Hallo Manfred,
was ich vom "Ferntrainer" halte, brauche ich hier nicht zu schreiben, dass haben alle anderen schon getan. Es gibt ein schönes Sprichwort für den Einsatz solcher Geräte: "Wo das Wissen aufhört, beginnt die Gewalt"...
Ich glaube aber, der beste Weg, um Dich von dem Einsatz eines solchen Folterinstrumentes abzuhalten ist, Dir ein paar konkrete Tips zu geben, wie Du das Betreten der Kontaktzonen üben kannst.
Nach meiner Erfahrung resultiert das Überspringen der Kontaktzone aus einem Fehler, den man immer wieder beobachten kann: der Hundeführer lobt den Hund, sobald dieser das Hinderniss überwunden hat. Also z.B. sobald der Hund die A-Wand verlassen hat und wieder auf dem Boden steht. Was also lernt der Hund? Ich muss so schnell wie möglich über das Hinderniss rüber, dann freut sich mein Mensch. Und was geht schneller, als ein weiter Sprung? Schwupps, schon ist der Fehler da.
Im Grunde musst Du die Arbeit an den Kontaktzonenhindernissen noch einmal ganz neu aufbauen. Voraussetzung ist, dass Dein Hund die Kommandos "Langsam" und "Steh" beherrscht - das sollte jeder Agility-Hund können! Am besten beginnst Du mit dem Steg, da hier der Aufstieg nicht so steil ist und Du den Hund somit auch ganz langsam - zur Not am Halsband haltend - heranführst. Ideal wäre es, wenn Du zu Anfang das Hinderniss flacher machst, evtl. sogar auf den Boden legst, wie man es bei ängstlichen oder sehr jungen Hunden macht. Der Hund wird nun auf die Kontaktzone des Aufgangs geführt und mit "Steh" dort zum Halten gebracht. Lob und Leckerli. Dann gehts weiter über den Steg. Sobald sich der Hund dem Abgang nähert, aber noch oben auf dem Steg ist, gibst Du das Kommando "Langsam". Auch hier: zur Not wieder ins Halsband greifen, um den Hund wirklich daran zu hindern, runter zu rennen. Meist reicht es aber, die flache Hand dem Hund vor die Nase zu halten, um ihn zu stoppen. So führst Du ihn langsam auf die Kontaktzone des Abgangs. Dort wieder "Steh", Lob und Leckerlie. Wichtig: ruhiges Loben, der Hund soll durch das Lob nicht angestachelt werden! Das alles wiederholst Du so lange, bis der Hund kapiert, dass er für das Stehenbleiben auf der Kontaktzone gelobt wird und NICHT für das schnellstmögliche Verlassen des Hindernisses. Was bedeutet, dass Du den Hund bei Kontaktzonen-Hindernissen NIEMALS loben solltest, wenn er wieder festen Boden unter den Füßen hat, das führt zur Fehlverknüpfung! In ganz hartnäckigen Fällen kann man auch Leckerli auf die Kontaktzone legen und dem Hund zeigen. So bleibt er dort stehen und schnuppert erstmal, ob es was Gutes gibt. Diese Methode hat allerdings auch Nachteile und sollte daher nur angewandt werden, wenn alles andere versagt.
Zusammengefasst geht es darum, dem Hund erst einmal LANGSAMKEIT auf den Hindernissen beizubringen. Dazu gehört auch, den Hund auf Steg, A-Wand oder Wippe mit "Steh" zum Anhalten zu bringen - und zwar an verschiedenen Positionen. Bei der A-Wand geht das natürlich meist nur am Scheitelpunkt, aber beim Steg überall und bei der Wippe wenigstens überall vor dem Kipp-Punkt. Bei der Wippe achte mit "Steh" darauf, dass er diese nicht sofort wieder verlässt. Ein Hund, der mit hoher Geschwindigkeit über die Wippe läuft, kann aus Gründen des mangelnden Gleichgewichts gar nicht auf dem Abgang stehenbleiben, ihm bleibt nichts anderes übrig, als zu springen. Daher ist es wichtig, dass der Hund zunächst auch den gaaaannnnz langsamen Aufgang auf die Wippe lernt. Damit diese nicht zu schnell kippt, solltest Du wie in den Anfangsstunden die Wippe auffangen und langsam herablassen. So hat Dein Hund die Chance, auf dem Abgang wieder stehen zu bleiben. Über die Langsamkeit erreicht man korrektes Arbeiten am Hindernis. Erst wenn dieses im LANGSAMEN (Schritt-)Tempo wirklich gut klappt, erst dann(!!!) beginnt man, Schnelligkeit in die Sache zu bringen. Leider gehen die meisten HF den umgekehrten Weg: von Anfang an rennen sie mit dem Hund über den Parcours und hetzen ihn über die Hindernisse. Da muss man sich nicht wundern, dass sich dieser typische Fehler einschleicht.
Grundsätzlich solltest Du beim Üben auch dann, wenn Dein Hund die Hindernisse super beherrscht, immer wieder zwischendurch den Hund auf den K.-Hindernissen zum langsamen Arbeiten bewegen. Z.B. auch mal den Hund auf dem Steg sich ablegen lassen oder "Sitz" am Aufgang der Wippe usw. Dies vor allem auch immer wieder im Bereich der K.-Zonen. Sinn und Zweck: der Hund lernt, in diesen Bereichen ganz besonders aufmerksam zu sein, denn es könnte ja ein Kommando von Dir kommen...Damit wird seine Aufmerksamkeit auf die K.-Zonen gelenkt - und genau das willst Du ja erreichen.
Noch kurz was zu Strafreizen: diese machen nur dann Sinn, wenn der Hund weiß, wo der Zusammenhang zwischen Strafe und Vergehen ist. Mal abgesehen davon, dass das Überspringen von Kontaktzonen weiß Gott KEIN Vergehen ist, dass auch nur annähernd irgendeine Strafe rechtfertigt - und schon gar nicht mit Starkzwang! - wie, bitteschön, soll Dein Hund wissen, dass der Stromschlag in irgendeinem Zusammenhang mit der Kontaktzone steht??? Das einzige, was er lernen würde wäre, dass er bei bestimmten Hindernissen Schmerz verspürt. Folge: er wird Angst vor diesen Hindernissen bekommen und sie zu meiden versuchen. Toller Erfolg, wenn man Agility betreiben will...Merke: KEIN Hund macht Fehler, weil er seinen HF ärgern will! Fehler entstehen nur, weil ein Hund falsch ausgebildet wurde und schlicht und ergreifend gar nicht verstanden hat, was von ihm erwartet wird. Wie kann man ihn für etwas strafen, was man SELBER verbockt hat???
Gruß
Inge