Triebiger Hund auf der Fährte
15. August 2002 10:12

Hallo,

angeregt durch die geführten Diskussionen bezüglich Stachel und Co., möchte ich jetzt das Thema von Inge u.a. nochmal aufnehmen.

Es wurde jetzt des öfteren gesagt, daß man triebige Hunde auf der Fährte mittels Stop-and-go-Methode wesentlich effektiver führen kann, als durch andere Methoden/Hilfsmittel.

Da ich jedoch die Stop-and-go-Methode auf der Fährte nicht kenne, allerdings sehr triebige Hunde habe, würde mich diese Methode generell mal interessieren.

Es stellen sich mir die nachfolgenden Fragen:

- was ist mit dem Oppositionsreflex?

- stop-and-go bedeutet für mich erstmal stehen bleiben und weiter. Was passiert beim stehenbleiben? Kommt der Hund da zurück? Ist ja eigentlich in der Leinenführigkeit irgendwie so gedacht (bitte korrigieren, falls komplett falscher Ansatz). Wäre für die Fährte ja nun eher tödlich.
Bleibe ich einfach nur stehen und halte den Hund zurück, baut er ja in diesem Moment des Verwehrens noch mehr Trieb auf die Fährte auf.

Also wie soll das zu verstehen sein?

Viele Grüße
Tanja



15. August 2002 11:56

Hallo Tanja,

ich beginne mit dem Fährten derart, daß ich, sowie der Hund nicht mit der Nase tritt für Tritt tief absucht, augenblicklich stehenbleibe und ihn anhalte. Egal, ob er mit höhere Nase fährtet, neben die Spur kommt oder sich die Raben betrachtet. Anfangs ist es möglich, daß er zurückkommt, am mir hochspringt, von der Fährte geht, versucht den Raben nachzuhüpfen, sich hinsetzt oder sonstwas macht. Dabei bleibe ich völlig passiv. Natürlich kann es auch mal sein, daß man dann 'ne viertel Stunde blöde auf dem Acker rumsteht und der Hund derweil sehr viel Spaß hat und Mäusen nachbuddelt, aber dann hat man wenigstens Gelegenheit, mal darüber nachzudenken, warum man den Hund in einer falschen Triebstimmung auf die Fährte gebracht hat. Sowie sich der Hund mit tiefer Nase in den nächsten Tritt orientiert, geht es weiter. Falls er mal zurückkommt auf der Fährte ist das nicht weiter schlimm, weil er ja auf diese Art kein Bröckchen liegen läßt und keinen Erfolg verbuchen kann. Bevorzugen tue ich hierbei übrigens das Suchen mit einem etwas breiteren Lederhalsband....

Möglich, daß das heute die "Stop-and-Go-Methode" genannt wird, muß ja alles einen neuen Namen bekommen heute. Ich habe es jedenfalls von jemandem gelernt, der über 5 Jahrzehnte Hundesport betrieben hat.

Viele Grüße

Antje

15. August 2002 12:04

Hi Antje,

schon klar, aber es ging ja um zuviel Trieb. Nicht wenn der Hund die Nase oben hat, sondern stürmt wie ein Ochse (unabhängig davon, ob er vermutlich falsch aufgebaut wurde).
Also, wie bremst du ihn ab? Auch mit stop-and-go?

Viele Grüße
Tanja

15. August 2002 12:29

Hi Tanja,

bin nicht Antje, aber erzähl mal wie es hier lief...

Rico war so ein stürmischer, aber kein Ochse, da "nur" 20kg, da wurde mir geraten einfach entsprechend langsam zu laufen...nach 1/2 Jahr sehr intensiver Fährtenarbeit hat er es endlich verstanden gehabt. Kommt mir nicht sehr überzeugend vor, aber wenigstens hatte ich dann was ich wollte - heute fährtet Rico am lockeren Riemen, sehr angenehm da wir keinen Sport mehr machen, sondern über sehr unwegsames Gelände suchen.

