Hallo Sandra,
naja, wenn Ewald es tut, tu ich es auch noch mal...
: Ich sehe einfach den Sinn des Schutzdienstes (wohl bemerkt nicht die
: Fährtenarbeit und die Unterordnung) nicht ein, wenn es sich nicht um
: Polizeihunde handelt. Vielleicht kann mir jemand das mal erklären.
: Warum sollte mein Hund auf Kommando zubeissen? Agility ist für mich
: Spass, Freude und Schutzdienst Ernsthaftigkeit und irgendwie
: auch-sorry- Verbissenheit (im wahrsten Sinne des Wortes).
Hier muß ich schreiben, daß Du vom Schutzhundesport bzw. VPG-Sport, wie er heute heißt, einfach keinen blassen Dunst hast, sorry.... Bevor Du über etwas urteilst, mußt Du doch erst einmal wissen, worum es geht. Du unterteilst "Agility = Spaß für Hundeführer und Hund/alle nett zueinander" und "VPG-Sport = Hund will einem Menschen etwas böses". Sorry, aber so ist das nicht! Der Hund betrachtet den Schutzdiensthelfer weder als Beute noch als einen Feind, den er verletzen oder gar töten will. Sein Triebziel ist der Schutzarm, und der Helfer, der ihn trägt, ist ein Sozialpartner, mit dem der Hund ein Beutespiel ausführt, so wie zwei Hunde, die um einen Stock balgen. Letzere führen einen Kampf UM den Stock und keinen Kampf GEGENEINANDER, ein großer Unterschied in Bezug auf das, was zu diesem Zeitpunkt beim Hund im Kopf vorgeht!!! Dabei wird auch das Aggressionspotential eines Hundes angesprochen, aber nicht in der Weise, daß Aggression gegen den Helfer frei wird in Bezug auf ein Beschädigungsbeißen, sondern man nennt das eine beutebezogene Aggression, d.h. der Hund versucht den Helfer mental zu beeindrucken, so wie die Hunde, die um den Stock balgen, versuchen, sich gegenseitig zu beeindrucken (Körperhaltung, Mimik, Lautäusserung). Diese Form der Aggression setzen wir Menschen genau so gegeneinander ein, z.B. beim Tennis. Der Schutzdiensthelfer ist letzendlich nix anderes als ein für den Hund metal gleichstarker Sparringspartner und kein Feind, den es zu vernichten gilt...
: Aber wenn er das Kommando fass oder sonst was, missversteht…
Es gibt kein Kommando "Fass!", durch welches beim Hund ein Angriff auf den Schutzdiensthelfer (oder sonst einen Menschen) ausgelöst wird, damit dieser ihn mit dem Ziel des "Beschädigenwollens" beißt. Es gibt lediglich das Kommando "Voran", durch welches der Hund freigegeben wird, daß er wieder zu seinem Triebziel (= Schutzarm) darf, von dem er vorher "gesperrt" wurde, z.B. durch das Kommando "Fuß". Das gleiche Kommando ("Voran"
wird verwendet beim Einweisen in die Verstecke (= Revieren) oder beim Einweisen zum Stellen und Verbellen. In beiden Fällen darf der Hund nicht im Arm anbeißen.
Vielleicht hilft es Dir ja, den Schutzdienstablauf mal grob zu erklären. Der Hund darf im gesamten Verlauf beim still stehenden Helfer NICHT am Schutzarm anbeißen, ja den Helfer noch nicht einmal berühren, das gibt Punktabzug. D.h. der still stehende Helfer darf nur verbellt oder "still gebannt" (= bewacht) werden. Erfolgt ein Überfall seitens des Schutzdiensthelfers auf den Hund oder den Hundeführer, dann darf der Hund den Schutzarm packen, aber nur so lange, bis der Helfer wieder still steht. Dann MUSS der Hund sofort vom Ärmel ablassen, spätestens auf ein Kommando des Hundeführers hin. Jedes weiter nötige Kommando zum Ablassen bedeutet Punktabzug, nach dem dritten erfolglosen Kommando wirst Du mit Deinem Hund disqualifiziert. Ganz klar strukturiert ist, daß der Hund bei einen still stehenden Helfer NIE anbeissen darf bzw. bei einem Helfer, der die Gegenwehr bei dem Kampf um den Ärmel einstellt, sofort ablassen muß. Das erfordert sehr große Disziplin beim Hund und auch, daß dieser in seinen Triebbereichen flüssig wecheln können muß. Hinzu kommt, daß der Hund lernen muß, sich zu beherrschen, obwohl er hoch im Trieb steht, denn sonst könntest Du mit ihm keine Prüfung bestehen.
: Wegen den Kindern: Ich finde Agility einfach kindergerechter als
: Schutzhund (zum Mittrainieren, mein ich jetzt!). Wenn
: Kind und Hund durch den Parcours speeden, finde ich das für das Kind
: ein befreienderes, kindergerechteres Erfahren, als wenn der Hund an
: der Leine des Kindes einem Mann in den Arm beisst und dies erst noch
: auf das Kommando des Kindes hin.
*grins* Du wirst keinen Sechsjährigen finden, der einen Hud zum VPG-Sport ausbilden kann, und das Ammenmärchen mit dem Kommando "Faß" ist jetzt hoffentlich aus der Welt geräumt. Wenn Kinder mit dem VPG-Sport beginnen, sind sie meistens so um die 12 Jahre alt, vorher können sie bestenfalls mal einen sehr gut aussgebildeten Hund vorführen, wenn sie von klein auf mit der Sache groß geworden sind. Es spricht übrigens nix dagegen, daß Vater/Mutter einen Hund im VPG-Sport führen kann und der Sprößling den gleichen Hund im Agility....
: Es tut mir leid, Robi, aber für mich sieht genau dieses Foto düster
: aus. Und ich frage mich wiederum nach dem Sinn...
Der Sinn ist folgender:
- den Leuten macht's Spaß
- den Hunden macht's Spaß
- Unbeteiligte werden nicht geschädigt
- für die Zuchtlenkung benötigen wir unbedingt eine Selektion, damit es weiterhin Hunde gibt, die für den Einsatz als Diensthunde geeignet sind, sowohl körperlich als auch mental
: (Es gibt ja noch Katasrophenhund, Sanitätshund...)
Natürlich gibt es das... Und hierbei eignen sich Hunde, die körperlich gesund sind, eine entsprechende Triebveranlagung und eine gewisse mentale Belastbarkeit besitzen, alles Sachen, die durch den VPG/IPO- und den Ringsport abgetestet werden. Sprich diese Hundesportarten sichern in der Zucht das Potential, daß unsere Hunde weiterhin für vielfältige Aufgaben ausbildbar bleiben, und davon profitieren auch viele Nicht-Schutzhundsportler...
Viele Grüße
Antje