Hallo Mina,
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!
Kanalisieren, jawoll!
Man nehme nur mal einen Hund, der seit Generationen als Arbeitshund gehalten wird, wie den DSH, die Labrador oder Retriever-Rassen, die Jagdhunde, Malis, Schnauzer, Bouviers usw.
Das sind alles temperamentvolle, arbeitsfreudige Hunde, die auch intelligent sind und auch "Kopfarbeit" wollen.
Wenn nun solche Hunde einfach nur spazierengehen oder auf der Couch liegen, sind sie, zumindest wenn sie aus leistungsorientierter Zucht kommen, unterfordert.
Es kann gut möglich sein, das diese unterforderten Hunde dann irgendwann "der Hafer sticht", sprich, das sie ihre eigene Beschäftigung suchen.
Das kann das Jagen sein, das "Stänkern" anderer Hunde gegenüber, der Border Collie hütet vielleicht die eigenen Kinder usw.
Wenn Du diesen Hunden aber die Gelegenheit gibst, zu lernen, zu arbeiten, ihre Triebe zu befriedigen und zu kanalisieren, wirst Du mit großer Wahrscheinlichkeit einen ausgeglicheneren Hund haben als nur mit täglichen Spaziergängen.
Das kann Agility sein, Obedience, THS, Rettungshundearbeit - oder halt Schutzhundesport.
Wenn ich bei uns im Verein die alten Hunde sehe, die in Rente sind, nicht mehr arbeiten - wenn diese Hunde sehnsüchtig am Zaun dem Figuranten hinterherstarren, kläffen, sich freuen - dann sagt mir das, das diese Hunde gerne noch arbeiten würden. Und das sagt mir auch, das diese Hunde sehr viel Spaß an der Arbeit hatten.
Ein Hund, der von sich aus sehr temperamentvoll ist, sehr beutebezogen, Zerrspiele um Handtücher o.ä. liebt, gerne apportiert, ist durchaus geeignet für den schutzhundesport.
Bei einigen, sonst unverträglichen "Stänkerköppen" unter Hunden habe ich durchaus die Beobachtung machen können, das sie durch die regelmäßige Arbeit im Schutzhundesport ausgeglichener wurden.
Das waren vorher vielleicht Hunde, die jede "Kriegserklärung" durch andere Hunde ihrerseits mit wüstem gekläffe und Drohgebärden beantwortet haben - und nun haben sie es gar nicht mehr nötig, auf so etwas zu reagieren.
Aber eines ist ganz wichtig - es muß richtig gemacht werden.
Dazu gehört auch, das der Figurant immer seine Schutzkleidung anhat und immer mit Ärmel, Beißwurst, Lappen usw. arbeitet.
Die meisten Hunde werden rein über den Beutetrieb an den Schutzhundesport herangeführt - und jeder, der keinen Ärmel dabeihat, ist für solche Hunde einfach schlicht uninteressant.
Grüße, Gaby