Vergleich von Hunde"prüfungen" :: Hundesport & Freizeit mit Hund

Vergleich von Hunde"prüfungen"

von Mina(YCH) am 23. Mai 2001 06:21

Hallo Me,
ich habe noch keine der Antworten gelesen, vielleicht wiederhole ich ja etwas schon Gesagtes. Die BH als Plattform zum Absprung in alle möglichen sportlichen Richtungen ist schon nicht schlecht. Die BH dient dazu, zu beweisen, dass der Hund einem geforderten Schema folgen kann, worauf er dann aufbauen kann. Im Schutzhundesport, Turnierhundesport, Agility oder was auch immer. Etwa so wie wir in der Schule Algebra machen mussten, obwohl kaum einer von uns das jemals wirklich brauchte. Es diente einfach als Maßstab.
Wie viele andere musste ich die BH machen, weil ich auf Agility-Turniere gehen wollte. Betonung auf MUSSTE. Denn ebenso wie viele andere wollte ich das nicht und fand Heelwork einfach furchtbar. Aber ich hatte keine Wahl. Nun lebe ich in Amerika, um auf ein Agility-Turnier gehen zu können, braucht man nur die Anmeldegebühr und das Startgeld zu bezahlen. Eine Gehorsamsprüfung gibt es hier nicht. Und so ähnlich sieht das dann auch in der Realität aus. Der eine Hund schnüffelt am Hindernis rum, der nächste rennt zu einer zusehenden Hündin, wieder einer läuft wie wild durch den Parcours und macht was er will, während die Besitzer verzweifelt rufen, locken oder einfach davonlaufen. Ein wenig Obedience würde hier sicher helfen. Und wenn es nur eine BH ist.
So eine BH vor einem SV-Richter abgelegt, der keinen Fehler, keine Unsauberkeit verzeiht, ist übrigens nicht gerade ein Kinderspiel. Wenn der Richter den Verkehrsteil dann noch ernst nimmt, bleibt die Realität wirklich nicht auf der Strecke. Abrufen durch eine Gruppe, abliegen, während sich eine Gruppe sternförmig auf den Hund zubewegt, anbinden, ablegen und entfernen, danach Annährung eines Hundes mit Halter ... ganz zu schweigen von Radlfahrern, Autohupen, quietschenden Reifen und Einladungen zum Einsteigen ins Fahrzeug. Alles schon dagewesen. Sag Me, hat Bär die BH? Kannst du das alles, kannst du Bär 15 Minuten ablegen, während du 30 Meter entfernt mit dem Rücken zu ihm stehst und ein Hund derweilen neben ihm vom Platz ins Hier gerufen wird und an ihm vorbeiläuft? Übrigens ist es das Schlimmste, was du tun kannst, wenn du mit deinem Hund die Reihenfolge der BH gleichbleibend übst. Irgendwann weiß der Hund ganz genau, was wann kommt und geht in die gewünschte Position, ohne dass du den Befehl gegeben hast. Fatal, Punkteabzug! Ja und dann habe ich schon viele bei der Prüfung gesehen, die jene Reihenfolge vergaßen und den falschen Weg liefen. Sie wurden vom Prüfer höflich darauf hingewiesen, dazu aufgefordert das zu verbessern. Punkteabzug gabs dafür keinen.
Ich glaube nicht, dass die BH gleichzustellen ist mit einem Wesenstest, besonders, wenn der Verkehrsteil dabei zu kurz kommt. Allerdings mit einem ausführlichen Verkehrsteil kann ich mir einen Vergleich durchaus vorstellen.
Viele Grüße
Mina

von Mina(YCH) am 23. Mai 2001 06:42

Hallo Me,
jetzt lese ich dann doch mal die Kommentare.

