Hallo Andrea,
: eine Bekannte möchte gerne ihren Hund im Schutzdienst ausbilden.
Vorab sollte sie erst einmal genau abklären, ob ihr Hund wirklich "das Zeug dafür hat". Nicht jeder Abkömmling einer Gebrauchshunderasse ist für die Ausbildung im SchH-Sport geeignet (ups, heißt ja jetzt nicht mehr "SchH", sondern "VPG"...), und auch der Hundeführer muß neben einigem Talent eine ganze Menge Zeit mitbringen. Die Ausbildung besteht aus drei Sparten, nicht nur dem Schutzdienst, sondern auch der Fährtenarbeit und der Unterordnung. Um einen "rohen" Hund auf SchH1-Niveau (Sorry, VPG1-Niveau...) zu bringen, muß man im Schnitt mindestens ein Jahr vier- bis fünfmal pro Woche trainieren, um eine solide Leistung zu erbringen, auch bei Schißwetter...!
: Jetzt hört sie aber von mehreren, die ihre Hunde bis SCH3 geführt haben, dass das mit Probleme gibt, da sie ihren Hund als "Familienhund" hält.
Das ist absoluter Quatsch!!! Vielleicht hat sie sich mit Leuten unterhalten, die Hunde besitzen, die aufgrund ihres Wesens eigentlich nicht für den SchH-Sport geeignet sind (das VPG lasse ich jetzt weg, da habe ich mich noch nicht dran gewöhnt... *grins*)? Gerade der für SchH geeignete Hund, der mental sehr stark ist, ist ein sehr sicherer Hund innerhalb der Familie. Viele unserer Vereinsmitgleider haben Kinder, die Hunde sind ins Familienleben integriert, und "Probleme" gibt es höchstes mal dann, wenn jemand den zur Familie gehörenden Kindern zu nahe tritt; dann verbittet sich der betreffende Hund das, allerdings ist dabei noch nie zugebissen worden, ein "starker" Hund regelt das anders, aber ebenso wirkungsvoll.
Diese Ausbildung hat hingegen sogar Vorteile, wenn ein Gebrauchshund als Familienhund gehalten wird: Sie spricht fast alle Triebbereiche des Hundes an, der Hund kann seine angeborenen Triebveranlagungen ausleben und wird dadurch ausgeglichener, wird nicht neurotisch, weil er sich nicht langweilt, und der Hundeführer bekommt eine intensivere Bindung zu seinem Hund, kann seinen Hund "besser lesen", was einem auch in Alltagssituationen zu gute kommt.
: Sprich Zwingerhaltung usw. kommen sowieso nicht in Frage.
Die ist nicht notwendig. Es schadet einem wesensfesten Hund zwar nicht, wenn er zeitweise im Zwinger gehalten wird, aber einige unserer Hunde im Verein leben ausschließlich in der Wohung und qualifizieren sich trotzdem bis zur DM. Einzig und alleine die Beziehung zwischen Hund und Hundeführer ist wichtig, und die kann auch bei einem Zwingerhund gut sein und bei einem Wohnugshund schlecht, umgedreht natürlich ebenso...
: Nun ist sie verunsichert. Sie würde vielleicht auch mit Clicker arbeiten, aber auf dem Platz erntet sie schon belustigte Blicke(schließlich haben die anderen ja 20 Jahre Erfahrung!)
Sie sollte sich erst einmal einen zu ihr passenden Übungsplatz suchen. Der geeignete Platz ist nicht immer in unmittelbarer Nähe. Hier sollte sie darauf achten, wie die Hunde arbeiten, welche Leistungen sie im Schnitt erbringen. Findet sie einen Verein, in dem fast alle Hunde gleichmäßige Leistungen erzielen, dann scheint man dort mit der Menatlität vieler Hunde Erfahrung zu haben. Das ist wichtig!
In Bezug auf das Clickertrainig sieht es so aus, daß es noch nicht so weit verbreitet ist. Es wird schwierig sein, momentan einen Verein zu finden, in dem geclickert wird und der gleichzeitig auch noch gleichmäßige Leistung auf höherem Niveau erzielt; vielleicht sieht das aber in einigen Jahren anders aus.
In diesem Sport hängt sehr viel von der Arbeit der Schutzdiensthelfer ab. Mit ihnen stehen und fallen die Leistungen eines Vereines. Sie müssen einem sympatisch sein, ihre Arbeitsweise ebenfalls. Und wenn man ein Goldstück als Helfer gefunden hat (dick gesät sind die nicht), sollte man sich, gerade als Anfänger, auf seine Ratschläge verlassen, egal ob Clicker ja oder nein...
Viele Grüße
Antje