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Wozu SCHH Sport?

geschrieben von Nadine(YCH) 
Wozu SCHH Sport?
07. Juni 2001 20:56

Hallo!
Ich habe da mal eine Frage an alle SchH Anhänger unter Euch, bzw. an alle, die sich damit auskennen!
Wozu dient dieser Sport? Jemand der keine Ahnung hat, meint, der Hund wird dazu ausgebildet, seinen HF zu beschützen (ist ja auch nicht so weit hergeholt, wenn man den Namen der Sportart hört).
Aber immer wieder wird dies doch von Euch bestritten (soweit ich informiert bin).
Jetzt meine Frage: Wozu dann das Ganze? Was hat es für einen Sinn? Wenn es nur dem Spaß dient, ist es dann nicht viel spaßiger, dem Hund lustige Tricks beizubringen oder mit ihm joggen zu gehen, oder Mobility, Fyball, Agility oder so? (Ich meine ist natürlich Geschmackssache, aber ich könnte daran nichts finden, daß mein Hund in den Arm eines anderen beißt, oder die Leute stellt und verbellt, oder so. Es sei denn, es dient evtl. tatsächlich auch zu meinem Schutz, aber so verstehe ich den Sinn halt nicht)
Ich habe mal gehört (da mich diese Frage schon länger beschäftigt), es dient dem Agressionsabbau, ist da was dran?
Haltet mich bitte nicht für bescheuert, aber dies ist eine ernst gemeinte Frage! Ich möchte sie auch ernsthaft beantwortet haben und nicht beschimpft werden, was mir denn einfällt, diesen "Sport" so schlecht zu machen, oder so. Ich möchte nur wissen, wozu dieser Sport dient.

Hoffe auf zahlreiche Antworten!



07. Juni 2001 21:54

Hallo Nadine,

Du hast die Frage im Grunde schon beantwortet. Es ist in erster Linie Sport, mehr nicht. Genau wie Agility, Flyball, Turnierhundesport, etc. Jemand der im Schützenverein auf Zielscheiben schießt übt auch nicht für den 3. Weltkrieg, obwohl er mit gefährlichen Waffen hantiert. Und wie Du auch richtig sagtest: DEINE Sportart ist es nicht.... aber meine... ich finde eben nichts am Flyball... ist interessant zu sehen, wäre mir aber sehr schnell zu eintönig. Wie gesagt, meine Meinung.

Die Sache mit dem Aggressionsabbau stimmt auch. Ich sehe darin ein sehr schönes Ventil für die Hunde, um sich abzureagieren. Und genau wie beim Menschen brauchen das einige Hunde mehr, andere weniger. Einige Menschen entspannen sich gerne, malen Bilder oder töpfern. Anderen ist das zu langweilig, sie gehen lieber Joggen, ins Fitnesstudio oder gehen Boxen. All das dient dem Aggressionsabbau (auch oder gerade beim Menschen). Die meisten Menschen werden aggressiv weil sie nichts mit sich anzufangen wissen, keine Hobbies haben und den ganzen Tag nur herumsitzen. Bei Hunden ist das ähnlich... nur ein Hund der in allen Triebbereichen ausgelastet ist, ist ein ruhiger, verträglicher und ausgeglichener Hund. Ich mache mit meinem Hund Schutzhundesport WEIL ich im Alltag einen ruhigen und verträglichen Hund brauche!!

Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Selektion der Gebrauchshunde über die Schutzhundeprüfungen. Es gehört ja nicht nur der Schutzdienst dazu. Geprüft wird die Fährtenarbeit (Leistungsfähigkeit der Nase, Konzentrationsfähigkeit), Unterordnung (Führigkeit, Lernbereitschaft, Motivationsfähigkeit, Schnelligkeit, Konzentrationsfähigkeit) und eben der Schutzdienstteil (Triebstärke, Belastbarkeit, Mut, Selbstsicherheit, Unterordnungsbereitschaft in hoher Trieblage). Welche andere Sportart soll diese wichtige Überprüfung im Gebraushundewesen ersetzen?? Es gibt keine...

Ein Verzicht auf Schutzhundesport bedeutet ein Verzicht auf Gebrauchshundezucht und somit der Zucht von Hunden, die für vielerlei Aufgaben geeignet sind (Rettungshunde, Blindenführhunde, Drogen-, Leichen-, Rauschgiftsuchhunde, Schutzhunde im Diensthundewesen, etc). Auch viele Hunde, die auf hoher Ebene in den "Alternativen Hundesportarten" (Agility, Obedience, Turnierhundesport, etc.) starten kommen häufig aus Zuchten, die über Schutzhundesport selektieren.

Die Selektion über Schutzdienst sagt also nicht nur etwas darüber aus ob der Hund aus einer Gebrauchshundezucht zum Schutzdienst geeignet ist, sondern ob er für JEDE ANDERE Aufgabe geeignet ist. Geprüft wird wie gesagt die Lernfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit... und diese Eigenschaften benötigt ein Sport-Schutzhund genauso wie ein Diensthund oder ein Rettungshund. Und DARIN liegt der Sinn des Schutzhundesports!!!!!

