Hallo Martin,
: Keine frage, dass mancher hund einmal die andere seite der medaille erfahren muß, aber danach sollte er unsere signale kennen, die die primäre einwirkung unnötig machen.
Tja, wenn das eben alles so einfach wäre... Natürlich muß der Hund irgendwann gelernt haben, das die primäre Einwirkung durch die sekundäre (=stellvertretende Einwirkung, also z.B. Hörzeichen) abgelöst werden soll. Dennoch "leiert" diese Konstellation mit der Zeit auch aus, d.h. es kommt routine herein und irgendwann muß die primäre Einwirkung zur Auffrischung mal wieder gesetzt werden, gerade wenn der Hund häufig in Prüfungssituationen geführt wird.
Dabei hat ein Stachel nichts mit der "anderen Seite der Medaille" zu tun, jedenfalls sehe ich das nicht so... der Hund wohl auch nicht. Dieses Halsband dient nur zum Abrufen und Verstärken des erlenten Verhaltens. Der Hund lernt also nicht über den Stachel (also über eine Meidemotivation... "wenn Du das nicht machst, setzt es was!!!"
, sondern ganz normal nach dem Belohnungsprinzip, über Spiel, Beute und Futter. Erst wenn dann das Verhalten über eine positive Konditionierung erlernt wurde, wird das positiv erlernte Verhalten über leichte Zwänge abgerufen... wobei für mich der Zwang da beginnt, wo ich den Hund in einem von ihm gewollten Tun einschränke... also im Grunde schon indem ich ihn an die Leine nehme. Ich grenze den Hund also über passive und technische Zwänge in der Form ein, das er nur das von mir erwünschte Verhalten zeigen kann. Dann folgt natürlich wie gehabt die Bestätigung über Beute oder Futter.
Kleines Beispiel: Der Hund weiß, was "Sitz" ist, habe das mit einem passiven Zwang (z.B. ein Zaun auf der linken Seite des Hundes, damit er gerade Sitzen muß) und durch schnelles zurückbewegen der Beute über den Kopf des Hundes (provozieren einer "Lauerstellung"
beigebracht. Das Kommando ist zuerst über die Non-Verbalen Einwirkungen (Bewegungen der Hand und der Beute), später dann, wenn das klappte über die Stimme (Hörzeichen "Sitz"
konditioniert wurde. Hörzeichen erst später, da er nur die richtige Ausführung mit dem Kommando verknüpfen soll, daher muß es zuerst mit Non-Verbalen Einwirkungen funktionieren.
Wenn der Hund also gelernt hat sich auf Kommando "Sitz" gerade zu setzen und aufmerksam den Hundeführer zu "bannen", rufe ich zur Verstärkung, also zur Absicherung, dieses Verhalten zusätzlich mit einer LEICHTEN Einwirkung (=technischen Zwang) am Stachel ab und bringe dadurch Geschwindigkeit hinein.
Ergebnis: Der Hund versucht dem unangenehmen (NICHT SCHMERZHAFTEN!!!!) Reiz auszuweichen und schneller in ein bereits erlerntes Verhalten zu fallen. Daraufhin folgt dann die Erwartungshaltung (=Lauerstellung) und somit auch die Bestätigung über Beute und Spiel, wie bisher.
Der Hund reagiert also bei einer leichten Einwirkung nicht mit Unterwürfigkeit und Meiden sondern mit einer schnellen, freudigen Ausführung des positiv konditionierten, erlernten Verhaltens. Der Hund muß also lernen, bei einer Einwirkung nicht zu Meiden, sondern Aktivität zu zeigen, also Zwang nach vorne in Trieb umzusetzen....
Das ganze muß natürlich in Maßen passieren und ist auch bei einigen Hunden völlig unnötig... bei denen funtioniert das auch ohne diese Hilfen sehr gut... die sind aber die Ausnahmen, denn normalerweise hält die abreit alleine über die stellvertretenden Einwirkungen nur über positive Bestärkung nicht lange an, man muß also irgendwann wieder zur ursprünglichen (primären) Einwirkung zurück... aber das auch so sanft und so klar und deutlich für den Hund wie möglich....
Wie schon gesagt, Angst, Meiden, Schmerzen, totaler Unterwürfigkeit hat in der Hundeausbildung GAR NICHTS zu suchen... ich hoffe das wurde deutlich... und bitte nicht so sehr auf Worte wie "Zwang" und "Einwirkung" anspringen... Für mich ist "Zwang" schon ein führen an der Leine oder ein gehen am Zaun (passiver Zwang) und eine Einwirkung ein Hörzeichen wie "Fuß" oder "Sitz"... aber das nur zur Erklärung...
Viele Grüße
Sören