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Sport oder Spass?

geschrieben von Uwe & Pico(YCH) 
Sport oder Spass?
22. Juni 2001 09:57

Hallo da draußen!

Ich bin ein bisschen desillusioniert und brauche ein wenig moralische Unterstützung.

Wir beschäftigen uns seit mittlerweile 4 Jahren mit Hundeausbildung und -sport (erst THS und dann Agility). Am Anfang nur als Hobby um Angie ein wenig mehr Bewegung zu können und seit ca. 2 Jahren als etwas intensiveres Hobby. D.h. wir haben Bücher gewälzt, Kurse besucht, Diskussionen geführt, und immer den Umgang andere Leute mit ihren Hunden beobachtet (Strasse, Wald, Turniere, etc.). Irgendwann kamen dann auch Newsgroups und Foren dazu, die wir erst passiv "belauscht" haben und an denen wir nun auch aktiv teilnehmen. Zuerst haben wir gedacht, dass ist genau unsere Wellenlänge (mit vielleicht einigen Ausnahmen) aber wenn man dann doch mal zwischen den Zeilen ließt, ist es doch auch hier erschreckend welche Meinungen über Ausbildung und Sport vertreten sind.

Immer wieder sind Ausdrücke in den verschiedenen Postings zu lesen wie "der Hund kommt zum Arbeiten auf den Platz (Agility und SchH)", "der Hund muss auf dem Platz gehorchen", oder "der Hund muss dieses oder jenes Kommando kennen". Ja sind wir den die einzigen, die Hundesport aus purem Spaß betreiben? Muss dem Hunde wirklich ständig unser Wille ausgezwängt werden? Hier kommt nun sehr häufig die Hinweis auf "Dominanz" und "Hierarchie", die aber letztenendes nichts mit "Gehorsam" zu tun haben.

Sicherlich hat Sport auch mit gesteckten Zielen zu tun, sei es der Aufstieg in die nächste Klasse oder der Weltmeistertitel, aber es wiederstrebt mir einfach meinen Hund auf irgendeine(!) Art und Weise zu bestrafen, falls er mal beim Fuss laufen zu weit weg ist oder das falsche Hindernis genommen hat. Der Einzige, der in so einem Fall etwas falsch gemacht hat, bin ICH!! Denn dem Hund sind Begriffe wie "Falsch" und "Richtig" völlig unbekannt. Noch bin ich persönlich kein Turnier gelaufen, aber ich bin mir sicher, dass mir kein "Zacken aus der Krone fällt", wenn Pico und ich ein "Dis" laufen, solange er schwanzwedelnd und freudig über den Platz läuft. Ich finde es gibt den Begriff der "schönen Dis"!

Naja, ich könnte jetzt noch Stunden weiter schreiben, aber ich denke ihr seht meine Frustration und ich hoffe ihr lasst mich nicht allein und überzeugt mich, dass die "Schwarzen Schafe" die Ausnahme und nicht die Regel sind.

Bis die Tage

Uwe & Pico

P.S.: Der Frust kam eigentlich erst durch eine Bemerkung über Gehorsam in dem Bereich "Agility für 3KG Hund?" auf. Danach habe ich mir noch mal einige andere Postings durchgelesen und war mehr und mehr erschrocken.



