Hallo Cindy,
also zuerst einmal ist "Ringsport" eine Zusammenfassung verschiedener Prüfungen. Es gibt Französisch Ring (v.a. in FRA) Belgischen Ring, Compagne (auch in FRA), Mondioring (die offizielle anerkannte FCI-Variante in mehreren v.a. europ. Ländern) und eigentlich gehört auch KNPV aus Holland dazu.
Alle diese Varianten gehören v.a. zur Auslese der Hunde für die Zucht aber auch für den dienstl. Einsatz, aber selbstverständl. auch "nur" als Hobby. Auffällig für Neulinge sind alle Kampfhandlungen im Vollanzug - eine Sache die v.a. die SchH -Gegner als Hauptargument gegen diese Sportarten sehen.
Wichtig ist aber v.a daß alle Übungen ohne Pause hintereinander ausgeführt werden, ein Hund also 40-45min am Stück arbeiten darf, außerdem wird der genaue Übungsablauf auf jeder Prüfung ausgelost. Der Ablauf ist immer die Unterordnung, Sprünge und Schutzdienst. Der Hund wird meist ohne Halsband und Leine vorgeführt, die Hunde bestechen alle (!!!) durch Arbeitsfreude, Exaktheit und vor allem Führigkeit auch in den Beißhandlungen! Ich habe selbst schon Belgisch und Französich Ring gesehen, sowie Mondioring und als SchHler packst Du ein und gehst ganz brav nach Hause. Im Schutzdienst muß der Hund sehr viel selbständiger arbeiten als bei uns und oft selbstständig "entscheiden" was zu tun ist, außerdem wird der Hund an den Nerven durch die Helfer erheblich mehr belastet und darf nicht beißen....Zudem geht selbst bei einem super Hund immer mal eine Übung schief, und dann gibt es keine Teilbewertung, sondern Null Punkte. Somit sind die Punktergebnisse im Verhältnis zu unseren SchH-Prüfungen erheblich schwieriger. 370 von 400 Punkten sind gigantisch, 340 Punkte braucht man zum Bestehen, was wirklich eine Hürde darstellt! Bei uns braucht man mindestens 290 von 300 Punkte, um gigantisch zu sein....Alle Ablenkungen etc. variieren bei jeder Prüfung, so daß man dem Hund vorher viel zeigen muß und trotzdem immer wieder neue Situationen entstehen, in denen der Hund seine nervliche Stabilität beweisen muß, nicht so vorhersagbar wie bei uns
Normalerweise gibt es folgende Übungen (nur als Überblick, je nach PO variiert es und gibt es zusätzliche Übungen).
Freifolge (z.T mit Beißkorb), Distanzkontrolle (Sitz, Platz, Steh auf Entfernung ähnlich wie bei Obeidience), Futterverweigern, Voraus mit Zurückrufen/Abpfeifen, Fahrradfahren (in Holland), Apportieren von Gegenständen (Kanister, Hut, egal was, die sind da sehr kreativ), Apportieren aus dem Wasser (Holland), Durchschwimmen eines Kanals (Holland, Ablegen außer Sicht mit Ablenkung (nicht so wie bei uns sondern mit Tanzgruppe, Fußballspieler, Rasenmäher etc.)
Dann kommen die Sprünge, auch die varieren.
Hochsprung, etwa 1,20m, hin und zurück, der HF steht seitlich zur Hürde,
Palisade/Senkrechte Kletterwand bis 2,30m, in Frankreich hin und zurück, sonst in eine Richtung danach stoppen und Platz/Sitz/Steh
und Weitsprung bis 4,50m
Anschließend der Schutzdienst, der je nach Land sehr varriert, auch in der Art wie die Helfer arbeiten dürfen/sollen. Sie sind hier als Konkurrent zum Hund zu sehen und sollen dem Hund Punkte abnehmen, also darf er Ausbildungsschwächen aufdecken und wenn der Hund irgendwo ein Problem zeigt, dieses ausnutzen. Wichtig v.a. gegen alle SchH-Gegner ist, daß der Hund zwar im Vollanzug beißen darf, diese Hunde aber reine Beutehunde sind, da Wehrtrieb für die Art der Provokation durch die Helfer kontraproduktiv wäre. Wenn der Helfer dies mitbekommt, provoziert er die Hunde so, daß sie nicht mehr ablassen oder vorzeitig beißen....Die Hunde stehen toll im Gehorsam!
Also es gibt Fluchten mit und ohne Pistolenschuß, frontale Anbisse mit und ohne Pistole oder Klapperstock, z.T über Hindernisse, Führerverteidigung z.T mit zwei Helfern die den Hund provozieren vorzeitig zum Beißen zu bringen, Gegenstandsbewachen, auch hier wird der Hund z.T mit Gegenständen von ganz lieb bis agressiv provoziert, vom Gegenstand wegzuholen oder vorzeitig beißen zu lassen. Ist der Helfer am Gegenstand darf der Hund beißen, der Helfer zieht den Hund vom Gegenstand weg, und der Hund muß nach spätestens 2m selbständig ablassen und zum Gegenstand zurückkehren (Hundeführer außer Sicht).
In Belgien gibt es noch das Maulkorbstoßen, in Holland den Angriff auf den Helfer auf dem Fahrrad. Dann gibt es noch das freie Revieren nach dem Helfer mit Verbellen, dann einen Transport des Helfers mit zwei Fluchtversuchen (der Hund reviert wirklich frei den ganzen Platz ab, sucht den Helfer im Versteck, beim Transport bewacht der Hund frei den Helfer, der Hundeführer geht hinter dem Helfer+Hund im Abstand hinterher). Dann gibt es noch die abgebrochene Flucht, bei der der Hund in minimalsten Abstand vorm Helfer (ca 1-2m) abgepfiffen wird, der Führer selbst erfährt erst nach dem Schicken des Hundes ob der Hund beißen darf oder abgepfiffen wird. Hier ist wirklich Gehorsam gefragt, aber auch Trieb denn der Hund muß im gleichen Tempo Richtung Helfer und Hundeführer laufen, sonst gibt es Punktabzug. Wenn jetzt als erste Übung im Schutzdienst die abgebrochene Flucht ausgelost wird, schwitzen wirklich auch die sicheren Hundeführer!
Also daß war es in aller Kürze, man könnte noch Seiten dazu schreiben!
Das gute daran ist, daß hier wirklich nur nervenstarke, gesunde (siehe 4,50m Weitsprung), gut durchgearbeitete Hunde eine Chance haben, und die Varianten und Abwechslung nicht nur die Hunde fördert, sondern auch die Kreativität der Hundeführer und Ausbilder.
Also tschau
Juschka