Hi Stefan,
: Ich glaube, daß so etwas nicht zu vergleichen ist, höchstens wie Äpfel mit Birnen. Die BH oder BH-A ist eine _sportliche_ Prüfung, die das Wesen höchstens als Unbefangenheitskontrolle am Rande streift. Somit taugt eine BH nicht für die Zwecke.
Da hast Du zwar recht, was die Handhabung angeht, aber nicht was mit der BH beabsichtigt war. Es sollte durchaus das Hauptaugenmerk auf den Straßenteil gelegt werden, also die Umweltverträglichkeit oder Sozialverträglichkeit unter Alltagsbedingungen. Das war von Beginn der Einführung der BH an der Grund für diese Prüfung. Sie sollte quasi eine Art Wesensüberprüfung für Hunde sein, die dann später im sportlichen Bereich weiter geführt werden sollten. Das erkennst Du auch ganz deutlich an der BH A, also die ohne Schuss. Die ist Voraussetzung, um einen Hund an Agility-Wettkämpfen teilnehmen lassen zu können. Im Agility selbst gibt es keine Unterordnung, für die eine BH notwendig wäre. Es war allein der Grund, die Hunde zu überprüfen, ob sie sozialverträglich und umwelttauglich sind, also vornehmlich ging es um den Straßenteil. Dass dies nicht immer so gehandhabt wurde, wie eigentlich notwendig, ist traurig, aber sollte im Umkehrschluss nicht dazu führen anzunehmen, dass die BH nur dazu da war, zu überprüfen, ob der Hund sporttauglich ist. Ich kenne Prüfer, die haben natürlich im ersten UO-Teil gefragt, soll der Hund Sport machen oder nicht. Wenn nicht, kam es Ihnen nicht so sehr darauf an, ob der Hund am Fuss klebte oder nur locker mitging und die Kommandos einigermaßen zügig ausführte. Aber im Straßenteil, da mussten dann alle Hunde, egal ob später eine sportliche Ausbildung angestrebt wurde oder nicht, schon zeigen, dass sie sich zu benehmen wussten und der Hundeführer musste zeigen, dass er mit seinem Hund in der Öffentlichkeit umgehen kann. Bedauerlich ist nur, dass vor einigen Jahren, im Straßenverkehrsteil der Teil ohne Leine aus 'versicherungsrechtlichen' Gründen abgeschafft wurde. Da sollte man mal überlegen, ob es nicht sinnvoll ist wieder, einen kleinen Teil ohne Leine einzuführen (wobei es sicherlich in einer Großstadt nicht ganz einfach ist, einen Ort zu finden, wo die Leine heute noch abgenommen werden darf). Aber ein guter Prüfer wird sowieso erkennen, ob der Hund auch ohne Leine noch gehorcht.
:Für eine derartige Überprüfung soll vom VDH der VDH-Hundeführerschein etabliert werden, der seinen Schwerpunkt eben im Wesenstest und weniger im Hundesport hat. Inzwischen sind die ersten Schulungen dazu abgeschlossen, vermutlich werden also bald die ersten Vereine und Hundeschulen (ja, die dürfen dann auch) diese entsprechenden und vereinheitlichten Kurse anbieten. Es bleibt allerdings abzuwarten, in wie weit diese Schulung von den Behörden anerkannt wird. Zumindest sind die Anforderungen alle gleich, egal ob im Verein oder bei der gewerblichen Hundeschule. Abgenommen werden die Prüfungen durch speziell geschulte Richter, ein "good will" Ergebnis zu Gunsten der "Kunden" ist also nahezu auszuschließen.
Na, das will ich wohl hoffen, genau wie ich eigentlich von einem Leistungsrichter erwarte, dass bei der BH großen Wert auf den Straßenteil gelegt wird und es da nicht vorrangig darum geht, dass der Hund schön gerade bei Fuß läuft, sondern Belastungen von außen gelassen aufnimmt oder wenn er reagiert, der Hundeführer in der Lage ist mit diesen umzugehen und den Hund schnellstens wieder in ein normales Verhalten zurückzuführen (natürlich nur bei normalen leichten Reaktionen nicht wenn der Hund aggressiv in der Leine steht oder so).
Ein wunderschönes Beispiel wie es eigentlich sein sollte, sind die Wesensprüfungen beim DMC. Dort wird der Hund auf einem Parcours, auch außerhalb des Platzes verschiedenen Situationen ausgesetzt. Es wird nicht bewertet, wie er läuft, ob bei Fuss oder so, sondern lediglich die Art der gezeigten Reaktionen werden beurteilt, übersteigerte Angst und Aggressivität führen zu Punktabzügen und damit zum Durchfallen. Manche Hundebesitzer wundern sich dann im Anschluss, wieso sie die Prüfung nicht bestanden haben oder nur sehr wenig Punkte bekommen, weil sie das noch immer nicht verstanden haben. Wirklich betrügen kann man bei dieser Prüfung so gut wie nicht, man kann im Vorfeld soviele Situationen üben wie man will, es ist kaum möglich, dem Hund Angst und übersteigerte Aggression wegzutrainieren, wenn Hund und Hundeführer kein vertrauensvolles Team bilden. Dazu werden auch immer wieder andere Situationen dargestellt. Außerdem hat das Üben mit vielen belastenden Situationen den nützlichen Nebeneffekt, dass der Hund lernt sich Belastungen unterschiedlicher Art gegenüber ausgeglichen zu verhalten. Und darum geht es ja auch.
Im übrigen kann keine Prüfung, ob BH, Hundeführerschein oder sonstwas, letztendlich eine Garantie dafür sein, dass ein Hund nicht doch einmal zuschnappt oder sonst einen Unfall verursacht. Das Wichtigste sollte immer der Hundeführer sein, dass er seinen Hund kennt und immer im Auge behält und sich nicht darauf verlässt 'DER-TUT-NIX'.
Grüße
charly