Hallo Tristo
: Sesto ist schon bald fünf jährig und ich arbeite mit ihm schon seit klein auf. Ich habe das Apportieren unter professioneller Anleitung aufgebaut, auch mit Teilschritten. Lernen das Holz aufzunehmen, zu tragen, zu halten, damit hinzusitzen, es mir entgegenzubringen und schliesslich es mir auch zu holen. Alle Teilschritte wurden natürlich immer belohnt, bis sie perfekt sassen.
Wenn du Teilschritte nicht mehr belohnst, weil sie nun sitzen, kommt es leicht vor, dass das Verhalten wieder auseinander faellt. Es lohnt sich fuer den Hund nicht mehr (der Hund ist wie eine Rechenmaschine: er rechnet sich immer aus, ob es sich lohnt fuer ihn, dies oder jenes zu tun.) So werden auch die Tiere in Sea World immer wieder mal nur fuer einen Teilschritt bestaetigt, auch wenn sie schon das ganze Verhalten beherrschen. Fuer's Apportieren wuerde das heissen, den Hund C&T, nur weil er von dir weg zum Apportel hinlaeuft.
Das gilt auch fuer das ganze Verhalten an und fuer sich: Wenn es nun nie mehr eine Belohnung gibt, weil der Hund es nun ja kann, wird sich das Verhalten verschlechtern - es lohnt sich nicht mehr fuer den Hund.
Der erste Schritt ist nicht Holz aufnehmen, sondern Holz halten. Bei gewissen Hunden sogar erst nur Blick zum Holz hin. Du wartest darauf, dass der Hund dir das Verhalten anbietet und sagst ihm dann mit C&T, that's it!, genau DAS laesst das Futter erscheinen.
: Die Belohung war vor allem das Spiel mit mir.
Reward is in the eye of the beholder: Ist das fuer deinen Hund auch wirklich eine Belohnung? Wie genau lief das ab: der Hund nimmt das Holz auf wie erwartet und wie kommt nun die Belohnung?
Wenn du mit Futter belohnst, benuetzt du die "hardware" des Hundes. Futter ist ein Primaerverstaerker, zudem bestaetigst du bei jedem C&T, dass du Leittier bist, weil du das Futter kontrollierst. Du willst ein Lecker? Bring mir das Holz. Du willst mir das Holz nicht bringen? Das ist ok und du ziehst mit dem Futter vondannen. Eine Stunde spaeter sieht das ganze meist schon anders aus.
Und: "reward history drives the behaviour" (sorry, ich weiss da manchmal einfach nicht wie ihr das auf deutsch nennt), also die bisherigen erlebten Belohnungen sind es, die das Verhalten wieder ausloesen und nicht das erlernte Signalwort. Der Hund holt das Holz nicht, weil du "Apport!" sagst, sondern weil er gelernt hat, dass wenn er dir das Holz bringt, nachdem du "Apport!" gesagt hast, er manchmal/immer eine Belohnung erhaelt. (Bringt er das Holz, ohne das Signalwort, passiert nichts - sollte auch nichts passieren, damit du das Verhalten richtig unter Signalkontrolle bekommst).
Wie du schon sagtest, wenn du selbst aufgeregt bist, versucht dich der Hund mit Langsamheit zu beruhigen - sehe ich auch oft beim Fuss gehen an Pruefungen, besonders in der Freifolge.
Eine andere gute Sache finde ich, dies in den Alltag einzubauen: Du willst in den Garten? Ok, halt das Holz und ich oeffne dir dann die Tuer etc. Und das taeglich Futter im Training zu verwenden: no free feed, der Hund muss sich das Futter erarbeiten.
Letztendlich hat der Hund immer die Wahl, auch wenn du mit Druck arbeitest. Der Hund hat aber ein ganz anderes Verhaeltnis zu dir und zum Verhalten an und fuer sich.
Wenn dich der positive Aufbau weiterhin interessiert, lohnt es sichfuer dich vielleicht auch, mal beim Clickertraining und/oder clicker.de hineinzuschauen (wenn du das nicht schon eh getan hast). Dort gibt es Leute, die haben noch viel mehr Erfahrung als ich.
Liebe Gruesse
Gabrielle