: Ja aber hier mal ein Fall aus der Realität: Hund der sich nicht von Fremden anfassen läßt und darauf mit ZUBEISSEN reagiert (also kein züngeln, Lefzen kräuseln, brummen, grollen oder ausweichen) wird zur BH vorgestellt und die Vereinsmeier suggerieren dem Richter (weil es sich um eine DSH handelte), dass es schwirig werden könnte, die Täto zu überprüfen und man das doch besser nicht tue, damit sie nicht wieder Rückschritte macht (also WIEDER zubeißt)... der Hund wird geprüft, macht seine Schrittfolge korrekt und trägt dann den "Titel" ge prüfter Begleithund - das läuft in meinen Augen an der Realität vorbei... und wenn ich mir nun vorstelle, dass die BH in einigen Ländern einen Wesenstest erstetzt - uuups, das kann nach hinten losgehen...

Das ist ja wohl dann eine Sache des Prüfers. Wenn es dieser bei der BH für nicht so wichtig hält, dass der Hund sich anfassen lässt, dann ist er ja wohl unfähig. Diese oder eine andere Form der Unfähigkeit findest du aber nicht nur beim Ablegen einer BH. Damit musst du im Teamtest, beim Showring, im Obedience, im Schutzhundesport und auch beim Ablegen eines Wesenstestes rechnen. Das macht aber doch die Prüfung an und für sich nicht schlecht.
Sollte die BH als Wesenstest anerkannt werden (bzw. dort wo dies schon üblich ist), wird so ein Punkt sicher nicht mehr lange durchkommen. Ich persönlich hatte bisher immer Prüfer, die den Hund anfassten. Abgesehen davon werden sich die Anforderungen an die BH grundlegend ändern.
Ich möchte aber auch hinzufügen, dass ich die BH als Ersatz für den Wesenstest nicht als geeignet finde. Genau aus dem Punkt heraus, dass man heutzutage mit einem aggressiven, gut erzogenen Hund sehr wohl die BH schaffen kann. Die Prüfer sind darauf geschult, eine stilistische Perfektion zu bewerten, die durchaus zeigt, dass der Hund unter einem gewissen Gehorsam steht. Allerdings sagt das nichts über das Aggressionspotenzial aus. Dadurch wird die BH aber nicht zum "simplen Kinderspiel für aggressive Hunde", sie zielt nur einfach auf die falschen Hunde an. Würde bei der BH der Verkehrsteil stärker hervorgehoben werden, könnte die BH durchaus vergleichbar sein. Doch wozu? Deckt die BH nicht schon genug Interessengebiete ab, denen sie genügen muss?

Liebe Grüße
Mina

von Gerald(YCH) am 23. Mai 2001 07:25

Hi Mina,

Danke für diesen qualifizierten Beitrag.

Gruß
Gerald

von charly(YCH) am 23. Mai 2001 11:37

Hallo,

: Hallo Me,
: jetzt lese ich dann doch mal die Kommentare.
:
: : Ja aber hier mal ein Fall aus der Realität: Hund der sich nicht von Fremden anfassen läßt und darauf mit ZUBEISSEN reagiert (also kein züngeln, Lefzen kräuseln, brummen, grollen oder ausweichen) wird zur BH vorgestellt und die Vereinsmeier suggerieren dem Richter (weil es sich um eine DSH handelte), dass es schwirig werden könnte, die Täto zu überprüfen und man das doch besser nicht tue, damit sie nicht wieder Rückschritte macht (also WIEDER zubeißt)... der Hund wird geprüft, macht seine Schrittfolge korrekt und trägt dann den "Titel" ge prüfter Begleithund - das läuft in meinen Augen an der Realität vorbei... und wenn ich mir nun vorstelle, dass die BH in einigen Ländern einen Wesenstest erstetzt - uuups, das kann nach hinten losgehen...

Eigentlich ist das, was Du oben beschreibst auf einen Punkt zu bringen: BETRUG!

Einer meiner beiden Hunde lässt sich eigentlich auch nicht so gern von Fremden anfassen, aber er hat gelernt, ihm passiert nix, er hat Vertrauen zu mir und jeder Prüfer, Tierarzt oder sonstwer kann ihn anfassen. Diese kritische Distanz Fremden gegenüber ist bei diesem Hund auch etwas rassebedingt, aber es liegt doch am Hundeführer wie er damit umgeht und seinen Hund entsprechend erzieht und auf die Umwelt prägt.

