Hallo Kai,
: für den Schußtest gibt es bestimmt Argumente, aber ich finde trotzdem,
: daß irgendwo ein Strich gezogen werden muß. Klar kann es durch
: irgendwelche Umstände irgendwann einmal knallen, drehen denn die Hunde
: dann durch? Manche zeigen ein verängstigtes Verhalten, suchen Schutz
: beim H/F. Ist das gefährlich?
Solange sie in der Hand des Hundeführers stehen sicherlich nicht. Aber dann bestehen sie ja auch eine BH mit Schuß... Sorry, aber was passiert, wenn ein Hund irgendwo kurz abgelegt wird, ein Auto eine Fehlzündung hat, der Hund dann wie von der Tarantel gestochen durch die Gegend schießt und dabei irgendwelchen Mist verzapft (z.B. vor ein Auto läuft, Fahrer will bremsen/ausweichen und übernudelt dabei einen Fußgänger/radfahrer etc.)? Das alles ist schon schlimm genug, für mich ist es aber richtig schlimm, wenn es dann heißt, es war der Hund eines HUNDESPORTLERS, schließlich behaupten WIR Hundesportler ja von uns, daß wir Ahnung von Hunden haben...
: Mein Gott, dann könnte man ja auch noch gleich einen Hasen und
: Katzentest machen. Die würde man dann aus einem Käfig quer über den
: Platz rennen lassen, wenn der Hund in Freifolge ist. Diese Situationen
: stellen jedenfalls ein viel größeres Gefahrenpotential als der höchst
: unwahrscheinliche Knall im Straßenverkehr dar - und mit ganz anderen
: Folgen!
Wieso aus einem Käfig? Unsere Vereinskatze dümpelt auch mal bei einer Prüfung über den Platz, und wenn der Bauer nebenan die Ziegen stehen hat, dann läuft immer dieser dusselige verliebte Rehbock auf unserem Platz herum. Manchmal äst er am Voraus-Punkt, ab und zu steht er mal zwischen Dir und Deinem in der Ablage liegenden Hund, einmal wollte er allen Ernstes an einem Mali schnuppern (dachte wohl, das wäre auch 'ne Ziege...), wo liegt das Problem (außer, daß vielleicht ein Hund aus der Ablage aufspringt und zum Hundeführer düst, weil er denkt, Herrchen/Frauchen ruft ihn, wenn diese in die Hände klatschen, um den Rehbock zu verscheuchen. Hasen (richtige Hasen, keine Karnickel) haben wir auch schon im Schutzdienst auf dem Platz gehabt...
: Dann noch den Kleinkinder-anfass-test, Opa-mit-Stock-fuchtel-Test...
Stimmt, einem Hund, der in diesen Situationen negativ reagiert, würde ich den Hals umdrehen, wenn's meiner wäre...
: Es gibt leider nicht den perfenkten Hund und Hundeführer, die all dies
: ihrem ersten Hund antrainieren können und es gibt leider nicht das Netz
: an GUTEN Hundeschulen, die das alles auf die richtige Weise vermitteln
: können und es gibt leider nicht die ausdauernden Hundeführer, die all
: dies Jahre über sich ergehen lassen, um dann in weiter Ferne irgendwann
: einmal an einem Turnier teilnehmen zu können. Es gibt leider Menschen
: und Hunde mit Macken. Aber die kennt ein Mensch und kann hierfür
: Vorsorgen z.B. beim Spazierengehen mit einem ängstlichen Hund treffen.
: Es ist natürlich wünschenswert, wenn man diese Fehlentwicklungen beim
: Hund vermeidet, aber diese nötige Erfahrung kann man einfach nicht von
: einem "Neuling" erwarten. Da lernt man aus Fehlern, die man nach Jahren
: erst wieder beheben kann, die aber beim nächsten Hund garantiert nicht
: mehr auftreten.
Ich kenne recht viele Vereine, und ich wage es zu behaupten, daß in der Mehrzahl der Vereine vernünftig gearbeitet wird. Wenn es Leute gibt, die sich völlig unbedarft einen Hund anschaffen, dann ist das deren Problem. Das Netz an Vereinen, in denen vernünftig gearbeitet wird, ist flächendeckend, und überall hat man die Möglichkeit, sich VOR dem Kauf eines Hundes zu informieren bzw. spätestens dann, wenn man den Welpen oder Hund erworben hat. In den Vereinen wird Hundesport betrieben, die Vereine bieten wirklich jedem, der kommt, Hilfestellung an, und es steht jedem frei, frühzeitig Mitgleid in einem Verein zu werden. Wenn Leute das nicht tun und dadurch später größere Probleme mit dem Hund auftauchen, warum sollen dann ausgerechnet diese Leute, die ja schon irgenwie bewiesen haben, daß sie nicht die Talentiertesten sind oder aber, noch schlimmer, leidiglich auf ihren persönlichen Vorteil bedacht sind ("Wieso sollen wir denn dieses Jahr schon 40 DM Mitgliedsbeitrag bezahlen, reicht doch, wenn wir das nächstes Jahr tun, wenn wir auch "etwas davon haben"..."