Viele Grüße

Sören

08. Juni 2001 05:35

Hallo Nadine,

Sören hat Dir ja schon eine gute Antwort gegeben. Wem TSH, Flyball, Agility Spaß machen, bitte, da habe ich nix dagegen. Aber in diesen Bereichen kann ein Hund nicht alle seine Triebveranlagungen ausleben, da läuft eigentlich alles nur über den Beutetrieb ab (Ball usw.). Im SchH-Sport kann sich der Hund in allen Triebbereichen, außer dem Fortpflanzungstrieb, ausleben. Mich selbst fasziniert es, mit einem Hund über Jahre zu arbeiten, um irgendwo auf einen grünen Zweig zu kommen (und das ist gerade genau das, was so viele Leute vom SchH-Sport abhält: Du hast keine Erfolge innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten, Du mußt wirklich in Jahren rechnen, teilweise mit langen Durststrecken leben, obwohl fast die gesamte Greizeit dafür draufgeht, und auch kleinste Erfolge akzeptieren lernen). Jeder Hund und jeder Mensch hat von seiner Veranlagung her Schwachstellen in einer der drei SchH-Sport-Disziplinen Fährtenarbeit, Unterordnung und Schutzdienst, an denen Du arbeiten mußt (also auch immer an Dir selbst!!!) und mit denen Du umgehen lernen mußt. DAS macht für mich den Reiz aus, wenn ich es schaffe, in so einem Bereich harmonisch mit meinem Hund zu arbeiten, nicht so sehr die erzielten Punkte, die allerdings ein Gradmesser sind für die Qualität meiner Arbeit, d.h. kann ich meinem Hund so viel Halt geben, daß er auch unter ungewohnter nervlicher Belastung sicher die an ihn gestellten Aufgaben frei und freudig erfüllt.

Für die Zucht von Arbeitshunden (Zoll, Polizei, Rettungsorganisationen etc.) ist eine Selektion in Bezug auf Triebveranlagung, nervlicher und körperlicher Belastbarkeit usw. unerläßlich, sonst eignet sich irgendwann nur noch ein verschwindend kleiner Teil einer Population für seine ursprüngliche Arbeit (zumal ja bei jeder Rasse, io die Arbeitsleistung wegfällt, schlagartig nur noch das zählt, was ein Hund exterieurmäßig im Schauring darstellt). Hier bleibt mir für mich und meine Rasse nur, mit Hunden zu züchten, die sich im SchH-Sport bewährt haben (wobei es hier in erster Linie nicht um Punkte geht, aber ich sehe, wie ein Hund arbeitet und welche Veranlagungen er hat), und das ist für mich wichtig). Darüber bin ich noch nicht einmal besonders glücklich, denn SchH-Sport ist Sport, kein Ernst, und oftmals erinnern mich auch große Leistungsveranstaltungen eher an Schattenboxen als an eine Selektionsmöglichkeit für die einzelnen Gebrauchshundeeigenschaften (die Hunde werden dann nicht genügend belastet, auch Hunde mit mittleren Qualitäten können bei entsprechender Ausbildung sehr hohe Punkte erzielen), da sind unsere europäischen Nachbarn, in deren Ländern Ringsport betrieben wird, weitaus besser drann, nicht umsonst hat sich der Malinois in Bezug auf die Gebrauchshundeeigenschaften (einschließlich der Gesundheit!) weltweit, trotz bedeutend geringerer Population, vor den DSH geschoben. Würde aber die für uns letzte Selektionsmöglichkeit über den SchH-Sport auch noch wegfallen, dann "gute Nacht, Marie..."

Viele Grüße

Antje

08. Juni 2001 06:13

eigentlich erübrigt sich mein Beitrag. Antje
und Sören haben schon alles gesagt.
Erwähnen möchte ich noch, dass mein Hund im Anschluss
oder sogar während des Schutzdienstes ohne Probleme mit
Menschen spielen kann. Keinerlei Agressionsverhalten ist
festzustellen.
Ich glaube allgemein hat man eine falsche Vorstellung über
einen Sporthund.

08. Juni 2001 07:33

Hallo Nadine,

ich habe mal einen längeren Text dazu geschrieben.

Geh einfach mal auf den angezeigten Link, da müßten Deine Fragen eigentlich ausführlich beantwortet werden.

Grüße, Gaby

08. Juni 2001 20:18

Hallo zusammen!

Ich kann den Beiträgen von Sören etc. nur zustimmen.
Meiner Meinung nach ist die Schutzhundeausbildung deshalb so interessant, weil dies die vielseitigste Beschäftigung mit dem Hund ist.
Er muß in den 3 völlig unterschiedlichen Bereichen Fährte, Unterordnung und Schutzdienst im Idealfall gleich gut ausgebildet werden und das fordert wirklich extrem viel Zeit und Einfühlungsvermögen.

Gruß Wolfgang