:
: Das ist ja wohl dann eine Sache des Prüfers. Wenn es dieser bei der BH für nicht so wichtig hält, dass der Hund sich anfassen lässt, dann ist er ja wohl unfähig. Diese oder eine andere Form der Unfähigkeit findest du aber nicht nur beim Ablegen einer BH. Damit musst du im Teamtest, beim Showring, im Obedience, im Schutzhundesport und auch beim Ablegen eines Wesenstestes rechnen. Das macht aber doch die Prüfung an und für sich nicht schlecht.
: Sollte die BH als Wesenstest anerkannt werden (bzw. dort wo dies schon üblich ist), wird so ein Punkt sicher nicht mehr lange durchkommen. Ich persönlich hatte bisher immer Prüfer, die den Hund anfassten. Abgesehen davon werden sich die Anforderungen an die BH grundlegend ändern.
: Ich möchte aber auch hinzufügen, dass ich die BH als Ersatz für den Wesenstest nicht als geeignet finde. Genau aus dem Punkt heraus, dass man heutzutage mit einem aggressiven, gut erzogenen Hund sehr wohl die BH schaffen kann. Die Prüfer sind darauf geschult, eine stilistische Perfektion zu bewerten, die durchaus zeigt, dass der Hund unter einem gewissen Gehorsam steht. Allerdings sagt das nichts über das Aggressionspotenzial aus. Dadurch wird die BH aber nicht zum "simplen Kinderspiel für aggressive Hunde", sie zielt nur einfach auf die falschen Hunde an. Würde bei der BH der Verkehrsteil stärker hervorgehoben werden, könnte die BH durchaus vergleichbar sein. Doch wozu? Deckt die BH nicht schon genug Interessengebiete ab, denen sie genügen muss?

Nein, deshalb die Anforderung seitens der Verantwortlichen an die Prüfer, den Verkehrsteil ernster zu nehmen. Problematisch durchzusetzen, da auch ich einige Prüfer kennen, die dazu keine Lust haben, zuviel Arbeit, zuwenig zuchtfähige (schöne) Hunde kämen durch und und und. Die BH wird z.B. in NRW durchaus als Wesensüberprüfung für Kat 2 Hunde anerkannt und soll wohl auch als Sachkundenachweis gelten für Liste 3 (40/20). Deshalb bleibt den verantwortlichen Verbänden gar nichts anderes übrig, als von den Prüfern zu verlangen oder zu überwachen, dass auch wirklich ein echter ausgiebiger Verkehrsteil durchgeführt wird. Und in die Köpfe der Vereinsausbilder sollte endlich mal hineingehen, wenn sie weiterhin daran mitarbeiten, nicht prüfungsfähige Hunde in der BH mit unlauteren Mitteln (Verkehrsteil in wenig durch Publikum frequentierte Viertel oder Beeinflussung des Prüfers) durchzuschaukeln, egal wie schön bei Fuß sie auf dem Platz gehen, dann dürfen sich die Vereine nicht wundern, wenn eines Tages die BH gar nix mehr gilt. Und dann kann jeder prämierte Champion in Zukunft - trotz vieler Pokale - auch zum Wesenstest gehen oder es folgen noch schlimmere Verbote seitens der Behörden in punkto Haltung und Hundesport. Viele haben das bereits erkannt (z.B. bei uns wird seit 2 Jahren ein Hund nicht zur BH zugelassen, der Mann hätte das ganz gerne, aber der Hund ist nicht wirklich kontrollierbar, ängstlich aggressiv, der Hundeführer bekommt das einfach nicht geregelt), ich kann für alle anderen nur hoffen, dass ihnen auch die Augen aufgehen und Freundschaft nicht die Augen für die Realität verschließt.