Tja, und dann ist da noch Basko, ein richtiger Ochse (35kg)....da hab ich gezielt "an lockerer Leine fährten" geübt mittels Stop-and-go. Leine am Bauchgurt (sonst ermüden meine Arme schneller als Hundis Zugkraft), Geschirr an, und vorwärts geht es nur noch an lockerer Leine. Anfangs haben wir bald eine Stunde für 10m gebraucht und trotz Gurt war ich schweißgebadet...aber nach wenigen Übungen hatte Basko es raus. Für Futter interessiert er sich übrigens nicht die Bohne, er will einzig und allein möglichst schnell zum Fährtenende, denn da wartet das "Triebziel"...

15. August 2002 14:03

Hallo Tanja,

: Es wurde jetzt des öfteren gesagt, daß man triebige Hunde auf der Fährte mittels Stop-and-go-Methode wesentlich effektiver führen kann, als durch andere Methoden/Hilfsmittel.

So habe ich das nicht gelesen.
Es wurde nur gesagt, dass man kein Stachelhalsband braucht, um einen triebigen Hund auf der Fährte zur "Sammlung" zu bringen, und dass man auch als ehrgeiziger Hundesportler mit sanften Methoden leistungsstarke Fährtenhunde ausbilden kann.

Dass der Stachel effektiv ist (zumindest bei Hunden, die ihn psychisch aushalten), glaube ich gerne.
Aber ich lehne es einfach ab, meinem Hund Schmerzen zuzufügen, nur um an ein gutes Prüfungsergebnis zu kommen. Aber dieses Thema ist ja eben erschöpfend diskutiert worden.

Ich habe meinen Hund, der anfangs vollig gaga über die Fährte raste, einfach mit Leckerchen gebremst.
Ganz stur in jeden Tritt ein Leckerchen, wochen- und monatelang und immer darauf bestehen, dass jedes Lecker aufgenommen wird.
Das ist eine Fleißarbeit (vor allem das Legen) und ein Geduldsspiel, aber es lohnt sich.

Ich fährte immer mit Geschirr und halte die Leine locker-gespannt, so dass der Hund den Kontakt zu mir zwar spürt, aber sich nicht zu sehr gelenkt fühlt.
Natürlich kommt bei Bremsaktionen von mir auch mal der Oppositionsreflex durch, aber mit der Zeit lernt der Hund, dass er nur mit gründlichem Suchen ans Ziel kommt.
Die Pendelbewegung ist dann eine Art Gewöhnungseffekt.

Ich lege die Fährte von Anfang an ziemlich lang (mindestens 200 Schritte), damit der Hund auch richtig ins Fährten kommt und nicht schon beim ersten Fährtenversuch nach 20 Schritt Stürmen den Jackpot bekommt.
Ich baue auch von Anfang an Bögen und Schlangenlinien und recht bald auch Winkel ein. Das zwingt den Hund zum Aufpassen und er kommt nicht so leicht ins Rasen.
Oft hilft es auch, den Jackpot am Schluss weniger attraktiv zu gestalten und Leckerchen zu verwenden, die der Hund zwar gerne mag, aber die nicht der absolute Knüller sind.

Wenn ich die Leckerchen dann abbaue (erst, wenn der Hund zuverlässig an lockerer Leine jeden Tritt absucht), dann versuche ich, die Fährte möglichst "überraschend" zu gestalten. Lege also streckenweise wieder in jeden Tritt, dann lange nichts, dann ein paar einzelne usw.
Der Hund soll nie wissen, in welchem Rhythmus gelegt wurde. Er muß in jeden Tritt schauen, denn es könnte ja was drin sein...

Übrigens wurde dieses Thema hier vor kurzem ausführlich diskutiert unter der Überschrift "Chaos auf der Fährte".(Einfach ein Stück runterscrollen)
Interessanterweise kam dabei kein einziges Mal der Rat mit dem Stachel...

Grüße
Sabine+K



15. August 2002 13:53

Hallo Tanja,

indem ich die Fährten schwieriger gestalte. Letzendlich bleibt das "Restproblem", wenn man zwischen leichterem und schwierigerem Gelände wechselt und der Hund dann im Tempo ungleichmäßig wird. Für diese Nuancen verwende ich das Korallenhalsband in Verbindung mit meiner Stimme. Würde gerne mal Hunde fährten sehen, die mit der modernen (*ggg*) "Stop-and-Go-Methode" ausgebildet wurden.

Viele Grüße

Antje