22. Juni 2001 12:10

Hallo,

natürlich muß jeder Hund, auch der kleinste, wenigstens in gewisser Weise "gehorchen" können, d.h., er muß ein gewisses Maß an Erziehung haben, um in der heutigen - leider recht hundefeindlichen - Gesellschaft bestehen zu können. Leider gibt es genug - um es schlicht und krass auszudrücken "unerzogene Tölen", die aufgrund des Versagens ihrer Halter mit zum heute anzutreffenen "Misskredit" geführt haben. Es ist aber doch "Gehorchen" und "Gehorsam" nichts Negatives und nicht gleich mit "Kadaverdrill" zu setzen - Hunde lernen nach modernen Ausbildungsmethoden (die Ewiggestrigen lassen wir jetzt mal außen vor) über POSITIVE Bestärkung = Spaß,Lob und Freude, das,was man von ihnen erwartet. Du glaubst gar nicht mit welchem Feuereifer auch - oder gerade - Kleinsthunde (die ja meist nicht als "richtige" Hunde angesehen und deshalb von vielen Leuten "doof gehalten" werden) "arbeiten", wobei man hier auch dieses Wort nicht missverstehen darf: es ist doch einfach ein Synonym dafür, sich mit dem Hund zu beschäftigen, ihm etwas beizubringen (was er gerne tut) und ihn damit körperlich und geistig auszulasten. Wenn man sieht, wie gerne das Erlernte vorgeführt wird, ist einem sofort klar, daß hier ein putzmunterer, cleverer "Partner" am Werk ist, kein geknechteter Sklave. Und eine kurze Anmerkung zur Agility: wenn man diese Sportart (und das ist es schließlich) trainiert, muß man sich,wie in allen anderen Sportarten auch, an gewisse Spielregeln halten. Es heißt doch nicht, daß der Hund "gedrillt" wird. Du glaubst gar nicht, welche Tricks zur positiven Bestärkung = Spaß/Belohnung/Lob sich die "Aggi-Leute" einfallen lassen, um ihren Hunden die korrekte "Erarbeitung" (das korrekte "Nehmen"winking smiley eines Gerätes" zu "erklären" und mit welcher Freude die Hunde dabei sind. Wenn Du wirklich schon an so vielen Seminaren teilgenommen hast, sollte das eigentlich "'rübergekommen" sein - ich kann mir nicht vorstellen, daß Du nur in den falschen Gruppen warst. Und auch wenn man Agility "nur" zum Spaß machen will: einhalten muss man die "Spielregeln" schon; Chaoten, die den Platz stürmen und den Hund "mal eben über die Geräte hüppen lassen" wollen, sind recht fehl am Platz und haben den Sinn von Agility, welche in der zugehörigen Literatur immer wieder mit "kontrolliertes Spiel" definiert wird, nicht verstanden.

Viele liebe Grüße
Gaby mit Beira (und - in memoriam - "Alt-Aggi-Mini-Ströppchen" Trixi; einer der ersten "Mini-Aggi"-Hunde in Deutschland, 28 cm klein (musste damals noch die 40er Höhe springen!), 4 kg leicht, und immer mit Freude dabei, wenn es darum ging zu zeigen, was sie alles konnte (was sie "erlernt" und gemeinsam mit mir "erarbeitet" hatte) und deren Frauchen auch eine Disqualifikation nicht als persönliche Niederlage sah und sieht.
:


22. Juni 2001 13:25

Gaby,

ich glaube Du hast in einem sehr kurzen Satz in Klammern den Kernpunkt meiner Frustration getroffen: "(die Ewiggestrigen lassen wir jetzt mal außen vor)". Das Problem liegt genau bei diesen Personen, denn die haben schlicht und einfach eine riesen Lobby in den verschiedenen Dachverbänden, sind im Vereinsvorstand, und stehen zum Teil als Trainer auf dem Platz. Und das schlimme ist, dass diese Gruppe nicht nur auf die "ältere Generation" beschränkt ist, sondern auch der Nachwuchs immer noch so denkt.

Oh, und bitte nicht falsch verstehen, ich bin bestimmt kein Hundesport-"Anachist" der seinen Hund nur "Spass machen" und "rumrennen" läßt ;-) Auch waren die Seminare, die wir besucht haben, die "Richtigen" (glaube ich zumindest), aber das ist ja leider das "Problem". Je mehr Du über artgerechte Ausbildung, Training, Sport erfährst, je mehr du mit Leuten sprichst, die es verstanden haben, desto mehr siehst Du wie viele Leute es nicht so tun.

Ansonsten stimme ich mit dem Kern deiner Antwort voll überein und hoffe, dass es immer mehr werden die so denken.

Uwe




22. Juni 2001 12:48

Hallo Gaby,
dem ist nicht hinzuzufügen. Sehe Dich Samstag auf dem Platz.

Gruß Robert

22. Juni 2001 13:43

Hallo Uwe,

Deine Antwort freut mich. Suche Dir am besten einen Platz, auf dem "vernünftige" Leute trainieren. Glaube mir - es werden immer mehr. Vielleicht kannst Du ja auch versuchen (es ist allerdings mühsam, wenn nicht fast unmöglich) auf dem Platz, auf dem Du "Ewiggestrige" triffst, diese (vieleicht zusammen mit ein paar Dir Gleichgesinnten) umzustimmen, indem Du ihnen einen aufmerksamen, freudig "arbeitenden" Hund präsentierst. Laß' Dir (und vor allem Deinem Hund) die Freude nicht nehmen!

Viele Grüße
Gaby mit Beira

22. Juni 2001 14:03

Ich arbeite dran! Ich arbeite dran! Dass "Umstimmen" wird mit Sicherheit nicht von heute auf morgen funktionieren, aber Pico und ich (und natürlich auch Sabine mit Angie) haben schon unsere ersten "Fans" , die uns um unsere "Leichtigkeit" beneiden. Mal sehen, wie das weitergeht......

Grüße und "Wuff"

Uwe und der Rest des Rudels