Ein Hund soll ein Hund bleiben, ein mit erhöhter Aggression behafteter Hund wird diese nie ganz verlieren, aber er sollte stets so ausgebildet sein und Vertrauen zu seinem Hundeführer haben, dass er sich auch draußen zu benehmen weiß. Und - nach bestandener BH eines solchen Hundes, sollte sich der Hundeführer darüber im klaren sein, dass sein Hund nicht plötzlich zum Schäfchen mutiert, sondern weiter darauf achten, dass er seinen Hund draußen stets unter Kontrolle hat. Dann habe ich nix dagegen, wenn ein solcher Hund ein Hund mit bestandener BH ist.

Grüße

charly

von Antje(YCH) am 05. Juni 2001 14:09

Hallo Me,

: ... und die Vereinsmeier suggerieren dem Richter (weil es sich um eine
: DSH handelte), dass es schwirig werden könnte, die Täto zu überprüfen
: und man das doch besser nicht tue, damit sie nicht wieder Rückschritte
: macht...

Sorry, aber bei uns war noch kein Leistungsrichter, dem Du so etwas erzählen kannst und bei dem Du damit durchkommst! Eines ist klar, mein Hund muß sich in keiner Prüfung, auch nicht der BH, vom Richter oder sonstwem außer mir anfassen lassen und kaum ein Richter wird dieses ungefragt tun. Es wird immer erst gefragt "Läßt sich der Hund anfassen". Aber sage ich "ja" und er beißt dann, bin ich durchgefallen. Sage ich "nein", faßt ihn der Richter auch nicht an, aber Täto-Kontrolle (ICH halte das Ohr, der Richter ließt ab) und Wesenstest werden dann besonders kritisch durchgeführt, damit muß und kann ich dann leben. Ganz abgesehen davon wurden BH, TeamTest usw. nicht dafür konzipiert, als Wesensprüfung die Menschheit vor gefährlichen Hunden zu schützen, wohl aber dürfte mit einem unkontrollierbaren Hund eine solche Prüfung nur schwer und vor allem nicht mehrmals zu schaffen sein. Und ich bin auch heute noch dagegen, irgendwelche Wesenstest für "gefährliche Hunde" bzw. "gefährliche Halter" mit dem Hundesport, egal welchem, zu vermischen, denn beides hat nix miteinander zu tun.

Viele Grüße

Antje

von Antje(YCH) am 05. Juni 2001 14:19

Hallo Charly,

: Im übrigen kann keine Prüfung, ob BH, Hundeführerschein oder sonstwas, letztendlich eine Garantie dafür sein, dass ein Hund nicht doch einmal zuschnappt oder sonst einen Unfall verursacht.

Wirklich wahre Worte! Eine Prüfung ist immer nur eine Bestandsausfnahme von einem einzigen Tag, eine Momentaufnahme im Leben eines Hundes (ist bei uns Menschen ja genau so, derjenige, der heute seinen Führerschein mit Bravour besteht, fährt morgen wie eine "gesenkte Sau" und die Katze und Oma vom Nachbarn tot...), und das in Verbindung mit einem einzigen Hundeführer. Was der Hund dann ein oder mehrere Jahre später tut, vielleicht mit der Oma des Hundebesitzers am anderen Ende der Leine, das vermag eine einzelne Prüfung, egal wie sie heißt und wie sie aussieht, sowieso nicht zu beurteilen. Mir schmeckt es deswegen überhaupt nicht, daß in einigen Bundesländern BH und/oder TeamTest als Wesens- oder Sachkundeprüfung gelten. Irgendwann wird nämlich auch mit so einem "aufgezwungenen BH-Hund" etwas passieren (der ist auch nur ein Hund wie jeder andere Hund auch, nur daß Herrchen/Frauchen jetzt gezwungenermaßen die BH etc. absolvieren und nicht aus Spaß am Hundausbilden) und dann war's "einer von unseren Sporthunden". Diesen Schuh sollten wir uns wirklich nicht anziehen, da gibt es andere Möglichkeiten.

Viele Grüße

Antje

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