Hi Sabine,
: Mir stellt sich angesichts solcher Ansichten auch die Bürste auf.:-(((
Mir auch!
: Andererseits kenne ich den SchH-Sport nur vom Zusehen und habe bemerkt, daß man bei manchen Hunden die spielerische Beuteaggression um den Ärmel nur schwer von einer echten Wehraggression unterscheiden kann.
Man kann! Aber das müßte man mal life betrachten.
Es mischt sich aber auch - eine Gefahr, die nicht übersehen werden darf, z.B. auch in der Rettungshundearbeit, wo man wirklich keinen Echt-Kampf beim Beutespiel will (oder evtl. ein klitze-klein-wenig, aber wenige sind in der Lage, die Genze richtig zu definieren).
Auf alle Fälle kommt beim mißtrauischen Hund schneller eine echte Aggression zum Tragen, da er die Nerven für ein "sportliches Beutespiel" mit einem "gestandenen Mann" (was die meisten SchH-Helfer ja sind) nicht hat. D.h. der erste Anbiß erfolgt evtl. leichter als bei einem gut sozialisierten Hund mit hoher Reizschwelle und dazu möglicherweise etwas zu wenig Beutetrieb.
Nur wird der unsichere Hund später knautschen etc. (guck mal dazu, was ich unter Wesensprüfung geschrieben habe).
: Allerdings kann ich alle auf dem Platz tätigen Schutzhunde außerhalb des Trainings problemlos anfassen und darüber hat sich auch noch kein HF aufgeregt.
Richtig, der gute Schutzhund ist sozialisiert und weiß den Unterschied zwischen Sport, Ernstfall und zivilem Leben. Er hat Vertrauen zu Menschen und genießt ihre Gesellschaft. Wenn einer angriffig wird, kann er das situationsgerecht unterscheiden und im Schutzhundesport arbeitet er evtl. nur über Beutetrieb (dann geht er einen Helfer ohne Ärmel erst gar nicht an) oder über Wehrtrieb (gefällt mir gar nicht, aber es gibt Sporthunde, die das tun und so nervenfest sind, daß sie draußen trotzdem nicht angreifen, da sie Platz und Privates unterscheiden).
: Nun meine Frage an die Schutzhundler:
: Wird aus einem mangelhaft sozialisierten Hund wirklich der "bessere" Schutzhund???
: Ist systematisch aufgebautes Mißtrauen gegenüber fremden Personen wirklich eine gute Basis für diesen Sport??
S.o. - vor 20 Jahren hat man es so gemacht.
: Einer der besten Sporthunde auf dem Platz ist im "normalen" Leben ein superverträglicher, zu allen Menschen freundlicher Hund.
Eben! Und ich habe als Kind diverse Polizeihunde mit dem Gemüt von "Rex" geknuddelt - aber wehe, es wurde Ernst.
: Ich kann deshalb an die Theorie des Rotti-Besitzers nicht glauben....
Ich auch nicht und habe auf einem Platz mal ein Beispiel exerziert, als man mir sagte, daß ein Hund, der mit Menschen nur gutes erlebte und nur über Beutespiel zotteln würde, daß der nicht geeignet sei, im Schutzdienst energisch zu verbellen etc. - dazu: es handelt sich um einen Golden-Howa-Mix, ausgebildet als Rettungshund:
1. zeigte er das Verbellen am Helfer, ohne den offenen Ärmel zu greifen, weil er gelernt hat, das Spielzeug erst zu greifen, wenn sich der Helfer rührt; hat der Helfer kein Spielzeug, gibts eh nichts zu greifen; dabei saß er ohne zu belästigen 5cm vor den Schuhspitzen des Helfers und übertönte das Gebell aus den Boxen. Energisch genug?
2. als er anbiß - er kannte den Ärmel bis dahin nicht als Spielzeug - biß er zwar nicht so tief wie ein Schutzhund, aber er knautschte nicht, hielt fest etc. - völlig sicher.
3. als wir ein echtes Suchspiel machten (er sollte zeigen, daß er suchen kann) und sich ein SchH-Helfer ohne Körperschutz und Spielzeug versteckte ("der sucht bestimmt nur das Spielzeug und jetzt kann er es nicht"
, ging es so aus, daß der SchH-Helfer, als er ohne jede Verteidigungsmöglichkeit verbellt wurde, ganz schön Angst bekam - "energisch genug"? Als ein anderer Helfer demonstrierte, wie man den Hund im Bellen anfassen kann etc. war er erstaunt, traute es sich aber selbst nicht.
Zumindest fragten nachher einige, wie der Hund so aufgebaut wurde, daß er nicht einfach so beißt, sich anfassen läßt, energisch verbellt und festhält. Ich erklärte es und wies auch darauf hin, daß der Hund zu diesem Zeitpunkt 3 Jahre alt war - noch 1/2 Jahr früher hätte er zwar sicher, aber nicht so energisch verbellt und festgehalten. Das Erwachsen-werden hat da nocheinmal den letzten Schliff gegeben, da damit wohl auch eine innere Sicherheit und Selbstbewußtsein einhergeht. So lange wollen sie aber meist nicht warten, sondern hetzen den Hund mit 1,5 Jahren zur ersten SchH-Prüfung, die er zwar besteht, aber oft als nicht energisch genug, unsicher u.ä. tituliert wird. Dann ist der Hundeführer über den Hund verärgert, probiert alles mögliche, bringt meist mehr Aggression rein und es dauert auch 1 Jahr bis sich was ändert (mit vielen Fehlern). Statt dessen hätte man ihm dann auch die Zeit zu reifen geben können.
Die Veränderung in der Arbeitsweise ab einem bestimmten Alter (spezifisch von Hund zu Hund) beobachte ich im übrigen auch bei Rettungshunden.
Also, Dein Feeling stimmte schon, aber solche alteingefleischten bekehrt man meist nicht mehr. Am besten fernhalten, damit der kleine Rotti nicht noch mehr Probleme kriegt, als er eh schon hat.
Beste Grüße
Heidrun