, in den Kreis der Hundesportler erhoben werden, ohne daß sie etwas dafür tun (nämlich an sich und ihrem Hund zu arbeiten)? Spaß mit ihrem Hund können sie auch so haben, ohne Teilnahme an irgendwelchen Turnieren...
: Trotzdem wollen diese "Anfänger" vielleicht Agility ausüben und ab und
: zu an Turnieren teilnehmen können, das kann man mit einem schußscheuen,
: ängstlichem Hund ohne Probleme.
Agility können sie ja ausüben; sind Hund und Mensch wirklich so gut, daß sie gute Leistungen im Agility bringen und auf Turnieren starten können, dann sehe ich auch keine Probleme mit der BH...
: Gerade Hunde aus dem Tierheim sind keine charakterfeste
: Superzüchtungen. Es sind Hunde, die von ihrem
: Vorbesitzer nicht derart geprägt worden sind und ängstliches Verhalten
: (vielleicht auch aufgrund von schlechter Zucht) zeigen, diese
: Hundehalter können den Hundesport (Agility) vergessen. Wünschenswert
: könnte man sagen. So bleibt unser Sport "sauber". Aber gerade Agility
: festigt die Hund-Mensch-Beziehung und bringt eine gehörige Portion
: Selbstvertrauen und es ist wunderschön anzuschauen wie sich die Hunde
: durch diesen Sport zum Positiven verändern. Bei uns trainiert eine
: Kromfohrtländerhündin. Dieser Hund ist sehr ängstlich und würde durch
: die sehr unsichere Hundeführerin niemals einen Schußtest bestehen,
: hätte wohl auch nicht die Ausdauer darauf hinzuarbeiten. Während des
: Agiltiytrainings konnte man aber wirkliche Verbesserungen dieser
: Neurosen bemerken.
Jeder Hundesport wirkt sich positiv auf einen Hund aus, gibt ihm Selbstvertrauen, was auch daran liegt, daß der Hundeführer eine klare dominante Stellung einnimmt. Und jedem Hundeführer steht es frei, mit seinem Hund im Agility zu trainieren. Mir erscheint es inzwischen so, daß aber gerade in dieser Sportart die Teilnahme an Wettkämpfen und die Pokale, die dort verteilt werden, mehr zählen als der Sport selbst, als die Freude an der Beschäftigung mit dem Tier! Ich fürchte, hier sind die Vereine und Verbände sowieso auf dem Holzweg, denn Neumitglieder, die nur bei der Stange gehalten werden können durch möglichst schnelle Teilnahme an irgendwelchen Veranstaltungen sind nicht diejenigen, die einen Sport jahre- und jahrzehntelang betreiben werden, die für ihren Verein da sind, auch wenn sie mal keinen Hund haben, der auf Veranstaltungen oder im Training geführt werden kann. Ich glaube aus meinen Erfahrungen heraus einfach nicht mehr, daß sich ein Umkrempeln einer bewährten Struktur für solche Leute wirklich lohnt.
: Also ich finde, daß man die Meßlatte nicht zu hoch hängen sollte und
: nicht alles versuchen sollte zu reglementieren und einzuängen, es
: sollte ein bißchen Platz für den Sport bleiben, damit er nicht unter
: all den Einschränkungen verkümmert.
Durch die Einführung der BH-A ist doch genügend Freiraum geschaffen worden für Hunde, deren Beziehung zum Hundeführer so gestört ist, aus welchem Grund auch immer, daß sie nicht in der Lage sind, bei Belastung durch ein lautes Geräusch in der Hand des Hundeführers zu stehen. Lediglich die Grundübungen Sitz, Platz, Fuß und Hier werden abgefragt. Sollen wir die Anforderungen wirklich NOCH weiter senken, so daß irgendwann der schon ein HUNDESPORTLER ist, der mal ein Hundebuch durchgeblättert hat?
Fragende Grüße
Antje
: Absolut unfähige Hundeführer verlieren schnell den Spaß am Agility,
: wenn sie ihren Hund nicht unter Kontrolle haben und keine Beziehung
: zwischen Hund und H/F vorhanden ist. So trennt sich die Spreu vom
: Weitzen schnell von selbst.
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: Viele Grüße
: Kai
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