF eingewirkt hat bzw. Nein gesagt hat und sie auf die Fährte zu bringen versuchte, desto hektischer wurde der Hund und geriet ins Stöbern. Es ist ein sehr motivierter Hund, der es recht machen will. Aber so suchte sie einfach "kopflos" im zeug umher und nicht auf der Spur.

:
: Wenn wir ein paar Schritte zurück gehen in der Ausbildung, stellen wir immer wieder fest, dass die Hunde ganz "lummelig" und unkonzentriert suchen, wenn es zu leicht wird. Habt ihr dieses Problem nie?

Nicht das ich wüsste. Höchstens enttäuscht, weil die Spur schon zu Ende ist und es nicht mehr weitergeht. Aber der Hund weiss ja am Anfang der spur nicht wie lang sie ist und sucht motiviert, ob sie nun gerade, Winklig, kurz oder lang ist. Das macht kein Unterschied. Schritte zurück in der Ausbildung heisst v.a. wieder mehr Würstli legen. Und da haben die Hunde eher Freude als anderes.

Gib doch mal Bescheid, wie ihr weiterarbeiten wollt. Das Thema interessiert mich und man kann ja immer dazu lernen.

Gruss
Jenny