Hallo Attila,
:Insofern ist die fast Freudianische Formel "Läßt man den Hund seinen Aggressionstrieb nicht ausleben, wird er sich selbst geeignete Situationen schaffen" so nicht mehr anwendbar.
Das meinte ich. Wobei es mir dennoch noch zu viele "Triebe" gibt ;-)
Ich sehe das ein wenig anders: triebmässig geht es dem Lebenwesen um Selbsterhaltung und Fortpflanzung. Triebmässiges Beispiel für ersteres wäre die "zwangshafte" Aufnahme von wasser und Nahrung, die immer wieder erfolgen muß. Triebmässiges Beispiel für zweites ist natürlich Sexualität.
Im Rahmen dieser beiden umfassenderen Gruppen gibt es instinktmäßige Verhaltensweisen, die abgerufen werden, soweit benötigt. Zum Wehrverhalten würde das bedeuten: wenn erforderlich, dann vorhanden und abrufbar. Wo nicht, da nicht. Ohne dass sich da ein Bedürfnis aufstaut, das sich irgendwann zwingend entladen muß.
:Aber Spaß und Ernst liegen hier ganz dicht beeeinander, es ist fast unvermeidbar, daß der Wehrtrieb ins Spiel kommt,
Sehe ich auch so.
:Ein reines Wehrverhalten habe ich auf Sporthundeplätzen noch nicht gesehen.
Unser Riesenschnauzer hat seinerzeit zielgerichtet den Beissarm umgangen und sich in kreativer Weise ungeschützte Köperteile gesucht. Geht für mich schon in diese Richtung.
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: Der Vergleich zum Kampfsport drängt sich geradezu auf.
Was Deine nachfolgenden Ausführungen betrifft, muß ich Dir uneinegschränkt zustimmen. Sie veranschaulichen den Unterschied in sehr plastischer Weise. Nach wie vor halte ich aber nichts davon, von einem Abreagieren angesammelten Aggressionspotentials zu sprechen-und davon dass man entspannter und ausgeglichener wird. Weder bei Mensch, noch bei Hund. Sonst müßten ja bei beiden die "Nicht-Sportler" den aggressiveren Teil der Population ausmachen. Habe ich auch zu oft anders gesehen-und auch an mir selbst bisweilen erlebt. Ich kam mir oft "unter Strom" vor.
Zum Hund: wenn ich ein triebgestautes Aggressionspotential durch die Arbeit mit ihm abreagieren lassen könnte, dann dürften Aggressionen unmittelbar danach nicht gezeigt werden. Da müßte der Dampfkessel dann ja leer sein. Sehe ich aber nicht so: wie anders ist es zu erklären, dass ein Großteil der soeben vom Platz kommenden Hunde es nicht schaffen, ohne grölend in der Leine zu hängen an anderen Hunden vorbeizugehen?
Mir geht die Beürfnisbefriedigung (so würde ich das statt Triebhaftigkeit nennen) eher in die Richtung, Frustrationen zu vermeiden, die sich dann ihrerseits wieder in aggressivem Verhalten äußern.
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:Wenn ich mit einem meiner Schüler lockeres Sparring mache, das der Festigung von Techniken und Reflexen dient und harte Treffer ziemlich ausschließt, so ist das Spiel ("Spieltrieb" beim Menschen wäre beim Hund "Beutetrieb", wobei der Mensch eine emotionale Befriedigung erfährt, die der Hund so nicht kennen dürfte); beginne ich aber Tempo und Härte zu steigern und ihn mehr und mehr in die Enge zu treiben und ihm Schmerzen zuzufügen, glaubt er sich plötzlich verteidigen zu müssen, wird ängstlich, wütend, schlägt genauso hart zurück: Wehrtrieb.
Uneingeschänkt Applaus für dieses Beispiel.
: Grundsätzlich hätte ich gegen einen Schutzdienstaufbau über den Wehrtrieb (und auch in der Unterordnung ließe sich da einiges machen) nichts einzuwenden;
Damit kommen wir wieder zur Ausgangsfrage und dazu , was man denn möchte. Für einen wehrhaften Hund wirst Du wohl entsprechend arbeiten müssen, eben nicht alleine über Beutetrieb. Das macht sich heute aber nicht mehr so gut... und bezogen auf den einzelnen Halter auch keinen Sinn, wenn der Gebrauchszweck dies nicht erfordert.
:und der Mann mit dem Gipsarm wird sich schwerlich wie ein Schutzdiensthelfer gebärden.
Wen der Mann Angst vor Hunden hat und sich vermeintlich mit dem Gipsarm schützend entfernt...:
Gruß,
andreas
P.S. Nettes Sparring.